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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Schreibtisch Platz. »Ich
dachte, du wärst auf Ragged Island.«
    Das Ragged-Island-Projekt war nach meiner Unterredung mit
Kommissar Perigord entstanden. Er hatte mich daran erinnert, daß
draußen im Meer Hunderte von paradiesischen Inseln lagen, die für einen
Apfel und ein Ei zu kaufen waren, weil sie unbewohnt waren und keine
wirtschaftliche Nutzung zuließen. Meine Idee bestand darin, daß man
dort Strohhütten und Zelte aufbauen konnte. Aus den Gesprächen mit den
Gästen wußte ich, daß viele ganz gern ein paar Tage Robinson gespielt
hätten. Allerdings mußte das Robinson-Dasein mit ein paar
Annehmlichkeiten wie Betten und netter Gesellschaft versüßt werden.
Junge Paare konnten dort Abenteuerferien machen. So der Plan, zu dessen
Sondierung ich Sam Ford nach Ragged Island sandte.
    »Ich war ja auch dorthin unterwegs«, begegnete Sam meiner
Frage, in der ein Vorwurf mitgeklungen hatte. »Aber dann ist etwas
passiert. Du sagtest mir doch, ich sollte dir Bescheid sagen, wenn ich
diesen Mann wiedersehe.«
    »Jack Kayles?«
    Er nickte. Ich sprang auf.
    »Wo ist er? Hast du ihn gesehen?«
    Es war ein Jahr vergangen, seit ich mit Sam darüber gesprochen
hatte. Ich hatte die Sache schon fast vergessen.
    »Nicht ihn selbst, aber sein Boot.«
    »Und wo?«
    »Es ankerte vor dem Man-o'War Cay, bei den Jumentos-Inseln.
Jetzt ist das Boot blau, und der Name ist ›My Fair Lady‹.«
    »Woher weißt du dann, daß es sein Boot ist, Sam?«
    »Das ist leicht.« Sam lachte. »Ich habe ihm vor eineinhalb
Jahren einen Schäkel für sein Fockstag verkauft. Das Schäkel paßte
nicht, weil es amerikanisch war und sein Boot ist englisch. Ich mußte
ein Verbindungsstück schmieden lassen. Und dieses Verbindungsstück ist
noch da. Es gibt keinen Zweifel, es ist sein Boot.«
    »Bist du so nah herangekommen?«
    »Auf eine Kabellänge.« Das waren 180 Meter. »Ich hab' mir das
Boot mit dem Fernglas angesehen. Ich glaube nicht, daß Kayles an Bord
war, sonst wäre er an Deck gekommen. Die Skipper auf solchen einsamen
Inseln sind meist ganz froh, wenn irgend jemand kommt. Das hilft über
die Langeweile. Ich denke, er war an Land, das Boot hatte Anker
geworfen. Aber zu sehen war er nirgendwo.« Sam sah mich ernst an. »Da
habe ich mich daran erinnert, was du mir gesagt hattest, daß ich ihn
nicht verscheuchen soll. Ich bin also vorbeigesegelt, ohne den Kurs zu
ändern. Erst hinter der Insel hab' ich gewendet.«
    »Das hast du gut gemacht. Wann war das?«
    »Gestern, sagen wir vor etwa dreißig Stunden. Ich bin
zurückgesegelt wie der Teufel.«
    Das stimmte. Es waren dreihundert Meilen von den
Jumentos-Inseln bis nach Grand Bahama. Ich dachte nach. Der schnellste
Weg, um auf die Jumentos-Inseln zu kommen, war zu fliegen. Aber das
Flugzeug mußte in Duncan Town landen. Von dort war es noch ein ganzes
Stück bis zum Man-o'War Cay. Ich würde ein Boot mieten müssen.
Vorausgesetzt, daß ich eins bekam. Und vorausgesetzt, daß der Skipper
bereit war, mit mir diese Tour zu fahren. Zum erstenmal wünschte ich
mir, ich hätte ein Wasserflugzeug.
    »Wie fühlst du dich?« fragte ich. »Bist du noch fit?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe die letzten achtundvierzig
Stunden kein Auge zugetan, Tom. Ich hatte zwar noch Jim Glass als
Bootsmann mit, aber Jim hat noch wenig Erfahrung beim Navigieren. Mit
Schlafen war es nichts.«
    »Komm mit, wir fliegen hin«, sagte ich. »Du kannst dich dann
in Duncan Town ausschlafen. Ich möchte nur wissen, ob er noch dort ist.
Okay?«
    Er nickte. »Okay, Tom. Aber erwarte nicht, daß ich dich
unterwegs mit flotten Geschichten unterhalte. Sobald ich mich hinsetze,
schlafe ich ein.«
    Ich nahm eines der Flugzeuge unserer Hotelkette und Bill
Pinder als Piloten. Debbie und das geplante Wochenende auf Family
Island hatte ich völlig vergessen. Ich hatte auf dem Sitz des Copiloten
Platz genommen, Sam saß hinten, er war schon vor dem Start
eingeschlafen. Ich hatte ein Fernglas dabei und einen Fotoapparat mit
Teleobjektiv. Wenn irgend möglich, wollte ich Kommissar Perigord ein
Foto des Gesuchten mitbringen. Zumindest das Boot hoffte ich auf den
Film zu bekommen. Wenngleich die Identifizierung von Kayles schwierig
sein konnte. Es schien die Farbe zu wechseln wie ein Chamäleon.
    Obwohl ich viel fliege, muß ich sagen, daß mich Fliegen
überaus langweilt. Während wir über die blaugrüne See dahinglitten,
wurden meine Lider schwerer und schwerer. Ich muß eingeschlafen sein.
Plötzlich gab mir Pinder einen

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