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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Angesicht kennenzulernen.
    Die Sonne ging unter, als wir das Man-o'War Cay erreichten.
Ich weckte Sam auf.
    »Wir fahren von hinten an das Cay ran, Sam. Wie weit schätzt
du, sind wir noch weg?«
    »Eine halbe Meile.«
    »Ausgeschlafen?«
    »Ja.« Er sah mich prüfend an. »Was willst du von Kayles?«
    »Privatsache.«
    Er wiegte mißbilligend den Kopf. »Vor einem Jahr, als ich dich
das gefragt habe, da hast du gesagt, die Polizei wäre hinter Kayles
her. Sag mir, was los ist.«
    Die Aufforderung war berechtigt. Wenn es zu einer
Gegenüberstellung mit einem Mann kam, den ich für einen Mörder hielt,
dann hatte Sam auch ein Recht zu wissen, woran er war.
    »Wie gut warst du mit Pete Albury befreundet?« fragte ich.
    »Wir kannten uns von Kind auf«, gab er zur Auskunft. »Du weißt
ja, wir stammen beide von Abaco. Ich weiß noch, wie er mit dir gespielt
hat, wenn du nach Abaco zu Besuch kamst. Ich war damals höchstens vier.
Du mußt ungefähr zwölf oder dreizehn gewesen sein.«
    »Pete war mein Freund«, sagte ich leise.
    »Meiner auch«, sagte Sam. »Wir sind oft zusammen zum
Schildkrötenfang gegangen. Die größte, die wir erwischten, wog
zweihundert Pfund. Pete hat mir auch beigebracht, wie man Krabben
fängt.«
    »Kayles war auf der ›Lucayan Girl‹, als das Boot verschwand«,
sagte ich.
    Sam schwieg. Erst nach einer Weile räusperte er sich. »Glaubst
du …«
    »Ich glaube gar nichts, aber ich bin dabei, mir Gewißheit zu
verschaffen. Wenn wir die Vorderseite von diesem Cay da erreichen, kann
ich deine Frage beantworten. Ich weiß nur noch nicht, wie ich Kayles am
besten packe.«
    »Moment mal«, sagte Sam. Dann wandte er sich zu Bayliss und
bedeutete ihm, den Motor zu drosseln. Das Weiße seiner Augen leuchtete
im Widerschein der untergehenden Sonne, als er mich wieder ansah. »Wenn
Kayles auf der ›Lucayan Girl‹ war, dann ist er der Mörder.« Wie alle
Menschen, die mit der See auf du und du sind, machte sich Sam keine
Illusionen, wenn es um Dinge wie Leben und Tod ging. »Ich habe damals
in den ›Freeport News‹ über die Sache gelesen«, fuhr er fort. »Es gab
da doch diesen Gerichtsbeschluß, wo Sue für tot erklärt wurde. Kam mir
gleich so vor, als ob da ein paar Fragen offengeblieben wären.«
    »Kommissar Perigord wollte nicht, daß durch die
Gerichtsverhandlung größeres Aufsehen erregt wurde. Er hatte Angst, daß
das Kayles verscheuchen könnte. Das Foto von Kayles, das du gesehen
hast, hat Sue gemacht, bevor die Lucayan Girl nach Miami auslief.
Perigord vermutet, daß Kayles Kokain schmuggelt. Aber das ist nicht der
Grund, warum ich ihn mir vorknöpfe.«
    Er starrte auf das näherkommende Ufer. »Du hast vor, auf der
Rückseite des Cays an Land zu gehen«, sagte er. »Das ist keine gute
Idee. Wenn du über die Insel wanderst und am andern Ufer ankommst,
liegt das Boot einhundertachtzig Meter draußen im Wasser. Zu tief, um
rüberzuwaten, du müßtest schwimmen. Und das erweckt von vornherein
Verdacht. Es wäre besser, wir fahren im Boot um das Cay herum und
nähern uns Kayles so, wie's ein normales Fischerboot tut.« Er deutete
auf einen leeren Wasserkanister, der unter der Ruderbank verstaut lag.
»Ich könnte ihn um etwas Frischwasser bitten.«
    »Willst du wirklich dabeisein?«
    »Aber sicher«, sagte Sam ohne zu zögern.
    »Er wird dich erkennen«, wandte ich ein.
    Sam reagierte mit Ironie. »Was soll ich denn tun? Soll ich
mich vielleicht weiß schminken? Es ist doch egal, ob er mich erkennt
oder nicht. Er hat von mir doch nichts zu befürchten. Bei dir ist das
anders. Du solltest dich verstecken, damit er dich nicht schon von
weitem sieht.«
    Mit gedrosseltem Motor fuhren wir um Man-o'War Cay herum und
besprachen die letzten Einzelheiten. Sam hatte Kayles zwar vom Flugzeug
aus erkannt. Aber er hatte ihn nur einen Augenblick lang gesehen, und
das nur durch ein Fernglas. Einwandfrei identifizieren konnte er Kayles
nur, wenn er mit ihm sprach. Er würde, so unser Plan, den Mann auf dem
Boot um etwas Frischwasser bitten. Wenn er jedoch sah, daß es sich
nicht um Kayles handelte, würde er ihn fragen, ob er nicht etwas Fisch
von ihm kaufen könne.
    Die Umrisse des Bootes waren jetzt zu erkennen. Die Sonne war
untergegangen. Ich nahm die Abdeckung des Motors ab und tat so, als ob
ich mir am Vergaser zu schaffen machte. Dabei stand ich von der ›My
Fair Lady‹ abgewandt, so daß der Fremde mein Gesicht nicht sah. Dann
war es soweit.
    »He, ist jemand an Bord?« rief Sam. Er war

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