Bahama-Krise
befindet. Das hat mit der Tatsache zu tun, daß wir
sie entführt haben. Wir gehen davon aus, daß Ihnen an dem Leben und an
der Rückkehr Ihrer Tochter gelegen ist, wobei wir uns gerne eines
Besseren belehren lassen. Immerhin mögen Sie daran interessiert sein,
die Bedingungen zu erfahren, unter denen wir Ihre Tochter freilassen
werden. Es wird über diese Bedingungen keinerlei Verhandlungen geben.
Sie werden Ihren Schwiegersohn Thomas Mangan
veranlassen, sofort nach Texas zu kommen. Wie Sie das bewerkstelligen,
ist Ihre Sache. Wir verfügen über Mittel und Wege, um festzustellen, ob
Mr. Mangan hier eingetroffen ist. Wenn Sie Ihre Tochter lebend
wiedersehen wollen, dann nur im Austausch gegen Thomas Mangan. Wir
sichern Ihnen zu, daß es zu keinen weiteren Forderungen kommen wird,
auch nicht zu einer Forderung nach Lösegeld. Sobald Mr. Mangan in Texas
eingetroffen ist, werden wir Sie wissen lassen, auf welche Weise der
Austausch vollzogen wird. Es versteht sich von selbst, daß die Polizei
bei dieser Sache aus dem Spiel bleiben muß, wenn Sie nicht das Leben
Ihrer Tochter riskieren wollen. Ebenso sind alle Nachforschungen zu
unterlassen, die den Austausch behindern könnten.
Sie werden Verständnis dafür haben, daß diese
Mitteilung keine Unterschrift trägt.«
»Da haben wir die Bescherung!« sagte Billy,
der hinter mir stand.
Ich drehte mich zu ihm um. »Wer in Gottes Namen könnte
dahinterstecken?« entfuhr es ihm.
»Ich weiß es nicht.« Immerhin, so ging es mir durch den Kopf,
hatte sich ein Rätsel bereits aufgeklärt. Nämlich, warum Jack
Cunningham mich mitten in der Nacht von den Bahamas nach Texas zitiert
hatte.
»Was ist verdammt noch mal so wertvoll an Thomas Mangan?« ließ
sich Frank Cunningham vernehmen. Er gab sich keine Mühe, den gehässigen
Tonfall, mit dem er sprach, in irgendeiner Weise abzuschwächen. Er
stützte sich mit beiden Fäusten auf die Tischkante und blickte in die
Runde.
»Jeder Verbrecher weiß, daß er für eine Cunningham-Tochter ein
gutes Lösegeld verlangen kann. Eine Viertelmillion Dollar zum Beispiel.
Eine halbe Million. Vielleicht eine Million. Unter uns gesagt, wir
würden wahrscheinlich sogar fünf Millionen zahlen, wenn uns nichts
anderes übrigbleibt. Zwar würde der Entführer nach Erhalt der Zahlung
wohl kaum noch Zeit haben, das Lösegeld auszugeben. Aber wie dem auch
sei, dieser Mann verzichtet auf seine Million. Er will kein Geld, er
will Thomas Mangan.« Er betrachtete mich mit einer Mischung von
Bewunderung und Abscheu. »Jetzt sag du mir, was macht dich so wertvoll?«
»Halt doch die Schnauze, Frank«, sagte Billy.
»Es hat keinen Sinn, hier Beleidigungen auszutauschen«,
stellte Billy I. fest. »Das bringt uns nicht weiter.«
»Da hast du recht, Vater«, pflichtete ihm Billy bei. »Hören
wir doch erst einmal, was Tom dazu sagt.«
»Die Memme wird natürlich den Schwanz einkneifen«, sagte Frank
mit gezieltem Spott.
»Man könnte es ihm nicht verdenken, wenn er sich die Hände in
Unschuld wäscht«, entgegnete Billy. »Würdest du denn
für eine Frau den Kopf hinhalten, die dir beim ersten Ehestreit auf und
davon geht?«
Irgendwie schien die Vorhaltung bei Jack Cunningham einen
empfindlichen Nerv getroffen zu haben. Er hatte gerade zu einer
Entgegnung angesetzt, als er sich eines Besseren besann. Mit finsterem
Gesichtsausdruck sank er in seinen Sessel zurück. Es war offenbar, daß
Billy zugleich auf Jack Cunninghams Ehe angespielt hatte, wo einiges
nicht so lief, wie es sollte.
Ein langes Schweigen schloß sich an. Jack Cunningham saß am
Kopfende des Konferenztisches und stierte in die Runde. Sein Blick ging
ins Leere. Billy hatte den Brief der Entführer an sich genommen und
studierte den Inhalt. Frank Cunningham rutschte unruhig auf seinem
Sessel hin und her. Billy I. betrachtete ihn mit neu erwachter
Aufmerksamkeit.
Der Senior straffte sich und holte vernehmlich Luft. »Die
Frage, die Frank vorhin gestellt hat, ist gar nicht so unvernünftig«,
stellte er fest. »Was macht Tom Mangan für die Entführer so wertvoll?«
Billy I. hatte recht, das war die Kernfrage, wie sich
inzwischen abzeichnete. Aber ich hatte keine Antwort auf diese Frage.
»Keine Ahnung«, sagte ich knapp. »Ihr alle hier wißt ziemlich genau,
wer ich bin und was ich tue. Jack hat mir zweimal eure Privatdetektive
auf den Hals geschickt. Einmal vor der Fusion, das zweite Mal vor der
Hochzeit. In meinen Hotels wimmelte es damals von Männern im grauen
Flanell.«
»Dein
Weitere Kostenlose Bücher