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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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einmal
nicht mehr wußte, was in den einzelnen Dosen war. Kayles hatte Vorsorge
getroffen, daß ihm das nicht passieren konnte.
    Ich öffnete die Bordapotheke. Sie war reichhaltig
ausgestattet. Unter anderem fanden sich zwei Wegwerfspritzen, deren
Beschriftung darauf hinwies, daß sie mit Morphium gefüllt waren. Es ist
selten, daß man an Bord eines Segelbootes derartige Spritzen vorfindet.
Für große Strecken führen Einhandsegler manchmal Betäubungsspritzen mit
sich. Sie brauchen dazu jedoch eine besondere Genehmigung. Außerdem
müssen die Spritzen dann in einem versiegelten Behältnis aufbewahrt
werden. Das war hier nicht der Fall. In der Bordapotheke fanden sich
außerdem ein paar nichtetikettierte Ampullen mit einer öligen
Flüssigkeit von gelblicher Farbe.
    Ich nahm eine dieser Ampullen heraus und betrachtete sie im
Schein der Deckenbeleuchtung. Wie es schien, war die Ampulle in
Heimarbeit zugelötet worden. Die Enden waren rauchgeschwärzt, als ob
man sie in die Flamme einer Kerze gehalten hätte. Es gab keinerlei
Einprägung auf der Glaswandung, keinerlei Beschriftung. Wenn Kayles
Kokain schmuggelte, so sagte ich mir, dann lag es nur nahe, daß er auch
selbst süchtig war. Die Ampullen enthielten vielleicht seine eigene
Ration. Ich fand diesen Verdacht bestärkt, als ich in einem Seitenfach
der Bordapotheke auf eine wiederverwendbare Injektionsspritze stieß,
wie sie von Rauschgiftsüchtigen benutzt wird. Sorgsam ordnete ich alles
wieder so ein, wie ich es vorgefunden hatte. Dann verschloß ich die
Bordapotheke und ging zu Sam zurück.
    Er saß immer noch am Kartentisch, über die Aufzeichnungen von
Kayles gebeugt. Wie er mir sagte, war er – was die
eingetragenen Daten betraf – zu der gleichen Schlußfolgerung
gelangt wie ich. Die eingezeichneten Routen verrieten nicht, in welchem
Jahr sie zurückgelegt worden waren. Immerhin hatte Sam jedoch eine
Idee, wie man der Lösung des Rätsels näherkommen konnte.
    »Wir könnten den Kurs mit den Wetterberichten am jeweiligen
Tag vergleichen«, schlug er vor.
    »Das werden wir Kommissar Perigord überlassen«, sagte ich.
    Sam nickte. Er sah nachdenklich drein. »Man hätte die Polizei
besser von Anfang an eingeschaltet. Warum hast du ihm nicht Bescheid
gesagt, bevor wir losgeflogen sind? Jetzt sitzen wir in der Patsche.«
    »Verdammt noch mal, ich wußte doch gar nicht, ob es wirklich
Kayles war. Wir sind auf den bloßen Verdacht hin hergekommen.«
    »Trotzdem, Tom. Es wäre besser gewesen, du hättest Perigord
informiert.«
    Jetzt verlor ich die Geduld. »Was denn sonst noch alles? Okay,
ich habe die Polizei nicht informiert, was ich vielleicht hätte tun
sollen. Ich bin ja der Musterknabe, der immer alles macht, wie's sich
gehört. Nur um mich herum, da können alle verrückt spielen, das ist
nicht weiter wichtig. Ich schlage mich mit Seuchen herum, die in
anderen Hotels ausbrechen. Meine Gäste werden von Brandkatastrophen
geschockt, die durch den Leichtsinn anderer verschuldet sind. Um das
Maß vollzumachen, gibt es Streiks und Straßenkämpfe. Weißt du, was
gerade los war, als du heute morgen ins Hotel kamst?«
    »Nein, was?«
    »Ich hatte zweihundert fuchsteufelswilde Amerikaner am Hals.
Irgendwelche Neandertaler am Flugplatz haben das Gepäck von diesen
armen Würstchen zu Konfetti zerschnipselt. Wenn das so weitergeht, kann
ich bald das Handtuch werfen. Wir brauchen dann auf den Bahamas keine
Hotels mehr, nur noch ein leistungsfähiges Bestattungsunternehmen.« Ich
fuhr herum. Kayles hatte gesprochen.
    »Wer sind Sie, verflucht noch mal?«
    Die Stimme klang kraftvoller, als man von jemandem erwartet,
der gerade aus einer Ohnmacht aufwacht. Wie ich annahm, hatte er eine
ganze Weile den Bewußtlosen gemimt und in aller Stille versucht, seine
Fesseln zu lösen. Was die Fesseln anging, so machte ich mir keine
Sorgen. Ich hatte mir die Knoten angesehen, die Sam gemacht hatte. »Sie
kennen mich, Mr. Kayles«, sagte Sam. Die Augen des Gefesselten weiteten
sich, als er sich mit seinem Namen angesprochen hörte. »Und jetzt
verraten Sie mir mal, warum Sie keine Positionslichter gesetzt haben.
Ist das nicht etwas gefährlich? Ich meine, da können Sie doch jederzeit
über den Haufen gefahren werden, nicht?« Sams Stimme klang täuschend
freundlich.
    »Ihr verfluchten Jachtpiraten«, schnaufte Kayles aufgebracht.
»Bei mir ist doch nichts zu holen. Warum sucht ihr euch nicht einen
reicheren Skipper aus?«
    »Sie könnten uns zum Jachtklauen vielleicht ein

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