Bahners, Patrick
Pistole und
schoss auf den Sohn. Dieser fand Zuflucht im Haus seiner Schwester und floh -
über Libyen, den Tschad und Kamerun bis in den Kongo. Er hatte sich mit Malaria
angesteckt und fiel einem ägyptischen Arzt in die Hände, der in der Ägyptischen
Botschaft schon einen Sarg bestellte. «Sie waren schockiert, als ich am
nächsten Morgen wieder aufwachte. Nach fünf Tagen verließ ich das Krankenhaus
und begann damit, den Menschen überall zu erzählen, was Jesus für mich getan
hat.»
Einige Muslime bezweifeln, dass der von den Scheintoten
auferstandene Mark Gabriel je ein Professor der Al-Azhar-Universität oder ein
Imam in der Pyramidenstadt gewesen ist. Seine Dissertation ist in der
Universitätsbibliothek angeblich nicht nachweisbar, was seine Anhänger
natürlich damit erklären, dass das Werk eines Apostaten dort nicht vorgehalten
werden dürfe. Für den Status seiner Aussagen kommt es aber gar nicht darauf an,
wie groß der Anteil des Legendären an den biographischen Fakten ist: Greils
authentischer Zeuge legt in seinen Büchern wie «Islam und Terrorismus. Was der
Koran wirklich über Christentum, Gewalt und die Ziele des Djihad lehrt» Zeugnis
von der Wahrheit des Christentums ab. Seine Lebensgeschichte ist ein Exempel.
Als ehrlicher Wahrheitssucher hatte er sich in der Hochschule unterweisen
lassen, deren Rechtsgutachten in der gesamten sunnitischen Welt Anerkennung
finden. Das Evangelium hat sich als die Lösung aller Probleme erwiesen, die er
dort entdeckte; die falschen Lehren des Korans, widersprüchlich, geklaut und
unmenschlich, sind Belege für die Wahrheit der christlichen Verkündigung. Der
Islam erscheint in Gabriels Büchern also in der Beleuchtung einer konkurrierenden
missionarischen Weltreligion, des Christentums in seiner evangelikalen
Ausprägung. Was dem Islam fehlt, ist die persönliche Hinwendung Gottes zum
einzelnen Menschen, das Urerlebnis des Erweckten.
Seit den Anfängen der Erweckungsbewegung im achtzehnten
Jahrhundert sind die Zeugnisse der Bekehrten das wichtigste Instrument der
Mission. Die Geschichte von Gabriels Rettung durch Jesus schließt sogar
Wundertaten ein. Seine Folterer sperrten ihn eines Nachts in einen Wassertank
ein. Ratten schwammen im Wasser, die lange nicht mehr gefüttert worden waren.
«Der Kerl ist ein Denker», höhnte einer der Schergen, «deshalb sollen Ratten
seinen Kopf fressen.» Die Ratten krabbelten ihm über den Kopf, kletterten ihm
auf die Schultern, bissen ihn aber die ganze Nacht lang nicht. Am nächsten Tag
schlossen ihn die Wärter mit einem blutrünstigen Hund ein. Der Hund umschlich
ihn wie ein Beutetier, dann ließ er sich neben ihm nieder und liebkoste mit der
Zunge sein Ohr. Als die Folterknechte die Zelle öffneten, sahen sie den
Gefangenen beten und den Hund neben ihm sitzen. Da sprachen sie untereinander:
«Dieser Mann ist kein Mensch, sondern ein Teufel!» - «Nein, eine höhere Macht
steht hinter ihm und beschützt ihn.» - «Welche Macht? Der Mann ist ein
Ungläubiger. Es muss Satan sein.» Einer der schwärmerischen Amazon-Rezensenten
dankt Gabriel dafür, ihm über den Satanismus des Islam die Augen geöffnet zu
haben. Die Erklärung über die Umstände der Offenbarung des Korans findet dieser
Leser bei Paulus im Zweiten Korintherbrief: «Kein Wunder, denn auch der Satan
tarnt sich als Engel des Lichts.»
Missionare müssen ihre Kunden und ihre Wettbewerber
kennen. Wo das Christentum missionarisch tätig ist, sammelt es Wissen über den
Islam. Das Wissen der evangelikalen Islamkunde ist nicht einfach deshalb als
unsachlich zu qualifizieren, weil sie es in polemischer Absicht zusammenträgt.
Aber man sollte die Absicht kennen, wenn man im säkularen Kontext auf die
Ergebnisse dieser Art von Islamforschung zurückgreift. Evangelikaie Christen
entnehmen den Zeitungen heilsgeschichtliche Nachrichten. Jede Bekehrung ist ein
historisches Ereignis, da das Thema der Weltgeschichte der Kampf um die Seelen
ist. Wie die muslimische Konkurrenz rechnen die Evangelikaien mit dem
Eingreifen Gottes und mit der Anwesenheit des Teufels. Die meisten
amerikanischen Evangelikaien glauben, dass das Weltende in naher Zukunft
bevorsteht. Dieses apokalyptische Geschichtsbild hat einen erheblichen Einfluss
auf die Beurteilung des Nahostkonflikts in der amerikanischen Bevölkerung. Es
gibt einen christlichen Zionismus, denn in der Offenbarung des Johannes ist die
Rückkehr der Juden ins Gelobte Land als Voraussetzung ihrer Bekehrung eines der
Zeichen
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