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Bahners, Patrick

Bahners, Patrick

Titel: Bahners, Patrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik-Macher
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unwissenschaftlich> sei, weil
ihr liege, kann ich nicht unwidersprochen
lassen. Diese Aussage wäre nur dann gerechtfertigt, wenn es überhaupt keine
entsprechenden Daten gäbe, die die Thesen von Frau Kelek stützen. Dies ist
jedoch nicht der Fall.» An erster Stelle der von Grell aufgezählten Daten
stehen die 21 Prozent
vermeintlicher Grundgesetzgegner aus den Akten des Islam-Archivs.
    Innenminister Rech zitierte im Landtag ausführlich aus
Neda Keleks Lob des «Pascha-Tests» in der «taz»: «Die in der deutschen
Öffentlichkeit gepflegte Kultur des nötigt mir einerseits
immer wieder Bewunderung ab: Man ist sofort bereit, vermeintlich Schwachen,
Bedrohten wortreich zur Seite zu stehen; andererseits bestürzt es mich, dass
diese Solidaritätsbereitschaft oft mit Blindheit geschlagen ist - Blindheit
für das, was an der eigenen Gesellschaft, der eigenen Verfassung
verteidigenswert ist und im Zweifelsfalle auch verteidigt werden muss.» Die
Empörung über den ganz richtig als Muslim-Test bezeichneten Fragenkatalog war
kein Fehlalarm. Vergeblich leugneten die Stuttgarter Regierungsparteien den
offenkundigen Sinn des Verfahrens, wobei sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Noll
mit besonders törichten Zwischenrufen hervortat. Die Opposition konnte mit der
Pressemitteilung und mit den Anweisungen des Ministeriums an die lokalen
Behörden den Gegenbeweis führen. Heribert Prantl hatte zwei Tage vor der
Landtagssitzung in der «Süddeutschen Zeitung» die entscheidenden Passagen aus
dem Erlass vom 13. September
und dem Besprechungsprotokoll vom 19. Juli
zitiert. Alarmistisch war Greils Ansatz, mit Standardfragen nach privaten
Präferenzen Falschdenkende fernhalten zu wollen. Mit Alarmismus muss man
erklären, dass die Regierung sich auf Greils krudes Unternehmen einließ und es
gegen Kritik von allen Seiten «offensiv» verteidigte - so Ministerpräsident
Oettinger im Landtag wörtlich. Rech, Göll und Oettinger mögen gar nicht
bemerkt haben, dass sie sich in Alarmstimmung befanden, aber eben das gibt
Grund zur Sorge: wie tief die Bereitschaft sitzt, von muslimischen Mitbürgern
Übles zu erwarten - so dass Maßnahmen offensiver Verteidigung gegen islamische
Unterwanderung geboten scheinen.
    Der Innenminister versicherte, man wolle nicht gegen
Muslime vorgehen, und dementierte sich selbst durch sein Kelek-Zitat. Frau
Kelek hatte nicht kaschieren müssen, dass in ihren Augen ein Generalverdacht
gegen muslimische Neubürger durchaus begründet ist. Der «Welt» hatte sie
gesagt: «Ja, der Fragebogen bezieht sich allein auf Einwanderer muslimischen
Glaubens. Aber warum? Weil bei dieser Gruppe von Einwanderern vermehrt Probleme
auftauchen.» Die Konsequenz aus diesem Befund hatte sie in der «taz» in einem
unappetitlichen Satz gezogen, mit dem Rech seinen Auszug beschloss: «Hören wir
doch auf, Migranten und ihre andere Einstellung zu den Kernfragen der
Demokratie unter Naturschutz zu stellen.» Wer nicht unter Naturschutz steht,
ist zur Jagd freigegeben.
     
    Der Atheist und der Kirchenrat
     
    Rainer Grell stellt sich in seinem Buch als Atheist vor,
der «außer an die Vernunft an nichts» glaubt. Hinter seinem einfachen Rezept
der Zwangssäkularisierung des Islam steht ein einfaches Geschichtsbild. Die
Bibel wird «der zeitlichen Entwicklung angepasst». Auch im christlichen Europa
musste die Aufklärung mit Gewalt gegen ein religiöses Machtsystem durchgesetzt
werden. In Greils Literaturverzeichnis stehen die acht bis 2004 erschienenen
Bände von Karlheinz Deschners «Kriminalgeschichte des Christentums». Den Klerus
bezichtigt er der Feigheit vor den Muslimen. Mit Zitaten aus dem «Lob der Torheit»
des Erasmus von Rotterdam und aus einem Pamphlet von Rolf Stolz, einem
Nationalrevolutionär vom einstigen Alfred-Mechtersheimer-Flügel der Grünen,
stellt er die Kirchenfunktionäre als Volksfeinde hin. Ein Baustein dieses
Antiklerikalismus sind kirchliche Hilfeleistungen für flüchtige
Kriegsverbrecher nach 1945. Daher untermauert ein Verweis auf die Forschungen
von Ernst Klee zum nationalsozialistischen Personal die Forderung, die Kirchen
dürften jetzt nicht auch noch «zum Steigbügelhalter des Islam» werden.
    Die Islamkritik hat eine Notzeit ausgerufen. Wer
apokalyptisch gestimmt ist, erwartet die Scheidung der Geister. So kommt es
zum Bündnis von dürftigem Rationalismus und entschiedenem Christentum.
Albrecht Hauser, Kirchenrat im Ruhestand und Mitbegründer des

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