Baeuerin sucht Frau
verloren hast?«, fragt er.
»Sag nicht, das bereitet dir schlaflose Nächte«, erwidere ich nicht eben freundlich und gehe an ihm vorbei in den Laden. Unsere Gemeinschaft von Karlas Entbindung ist, wenn ich es genau bedenke, lange her und das in der Zwischenzeit Geschehene macht sie unwirklich.
Jochen folgt mir in den Verkaufsraum. »Das tut mir leid, ehrlich.«
»Na klar«, sage ich ärgerlich. »Ich kann mir bildhaft vorstellen wie zerknirscht man im Hause Wuttke darüber ist. Sonst noch was?«
Ich nehme mir einen Besen, fege den Fußboden zwischen den Regalreihen. Jochen lehnt sich gegen den Kassentisch. »Du glaubst mir nicht.«
Ich schaue über meine Schulter hinweg zu ihm. Seine Miene drückt tatsächlich so was wie Anteilnahme aus. Unglaublich. »Wundert dich das?« Mein Ton ist nach wie vor abweisend.
»Nee.«
»Also, was willst du?«
»Fragen, ob ich dir helfen kann.«
»Ich hör wohl nicht richtig.« Ich drehe mich um, fege in die entgegengesetzte Richtung auf Jochen zu. Was für eine Frechheit, mich derart zu verarschen. Zugegeben seine Stimme klingt nicht zynisch. Das ist ja das Gemeine. Er versucht tatsächlich Hoffnung in mir zu schüren. Und wenn ich nach dem Strohhalm greife ... doch klar, was dann passiert! »Hältst du mich für blöd? Warum solltest ausgerechnet du mir helfen?«
»Vielleicht, weil ich nicht gut heiße, was mein Vater treibt?«
Ist ja mal was ganz Neues. »Ach, der rebellische Sohn, ja?«
»Mein Vater und mein Bruder haben den Bogen überspannt. Nicht nur bei dir«, erklärt er mir. »Ich lasse mich von den beiden nicht länger wie einen Angestellten behandeln. Ich hau vom Hof ab.«
»Wie schön für dich. Was geht mich das an?«
»Ich suche natürlich eine neue Beschäftigung. Man munkelt, dass du den Hof verkaufen musst.«
Da haben wir´s. Was für ein kläglicher Versuch! Mir mit einer absurden Geschichte vom verkannten Sohn den Hof abluchsen zu wollen! Nette Idee, aber doch sehr leicht zu durchschauen.
Dass diese Aasgeier von Wuttkes nicht bis zur Zwangsversteigerung warten können. Wahrscheinlich wollen sie kein Risiko eingehen. Unerwartete Interessenten könnten den Preis für das Objekt am Ende in die Höhe treiben.
»Und du wärst interessiert?«, frage ich, tue als wolle ich einlenken. Na warte. Dich lasse ich auflaufen! Aber so was von.
»Ja.«
»Du machst mir natürlich einen guten Preis«, versichere ich mich.
»Also eigentlich dachte ich an ...«
»Na dann gehen wir doch in mein Büro, setzen den Vertrag auf«, schlage ich übertrieben freundlich vor. »Ich glaube ich habe auch noch einen Whiskey im Schrank. Damit begießen wir das Geschäft.« Mittlerweile ist meine Stimme ein einziges Säuseln.
»Ähm, genaugenommen wollte ich ...«
»Schließlich soll heute Abend im Hause Wuttke der Sieg über die lästige Ökolesbe gefeiert werden.« Hier schlägt mein Ton schlagartig um. »Ihr haltet mich wohl für total bescheuert, oder?!«
»Nein, du verstehst mich nicht.«
»Was gibt es da nicht zu verstehen?«, gifte ich ihn an. »Ihr könnt es einfach nicht lassen! Wollt mich unbedingt am Boden sehen. Aber da bin ich schon. Also was noch? Mit dem Fuß auf meiner Schulter als Sieger posieren? Ihr seid so armselig!« Ich hole mit dem Besen aus, fege Jochen buchstäblich aus dem Laden. »Schieb ab«, blaffe ich.
Jochen flieht in langen Sprüngen vor meinem Besen. Draußen stößt er fast mit Antje zusammen, die gerade mit der Mülltüte aus dem Haus kommt.
Jochen bleibt bei ihr stehen, macht eine eindeutige Geste mit der Hand, die er vor seiner Stirn hin und her bewegt und zeigt auf mich. Jochen sagt irgendwas zu Antje, was ich nicht hören kann. Wirklich frustrierend, dass meine beste Freundin mit dem Feind kollaboriert. Zumindest könnte man das glauben. Natürlich würde Antje sich nie gegen mich verbünden. Mit niemanden. Dennoch würde ich gerne wissen worüber die beiden jetzt reden. Sie stehen ziemlich dicht beieinander, stecken die Köpfe zusammen. Jochen flüstert Antje etwas ins Ohr. Seid wann sind die beiden so vertraut miteinander? Antje nickt, Jochen sieht sie an, nickt zurück, hebt den Daumen. Dann geht er.
Ich gehe zu meiner Freundin. »Was geht denn zwischen euch beiden vor?«, frage ich skeptisch.
»Was soll denn da vorgehen? Nichts«, weicht Antje aus.
»Ihr habt doch was ausgeheckt«, forsche ich.
Keine Antwort.
Mein Blick verdüstert sich. »Antje, egal wie sehr er behauptet er will mir helfen, glaub ihm nicht. Es liegt doch
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