für das Ende der Zeiten. Science-Fiction-Romane zum Thema erreichen
riesige Auflagen. Diesem Spektrum sind auch die Schriften von Mark A. Gabriel
zuzuordnen. Eines seiner Bücher trägt den Titel «Islam and the Jews: The Unfinished
Battie». Wie George W. Bush erlebte Gabriel den Ii. September 2oo1 in einem
Klassenzimmer in Florida. Zehn Tage später kündigte er seine Lehrerstelle -
nicht, wie der Schulleiter vermutete, weil er seinen Schülern als konvertierter
Muslim plötzlich verdächtig gewesen wäre. «Der Angriff auf das World Trade
Center zeigte mir vielmehr, weshalb mich Gott nach Amerika geschickt hatte. Er
hatte eine andere Aufgabe für mich bereit.» Zur Wahrnehmung dieser Aufgabe
gehört, dass Gabriel die Dienstleistungen eines Experten für «counterterrorism
training» anbietet. Die Präsidentschaft von Barack Obama hält er für ein
Verhängnis. «Ich sehe seine Sympathien, seine Liebe und seine Loyalität
gegenüber allem, was mit dem Islam zu tun hat.» Ausdrücklich lässt er offen, ob
Obama immer noch ein Muslim ist.
Intelligenz in der Landesverwaltung
Die einflussreichsten Werke der Islamkritik stammen von
Konvertiten - ob die Autoren sich haben taufen lassen oder als «säkulare Muslime»
vom Islam fordern, fast alles zu verwerfen, was der großen Mehrheit der Muslime
zu allen Zeiten als unbezweifelbar gegolten hat. Wie Stefan Weidner bemerkt,
ist die Prominenz dieser Autoren ein Basisphänomen des gegenwärtigen
Kulturkampfs, «der damit seine Verwandtschaft zu klassischen kriegerischen
oder vorkriegsähnlichen Auseinandersetzungen verrät, wo, wie etwa im Kalten
Krieg, Überläufer stets einen ungemeinen propagandistischen Wert hatten».
Alle von Grell in der Pressemitteilung genannten Autoren
gehören in diese Kategorie. Im «Leitbild der Landesverwaltung» liest man: «Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesverwaltung informieren sich und
unterrichten andere. Sie wissen, dass die Qualität der Arbeit wesentlich von
der Qualität der zugrunde liegenden Informationen abhängt.» Es ist nicht so,
dass die von Grell benutzte islamkritische Literatur nicht informativ wäre.
Aber um die Qualität von Informationen zu beurteilen, braucht man wiederum
Informationen. Von wem stammen sie? Welche Absicht ist möglicherweise mit ihrer
Verbreitung verbunden? Die einfachste Qualitätskontrolle besteht darin, sich
aus unterschiedlichen Quellen zu informieren. Als Band 19 der Schriftenreihe
der Stabsstelle erschien 1999 eine umfangreiche Monographie mit dem Titel
«Qualitätsmanagement und lernende Organisa tion». Diese an
die Führungskräfte der Landes Verwaltung
gerichtete Schrift unterscheidet zwischen Information und Wissen:
«Information ist die systematische Zusammenführung von Daten. Wissen ist der
Einbau von Information in ein Muster von Erfahrungen und Erwartungen. Muster
sind individuell unterschiedliche Denk- oder Sichtweisen.» Grell hatte das
Projekt Gesprächsleitfaden zwei Jahre lang vorbereitet und weiß viel über den
Islam. Aber sein fleißiges Einbauen von Informationen ließ das Muster intakt.
Die «Nutzung von Wissen, um neue Deutungsmuster aufzubauen und damit zu anderen
Ergebnissen zu kommen», ist im Handbuch des Qualitätsmanagements die
Definition von Intelligenz.
Als der Innen- und der Justizminister sich im Landtag für
die fachliche Seriosität des Einbürgerungstests verbürgten, führten sie nicht
Mark A. Gabriel an, den ehemaligen Professor der Al-Azhar-Universität und
Doktor aus Florida, sondern Neda Kelek, die Doktorin aus Hamburg. Grell hatte
sie nach der Lektüre ihres Bestsellers «Die fremde Braut» zur Mitarbeit
eingeladen. Dankbar würdigt er in seinem Buch ihre Mitwirkung an der Erstellung
des Fragenkatalogs: «Ihre Vorschläge (aus der Sicht der Soziologin) waren
teilweise sehr weitgehend und nicht mit dem geltenden Recht vereinbar,
wenngleich durchaus sinnvoll und vernünftig». Aus Gründen der Vorsicht nicht
aufgegriffen wurde ihr Vorschlag, die Bewerber nach der Haltung zum Kopftuch
zu befragen. In mehreren Zeitungsäußerungen sowie im Fernsehen trat die
Beraterin als Verteidigerin des Leitfadens hervor.
Grell hatte sie umgekehrt in einem Leserbrief in der «taz»
gegen einen kritischen Artikel verteidigt. Als Referent für
Staatsangehörigkeitsrecht im Stuttgarter Innenministerium firmierend, stellte
Grell ein erkenntnistheoretisches Gutachten aus: «Ihre Aussage, dass
fremde Braut> von Neda Kelek
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