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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Rippenstoß. »In zehn Minuten überfliegen
wir Man-o'War Cay«, sagte er.
    Ich rappelte mich auf und weckte Sam. »Auf welcher Seite des
Cays war das Boot geankert?«
    Sam starrte durch das Fenster. »Auf dieser Seite.«
    »Es ist jetzt wichtig, daß du ganz normal weiterfliegst«,
sagte ich zum Piloten. »Geh jetzt schon auf die zulässige Mindesthöhe
runter, und dann überfliegst du das Cay auf der Westseite. Kein Wippen
mit den Flügeln, keine Kurven, nichts. Stur geradeaus wie jemand, der
zu einem ganz anderen Ziel unterwegs ist.«
    Das Flugzeug verlor an Höhe. Dann sagte Bill: »Die kleine
Insel dort drüben ist Flamingo Cay, und der breite Streifen dahinter
ist Man-o'War Cay.«
    Ich reichte Sam das Fernglas nach hinten. »Du kennst Kayles«,
sagte ich. »Schau dir das Boot gut an und paß auf, ob du ihn zu sehen
kriegst. Ich werde versuchen, ein Foto zu machen.«
    »Boot in Sicht«, sagte Pinder.
    Ich betätigte den Filmaufzug der Kamera und öffnete das
Seitenfenster. Feuchtwarme Luft strömte herein wie die Bö eines
Wirbelsturms. Dann sah ich das Boot. Ich sah auch die Ankerkette, wie
sie vom Boot in das klare Wasser hinabreichte.
    »Das ist Kayles' Boot«, sagte Sam. Ich betätigte den Auslöser.
Dann lud ich neu und machte ein zweites Foto. »Kayles ist im Cockpit«,
hörte ich Sam sagen.
    Und dann waren wir vorbei, das Cay blieb hinter uns zurück.
Ich verdrehte mir den Hals, aber das Boot war nicht mehr zu erkennen.
    »Hat er gewinkt oder irgendeine Bewegung gemacht?«
    »Nur dagestanden und raufgeschaut«, sagte Sam.
    »Gut. Wir fliegen nach Duncan Town.«
    Bill Pinder überflog die kleine Ansiedlung in niedriger Höhe,
er hatte bereits die Räder ausgefahren. Als wir auf der kleinen
Landebahn niedergingen, kam bereits ein klappriges Auto von der
Aufsichtsbaracke auf das Ende der Bahn zu. Dann stand die Maschine. Wir
kletterten hinaus. »Ich kenne den Fahrer«, sagte Sam. Das Auto war
neben uns zu stehen gekommen.
    »Dann sprich du mit ihm wegen dem Boot, das wir brauchen«,
sagte ich. »Ich will das schnellste Boot, das sich auftreiben läßt.«
    »Ich werd' mein Bestes tun«, sagte Sam. »Aber mach dir keine
Illusionen. Hier gibt's keine sehr schnellen Boote.«
    Wir bestiegen das klapprige Gefährt, um nach Duncan Town
reinzukommen. Ich war dabei, wie Sam wegen des Bootes verhandelte. Es
war das erste Mal, daß ich in Duncan Town war, und ich betrachtete
neugierig, was es hier zu sehen gab. Ein sauberes kleines Nest,
höchstens 200 Einwohner, wie Perigord gesagt hatte. Die meisten waren
wohl Fischer, den Booten nach zu urteilen. Ein paar bepflanzte Äcker
waren zu sehen, aber keine Plantage. Der Boden gab wohl gerade genug
her, daß es für den Eigenbedarf reichte. Immerhin gab es Pfannen zur
Gewinnung von Meeressalz, wie ich bei meinem kleinen Rundgang
feststellte.
    Ich hatte mich nur auf Rufweite von Sam entfernt, der mit
einem Fischer verhandelte.
    »He!« rief er. Ich lief zu ihm. »Da ist das Boot«, sagte er
und deutete auf die Liegestelle.
    Es war ein sechs Meter langes Fischerboot in nicht besonders
sauberem Zustand. Der Maschinenkasten war mit Netzen zugedeckt, die
Ruderbänke waren mit Fischschuppen übersät. Es stank nach vergammeltem
Fisch. Das ganze Gebilde hätte bei Pete Albury einen mittleren
Nervenzusammenbruch ausgelöst.
    »Ist das das beste Boot, was wir kriegen können?«
    Sam nickte. »Immerhin hat es einen Motor. Und zusammenbrechen
wird es auch nicht. Ich komme mit Ihnen, Tom. Ich kenne Kayles.
Ausschlafen kann ich mich ja unterwegs, nach sechs Stunden Schlaf
geht's mir schon besser.«
    »Sechs Stunden, werden wir so lange brauchen?«
    »Das Cay ist vierzig Meilen von hier, und diese Kiste läuft
höchstens sieben Knoten.« Er schaute zur Sonne. »Wir werden bei
Einbruch der Dämmerung ankommen.«
    »Dann also los«, sagte ich resigniert. »Wir werden jetzt mit
sieben Knoten den Atlantik durchpflügen.«
    Fünf Minuten später tuckerten wir los. Eigner und Skipper des
Bootes war ein Schwarzer namens Bayliss. Er stand an der Pinne. Sam
hatte sich aus den stinkenden Fischnetzen ein Lager bereitet und
schlief. Ich saß auf der Ruderbank und brütete. Die Gemächlichkeit, mit
der dieser Kahn durch die Wellen glitt, ging mir auf die Nerven. Ich
war daran gewöhnt, im Flugzeug von Insel zu Insel zu preschen. Ich
verglich die Bugwelle mit der Länge des Bootes und errechnete, daß wir
nicht mehr als sechs Knoten Fahrt machten. Ich war voller Ungeduld,
Kayles von Angesicht zu

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