Bahners, Patrick
Instituts für
Islamfragen der Evangelischen Allianz, hat zu Greils Buch ein Vorwort
beigesteuert. Der frühere Fachreferent für Mission im Evangelischen Oberkirchenrat
in Stuttgart und Geschäftsführer der Württembergischen Evangelischen
Arbeitsgemeinschaft für Weltmission stellt dort die muslimische Mission,
Da'wa, als Strategie der Unterwanderung des Rechtsstaats dar. In der Danksagung
gießt Grell sein Herz aus: Die «Begegnung mit Albrecht Hauser gehört zu den
erstaunlichsten meines Lebens», war «verblüffend und beglückend zugleich».
Grell sah voraus, dass Testkandidaten darauf verweisen konnten, die Spannung
zwischen göttlichem Befehl und menschlicher Vereinbarung sei nicht nur ein
Problem für Muslime. Er wies die Einwanderungsbehörden daher an, mit den
Antragstellern sei kein Gespräch «über Islam oder Islamismus oder über
religiöse Fragen überhaupt» zu führen. «Sollte Ihnen also jemand das
Bibelzitat
(Apostelgeschichte 5, 29) oder irgendeine Koranstelle entgegenhalten, können
Sie erwidern, dass es hier ausschließlich um die Einstellung des
Einbürgerungsbewerbers zu unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung
geht und um nichts anderes.» So trennt man Religion und Politik mit dem
Fleischermesser: Die Tatsache, dass auch Christen menschliche Setzungen nicht
über göttliche Gebote stellen können, ist ja nicht dadurch zum Verschwinden zu
bringen, dass man ein Gespräch über die Wertordnung des Grundgesetzes als
exklusiv politische Diskussion definiert.
Das Recht des Rechtsstaates mag ein Naturrecht oder die
Verantwortung vor Gott und den Menschen beschwören, aber es kann auf dem Boden
des Staates kein höherrangiges Recht gelten lassen. So wird Souveränität
definiert, seit die römisch-deutschen Kaiser den Päpsten das Hineinregieren
verbieten wollten und die europäischen Könige ihrerseits erklärten, jeder von
ihnen sei Kaiser in seinem Reich. Der Gesetzesbrecher aus Glaubensnot muss die
staatliche Strafe in Kauf nehmen. Es ist eine Frage der politischen Klugheit,
welche Übertretungen religiöser Gebote der Staat erzwingen will. Auch mag er
auf das Gewissen Rücksicht nehmen und von Sanktionen absehen; aber darauf kann
es keinen Rechtsanspruch geben, wenn das Recht nicht in sich widersprüchlich
sein soll. Es ist aber etwas anderes, ob der Staat den Bruch seines Rechts
durch ein als höher deklariertes Recht nicht zulässt beziehungsweise nicht
duldet oder ob er leugnet, dass es zu einem solchen Konflikt überhaupt kommen
kann. Eine Säkularität, die politisch festlegt, dass Gewissenskonflikte
ausgeschlossen sind, und auch für diesen Satz - in wohlwollender Betrachtung:
die Prognose eines metaphysischen Optimismus - Gehorsam verlangt, nimmt selbst
Züge einer Religion an.
So sollte bei den Muslimen, die den Test bestanden, das
Bekenntnis zum Grundgesetz an die Stelle der Religion ihrer Herkunftswelt treten,
des Tyrannenkults der Frauenschinder. Der Gesprächsleitfaden war ein
republikanischer Katechismus, und der Spott über den Idiotentest, den man
auswendig lernen konnte, ging insofern am tieferen Sinn der Übung vorbei. Wenn
man sich Integration als Einübung in demokratische Denkgewohnheiten denkt, dann
konnte ein Memorieren der Formeln der Sache dienen. Wiederholte Lektüre des
Grundgesetzes mochte den frommen Muslim zwingen, den im Nischendasein seines
Aufenthalts als Ausländer in Deutschland verdrängten Wertkonflikt zur Kenntnis
zu nehmen und eine Entscheidung zu fällen: Wollte er so ehrlich sein, dem
Glauben der Väter abzuschwören, der für das hiesige Leben nicht geeignet war?
Oder wollte er von der Lizenz zur Täuschung der Ungläubigen Gebrauch machen,
die nach einhelliger Lehre der Islamkritik ein Hauptgedanke der muslimischen
Ethik der kriegerischen Mission ist?
Grell selbst vergleicht das Bekenntnis nach Paragraph 10 des
Staatsangehörigkeitsgesetzes mit dem islamischen Glaubensbekenntnis. Zwar
reicht es, den Satz «Es gibt keinen Gott außer Allah, und Muhammad ist der
Gesandte Allahs» zu sprechen, um Muslim zu werden. Aber «kein Geringerer als
Sayyid Abul A'la Maududi» habe klargestellt, dass ein Lippenbekenntnis nicht
ausreiche. Vom Götzendiener, der dem Nachsprechen einer Formel Wunderkraft zuschreibe,
unterscheide sich der Muslim dadurch, dass er die Wirkung von Worten in ihrer
Bedeutung suche. «Wenn die Worte nicht tief in eure Herzen eindringen und keine
kraftvolle Wirkung haben, um eine
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