Bahama-Krise
schwimmen und tauchen. Wir
haben einen Tauchklub auf Grand Bahama, für die Kinder gibt es sicher
Gruppenpreise. Wer nicht schwimmen kann, könnte es hier im Hotel
lernen. Wir haben einen Schwimmlehrer am Swimming-pool.«
»Großartig«, sagte Cora. »Eine der ersten Schülerinnen bei dem
Schwimmkurs bin ich. Ich kann nämlich nicht schwimmen.«
Mit Begeisterung gingen die drei an die Vorbereitungen. Ich
machte sie mit einigen Leuten bekannt, die ihnen bei der Verwirklichung
des Projektes von Nutzen sein konnten. Bevor sie in die Staaten
zurückflogen, lud ich Debbie ins Hotel ›Xanadu Princess‹ zum Abendessen
ein. Cora und Addy hatte ich zu meiner Schwester Peggy nach Abaco
geschickt, damit wir bei dem Tête-à-tête auch allein waren.
Als wir vor dem Hotel ausstiegen, schaute Debbie die Fassade
hoch. »Gehört das auch zum Theta-Konsortium?« fragte sie.
Ich lachte. »Nein. Ich bin nur gern auf dem laufenden, was die
Konkurrenz macht.«
Während wir drinnen auf die Cocktails warteten, kam ich auf
die beiden Begleiterinnen zu sprechen, die Debbie angeheuert hatte.
»Ich finde Cora und Addy sehr nett«, sagte ich. »Wie haben Sie sie
aufgegabelt?«
»War nicht schwer«, lachte sie. »Ich hab' die nächsten
genommen, die zu kriegen waren, und ich hab' Glück gehabt. Die beiden
sind unverheiratet. Aber wenn ich in den letzten Tagen richtig
aufgepaßt habe, könnte sich das bald ändern. Die Männer hier auf den
Bahamas scheinen nicht lange zu fackeln.« Ihr Lächeln verschwand. »Wie
haben Sie Ihr Leben eigentlich jetzt eingerichtet, Tom?«
»Mir geht's gut. Mit dem Theta-Konsortium hab ich soviel
Arbeit, daß ich kaum an etwas anderes denken kann. Ich habe schon
überlegt, ob ich nicht mein Haus verkaufen soll. Ich bin sowieso noch
kaum dort. Meist schlafe ich im Hotel.«
»Dieses wunderschöne Haus dürfen Sie nicht verkaufen!« sagte
sie brüsk.
»Ich weiß nicht, was ich da noch soll. Das Haus ist voller
Erinnerungen …«
Sie legte ihre Hand auf die meine. »Es tut mir so leid, daß
Sie noch so darunter leiden.« Wir schwiegen eine Weile. »Billy hat mir
gesagt, daß Sie ihm das Foto von Kayles gezeigt haben. Gibt es schon
irgendeine Spur, wo er steckt?«
»Nichts. Es ist, als ob er vom Erdboden verschluckt wäre. Wenn
sein Boot nicht sechs Tage später aus dem Jachthafen von Grand Bahama
losgesegelt wäre, würde ich fest daran glauben, daß er mit der ›Lucayan
Girl‹ untergegangen ist. Aber so …« Ich wechselte das Thema.
Der Rest des Abends verging mit angenehmeren Gesprächen. Es war schon
recht spät, als ich Debbie ins ›Royal Palm‹ zurückbrachte. Während wir
vom Parkplatz auf den hellerleuchteten Eingang zugingen, flog ein Vogel
aus dem Gebüsch auf und streifte mit seinem Gefieder Debbies Gesicht.
Jedenfalls schien es so, denn bevor man das Tier richtig zu Gesicht
bekam, war es schon wieder verschwunden. Debbie war vor Angst ganz
bleich geworden.
»Was war das?« stammelte sie.
»Haben Sie keine Angst«, beruhigte ich sie. »Das war ein
völlig harmloses Tier. Wir nennen sie Geldfledermäuse.«
Debbie musterte mich voller Zweifel. Erstens hielt sie
Fledermäuse durchaus nicht für harmlos. Und zweitens mißfiel ihr der
Name Geldfledermaus.
»Warum nennt man sie so?«
Ich lachte. »Weil man sie immer erst sieht, wenn man sie nicht
mehr kriegen kann – wie das Geld.«
An jenem Abend konnte ich nicht einschlafen. Ein seltsamer
Gedanke gewann in mir Gestalt. Konnte es sein, daß ich Debbie
Cunningham die Idee mit dem Urlaubsprogramm für die Slumkinder nur
aufgeschwatzt hatte, damit ich öfter Gelegenheit hatte, sie zu sehen?
Wenn es so war, dann war es unbewußt geschehen. Julie und Sue waren
erst einige Wochen tot. Ich konnte jetzt wirklich nicht an eine andere
Frau denken.
Sieben Monate, nachdem ich die Leitung des Theta-Konsortiums
übernommen hatte, wurde das neue Hotel unter dem Namen ›Rainbow Bay
Hotel‹ eröffnet. Ich lud einen größeren Kreis von Ehrengästen zur Gala
nach Eleuthera ein. Vor allem die Minister der Regierung, die zu dem
Konsortium ihren Segen gegeben hatten, aber auch einige prominente
Gäste des ›Royal Palm Hotels‹, amerikanische Filmstars, einen
Golfchampion und die örtlichen Würdenträger. Auch Kommissar Howard
Perigord und seine Frau Amy gehörten zu den Gästen. Die Mitglieder des
Cunningham-Clans waren aus den Staaten angereist: Billy und sein Vater,
Billy I., Jack Cunningham, der mich mit unverhohlenem Mißtrauen
beäugte, und
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