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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Kleidung? Hat sie
irgendwas mitgenommen? Fehlt ein Koffer oder eine Reisetasche?«
    »Wir wissen doch gar nicht, welche Kleider Debbie bei sich
hatte und welche Koffer«, sagte Frank. Seine Stimme klang müde. »Debbie
war zu Besuch, da achtet man nicht auf so etwas.« Er trommelte
ungeduldig auf die Tischplatte. »Das bringt uns alles nicht weiter, das
ist reines Schattenboxen.«
    »Dieser Meinung bin ich auch«, sagte ich und kam mir dabei
nicht sehr intelligent vor. »Ist die Polizei verständigt?«
    Meine Frage wurde mit Schweigen beantwortet. Jack Cunningham
vermied es, mich anzusehen.
    »Für Entführungsfälle ist das FBI zuständig«, sagte Billy I.
leise.
    Das war mir bekannt. Seit der Entführung des Lindbergh-Babys
zog die Bundespolizei automatisch alle Entführungsfälle an sich.
    »Na und?« fragte ich.
    Billy I. verschränkte die Hände und kniff die Augen zusammen.
»Wenn die Sache auf die Polizei hier in Texas beschränkt bliebe,
könnten wir den Daumen drauf halten. Wir haben bei der Regierung hier
einige Eisen im Feuer liegen. Aber sobald sich das FBI einschaltet,
sind wir abgemeldet. Die Bundesregierung ist durchlässig wie ein Sieb.
Was man denen sagt, das kann man genausogut über alle Fernsehsender in
Direktschaltung verkünden.«
    »Und das bedeutet?«
    »Daß wir Debbie dann nicht lebend wiedersehen. Wenn die Medien
die Sache in die Finger kriegen, schalten die Entführer auf stur.«
Billy I. führte die flache Hand an seine Gurgel.
    »Ihr habt die Polizei also nicht verständigt«, stellte ich
nüchtern fest.
    »Noch nicht«, sagte Billy I.
    »Warum bezahlen wir nicht, was die Entführer fordern?« sagte
Billy und grinste. »Wir können es Debbie ja am Taschengeld wieder
abziehen, wenn wir sie wiederhaben.«
    »Wenn!« sagte Jack Cunningham.
    Hoffnungslosigkeit sprach aus seiner Stimme. »Die Chance, daß
sie überhaupt noch lebt, sinkt mit jeder Stunde.«
    »Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, sagte Billy. »Entweder wir
verständigen die Polizei. Das wollen wir nicht, weil es für Debbie das
Todesurteil bedeutet. Oder wir zahlen. Worauf warten wir?«
    »So einfach liegen die Dinge nicht«, sagte Billy I. »Es gibt
da gewisse Hindernisse.«
    »Was für Hindernisse! Die Entführer wollen Geld sehen, wir
wollen Debbie wiederhaben. Wir geben ihnen das Geld, und sie lassen
Debbie frei.« Billy hob die Stimme, eine Ader erschien an seiner Stirn.
»Wenn Debbie zurück ist, jagen wir die Burschen, bis wir sie haben, und
reißen ihnen den Arsch auf, daß es eine Freude ist. Wo ist da das
Problem?«
    »Das Problem sitzt neben dir«, sagte Frank sarkastisch.
    »Was soll das heißen?«
    »Ruhe jetzt!« fuhr Billy I. dazwischen. Frank Cunningham kniff
die Lippen zusammen und lehnte sich zurück. Billy I. seufzte. »Die
Entführer wollen kein Geld, Billy.« Er deutete auf mich. »Sie wollen
ihn!«

Zwölftes
Kapitel
    D as Morgengrauen stand schon am Horizont,
als ich endlich ins Bett kam. Aber ich konnte nicht schlafen. Ich
starrte auf die zugezogenen Vorhänge und grübelte. Das Problem war, daß
ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Es waren unzusammenhängende
Einfälle, die mir durch den Kopf schossen, und das Ganze war
unwirklich, gespenstisch.
    Immer wieder sah ich Billy I. vor mir. Sein Zeigefinger war
auf mich gerichtet. Der Finger zitterte. Und dann durchlebte ich einmal
mehr die Szene, die sich abspielte, nachdem Billy I. die Katze aus dem
Sack gelassen hatte.
    »Ich weiß nicht, was sie damit bezwecken«, hatte Billy I.
gesagt. »Aber die Mitteilung ist unmißverständlich. Sie fordern Tom im
Austausch gegen Debbie. Nicht mehr und nicht weniger!«
    »Das ist doch ausgemachter Unsinn!« sagte Billy. Er glaubte
nicht an die Ernsthaftigkeit der Forderung. Ich teilte seine Zweifel.
Die Forderung ergab keinen Sinn.
    »Zeig ihm die Nachricht der Entführer«, sagte Frank.
    Jack Cunningham zog einen zusammengefalteten Brief aus seiner
Brieftasche und schob ihn über den Tisch. Ich faltete den Bogen auf und
las. Billy war hinter mich getreten und schaute mir über die Schulter.
Der Brief war mit der Schreibmaschine geschrieben und an Jack
Cunningham adressiert. Der gewundene Stil, den die Entführer
verwendeten, stand in einem befremdlichen Gegensatz zum brutalen Inhalt.
    »Sehr geehrter Mr. Cunningham!
    Was wir Ihnen mitzuteilen haben,
ist ungewöhnlich. Und doch haben Sie Anlaß, den Inhalt ernst zu nehmen.
Es mag Ihnen aufgefallen sein, daß Ihre Tochter Deborah Mangan sich
nicht mehr bei Ihnen

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