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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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schreibt nicht solch einen Brief. Der Mann, der
dahintersteckt, hat Köpfchen.« Er betrachtete den weißen Bogen. »Wie
wäre es, wenn man das Schriftbild der Schreibmaschine identifiziert?«
    »Was würde das helfen?« bemerkte Frank. Er hatte seinen Sessel
wieder an den Tisch gerückt und Platz genommen. »Du kriegst
Schreibmaschinen für wenig Geld in jedem Warenhaus nachgeworfen. Die
Maschine, auf der dieser Brief getippt ist, liegt vermutlich schon
irgendwo auf dem Meeresgrund. Und was das Planen angeht,
Billy – das besorgt die andere Seite. Wir können nur warten,
bis wir weitere Instruktionen erhalten.«
    »Falsch«, bemerkte Billy. »Wozu haben wir eigentlich ein
halbes Dutzend Privatdetektive, wenn wir sie nicht einsetzen? Die
Burschen wissen doch über das Geschäft mit den Wanzen Bescheid, oder?«
    Billy I. hob die Augenbrauen. »Abhörvorrichtungen und Sender«,
sagte er schleppend. »Na und?«
    »Wir packen Tom einen Sender in den Schuhabsatz. Oder in den
Kugelschreiber. Oder in die Hosennaht.«
    »Und dann?«
    »Und dann verfolgen wir …«
    Billy I. hatte die Hand gehoben und ihn zum Schweigen
gebracht. »Wir sind hier zuviel Leute, um so was zu besprechen.« Er
blickte in die Runde. »Tom bleibt, Billy auch. Und Jack, wenn er will.«
Er kniff die Augen zusammen und hob das Kinn in Richtung auf das
Tischende. »Du auch, Jim. Der Rest verläßt den Raum!«
    Erregtes Gemurmel war zu hören, aber niemand wagte offenen
Widerspruch. Niemand außer Frank. »Es geht hier um meine Schwester«,
sagte er stur. »Ich möchte wissen, was vorgeht.«
    Billy I. grinste. »Unter einer Bedingung, Frank. Du hörst auf,
auf Tom herumzuhacken. Es geht hier nicht nur um deine Schwester, es
geht auch um Toms Frau. Frau ist wichtiger als Schwester.« Er wandte
sich zu Jack. »Es ist vier Uhr morgens, und du siehst todmüde aus. Geh
schlafen.«
    »Wir sind alle todmüde, was soll das?«
    »Du bist zu sehr engagiert bei der Sache, weil es deine
Tochter ist. Deshalb bist du nicht objektiv. Schlaf dich aus und steig
morgen früh wieder in den Ring.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Jack. Sein Gesicht war
aschfahl vor Müdigkeit. Mit steifen Schritten stapfte er auf die Tür
zu. »Du sagst mir morgen, was besprochen wurde, Frank, ist das ein
Wort?«
    »Ist ein Wort, Jack.« Franks Blicke folgten seinem Vater zur
Tür. Mit Jack Cunningham verließ das Fußvolk des Clans den
Konferenzraum. Ein Krisenstab, bestehend aus Billy I. Billy, Jim, Frank
und mir, blieb zurück.
    Ich hatte einen Einblick bekommen, wie der Cunningham-Clan
geführt wurde. So texanisch sich die Sippe gab, bei Licht betrachtet
war es die gleiche Befehlsstruktur wie im Kreml. Kollektive
Führerschaft, und das Wort des alten weisen Mannes war entscheidend.
Alle waren gleich, aber einige waren gleicher als die anderen. Der
Leitbulle biß jeden raus, der sich ihm widersetzte. Billy I. hatte Jack
ins Aus manövriert in der gleichen Manier, wie Breschnew bei den
Machtkämpfen im Kreml seinen Rivalen Podgorny kaltgestellt hatte.
    Billy und Frank balgten sich um den zweiten Platz. Welche
Rangfolge Jim einnehmen würde, war noch offen. Wahrscheinlich wollte
sich Billy mit Jim verbinden. Jim war der Gewinner bei dem Spiel, er
wurde vom Hinterbänkler zum Mann der ersten Garnitur.
    Meine Einschätzung bestätigte sich, als Billy I. das Wort
ergriff. »Jim, mach die Tür zu und setz dich her zu mir«, befahl er.
Dann blickte er uns unter seinen buschigen weißen Brauen an. »Von jetzt
ab geht kein Wort mehr nach draußen«, sagte er. »Was sie nicht wissen,
können sie auch nicht ausplappern. Es fehlte noch, daß Joe daheim
irgendwelche Einzelheiten über den Plan verrät. Wenn seine Frau es
weiß, dann weiß es eine Viertelstunde später ganz Houston.« Er sah Jim
an. »Du leitest den Bereich Sicherheit in der Cunningham Corporation,
deshalb habe ich dich hier dabei. Sag uns, was du vorschlägst!«
    Ich musterte den jungen Mann, zu dem er gesprochen hatte. Jim
war um die fünfundzwanzig, er trug Jeans. Sein Gesichtsausdruck war
schläfrig und gelassen. Ich sollte bald erfahren, daß dieser Ausdruck
täuschte. Er wandte sich zu mir. »Zuerst einmal brauche ich alle deine
Kleider. Jacke, Hose, alles, was du anhast, Socken und Unterwäsche
inbegriffen. Wir werden das Ganze elektromagnetisch behandeln, so daß
es als Sender wirkt.« Er hob die schweren Lider und sah zu Billy I.
hinüber. »Für die Operation brauchen wir eine Flotte Autos
verschiedener Marken,

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