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Bahners, Patrick

Bahners, Patrick

Titel: Bahners, Patrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik-Macher
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drolligen Kostüm eines Lehrmeisters
altmodischer Austerität, der mit seinen knochentrockenen Zahlenvorträgen zuerst
einmal sich selber züchtigt, hat Thilo Sarrazin das Bedürfnis der relativ Gutsituierten
entfesselt, von den Schlechtsituierten schlecht zu reden. Der Empörung hat er
standgehalten, weil er scheinbar nie aus der Rolle des Biedermanns gefallen
ist. Als Kassenwart des SV Deutschland ist er vor das Volk getreten - der den
Mitgliedern mit gepresster Stimme eröffnen muss, dass die Qualität der
Mitgliedschaft schon seit Jahrzehnten sinkt und eigentlich nicht mehr zu retten
ist.
    Einer der unerfreulichsten Aspekte der Islamkritik ist die
Polemik gegen staatliche Aufwendungen zur Förderung von Integrationsbemühungen.
Wenn sich die fließend Deutsch sprechenden Islamkritikerinnen als Vorbilder
des Aufstiegs aus eigener Kraft empfehlen, kommt in ihrem Publikum deutscher
Muttersprachler die Botschaft an, dass Transferleistungen für Eingewanderte
kontraproduktiv sind. Vor einer Integrationsindustrie wird mit krassen Worten
gewarnt, einem Zweig der Staatswirtschaft, der seine Existenz einem parasitären
Kalkül verdanke: Demnach halten die Funktionäre ihre Klientel in künstlicher
Abhängigkeit, um die eigenen Stellen zu konservieren und zu vermehren. Wie bei
den radikalen Republikanern in den Vereinigten Staaten hat der Individualismus
der Islamkritik eine wirtschaftspolitische Spitze: Der Wohlfahrtspflege auf
Gemeinschaftskosten werden demoralisierende Effekte zugeschrieben. Ein
schwäbisches Ehepaar, das Eintrittsgeld für eine Autorenlesung mit Neda Kelek
in Neidlingen entrichtet hat, weiß am Ende des Abends, was es ganz konkret und
persönlich zur Integration beitragen kann: Mir gebbet nix!
     
    Die Intelligenzlücke als Naturkonstante
     
    Als Frau Kelek am 30. August 2010 im Haus der
Bundespressekonferenz das Buch «Deutschland schafft sich ab» der
Öffentlichkeit vorstellte, hob sie die Kompetenz des Volkswirts Thilo Sarrazin
besonders hervor. Das Buch habe das Zeug zum «Befreiungsschlag» in der
Sozialpolitik. Der Autor befreie nämlich «die Diskussion um Armut aus der
materiellen Abhängigkeit», gemeint war: aus der Abhängigkeit von materiellen Kategorien. «Im bisherigen Politikv erständnis geht man quer durch alle
politischen Parteien davon aus, dass sozialer Fortschritt, Gesundheit,
Ernährung und letztlich Glück nur durch mehr materielle Zuwendung erreicht
werden können.» Mit «dem Blick des Controllers» widerlege Sarrazin die These
«Viel hilft viel», um die deutsche Politik endlich zur Abkehr vom Prinzip
«Teilhabe ohne Leistung» zu bewegen. Positiv würdigte Frau Kelek, dass sich
Sarrazin auf «die amerikanischen Forscher Herrnstein und Murray» beziehe. Der
Psychologe Richard Herrnstein von der Harvard-Universität und Charles Murray,
ein Publizist in den Diensten der konservativen Denkfabrik American Enterprise
Institute, hatten 1994 in ihrem Buch «The Bell Curve: Intelligence and Class
Structure in American Life» zu beweisen versucht, dass die soziale Schichtung
ein Spiegel der Intelligenzverteilung ist. Wie Sarrazin warfen sie Politikern
und Medien vor, die Tatsache nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass Intelligenz zu
großen Teilen erblich sei, wie ihr deutscher Schüler forderten sie eine
Streichung von sozialstaatlichen Gebäranreizen für die «falschen Frauen». Zwei
Kapitel widmeten die Autoren der Frage eines Zusammenhangs von Rasse und
Intelligenz. Sie fanden keinen Grund, den Unterschied zwischen den
durchschnittlichen Intelligenzquotienten von Weißen und Schwarzen nicht als
Naturkonstante zu betrachten. Politisch folgte daraus, dass das für das
Hauptprojekt der amerikanischen Bildungspolitik, die Verbesserung der
Schulleistungen der Schwarzen, ausgegebene Geld gespart werden konnte. Der
Biologe Stephen Jay Gould brachte 1996 eine revidierte Ausgabe seines Buchs
«The Mismeasure of Man» heraus, in der er Herrnstein und Murray in die
Geschichte des wissenschaftlichen Rassismus einordnete.
    Frank Schirrmacher hat auf den höhnischen Unterton
aufmerksam gemacht, mit dem Sarrazin Bildung ein Mantra nennt. Der Bildungswille,
so fasst Schirrmacher Sarrazins Botschaft zusammen, ist letztlich nicht in der
Lage, das Vehikel des intellektuellen Aufstiegs zu werden. «Genetische und
ethnische Disposition begrenzen die Fähigkeiten des Individuums ebenso sehr
wie die ganzer Völker.» Schirrmacher hat es Sarrazin als Verschleierung
vorgehalten, dass er die Namen von

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