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Bahners, Patrick

Bahners, Patrick

Titel: Bahners, Patrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik-Macher
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zur
Bevölkerungsentwicklung Deutschlands ergibt die Voraussage, dass die
«Migranten aus Nah- und Mittelost» in der vierten Generation einen Anteil von
71,5 Prozent stellen werden. Das soll «nichts als die mathematisch zwingende Folge»
aus Schätzungen der Einwandererzahl und des Unterschieds der Fruchtbarkeit von
Eingewanderten und Einheimischen sein.
    «Dass die autochthonen Deutschen innerhalb kurzer Zeit zur
Minderheit in einem mehrheitlich muslimischen Land mit einer gemischten,
vorwiegend türkischen, arabischen und afrikanischen Bevölkerung werden, wäre
die logische und zwingende Konsequenz aus dem Umstand, dass wir als Volk und
Gesellschaft zu träge und zu indolent sind, selbst für ein bestanderhaltendes,
unsere Zukunft sicherndes Geburtenniveau Sorge zu tragen, und diese Aufgabe
quasi an Migranten delegieren.» Was ist der Zweck dieser Betrachtung, der Sinn
dieses Satzes? Sollen die gebildeten Frauen deutschen Blutes, die immer fleißiger
im Beruf, aber immer träger im Kindbett sind, bei ihrer nationalen Ehre
gepackt werden? Die Familienpolitik hat sich dieser Gruppe schon zugewandt. Der
Wechsel vom Erziehungsgeld zum einkommensabhängigen Elterngeld hat dem
Gedanken vorgearbeitet, dass Kinder von besser verdienenden Eltern wertvoller
sind. Nachdem aber der erwünschte demographische Effekt dieser Anreize nicht
nachweisbar ist, scheint unwahrscheinlich, dass die von Sarrazin vorgeschlagene
Gebärprämie für Akademikerinnen aus gutem Elternhaus die Wende bringen wird.
Der Autor weiß das wohl selbst. Aber er lässt die Gelegenheit nicht aus, den
Migranten mitzuteilen, dass sie bestenfalls Ersatzdeutsche sind. Ihre bloße
Existenz ist Beweis dafür, dass die Deutschen ihrer heiligsten Pflicht nicht
nachgekommen sind und das Land vor die Hunde geht.
     
    Unterstützung für die Leistungsträger
     
    Nach Ansicht von Joachim Gauck steckt im Erfolg von
Sarrazins Buch eine Lektion für die politische Klasse: Sie muss zugeben, dass
«ihre Sprache der politischen Korrektheit bei den Menschen das Gefühl weckt,
dass die wirklichen Probleme verschleiert werden sollen». Möchte Gauck
ernsthaft behaupten, dass wir es mit einem Staatsapparat wie in der DDR zu tun
haben, mit einer Verschwörung zur Unwahrhaftigkeit? Dass er sich am
Schlechtreden der moralischen Reflexe einer politischen Öffentlichkeit
beteiligt, die aus üblen Tönen auf unappetitliche Absichten schließt, stimmt
traurig. Gauck hat auch das vom Parteivorstand der SPD gegen Sarrazin
eingeleitete Parteiordnungsverfahren kritisiert. Die Partei habe das Recht zu
sagen, dass die Position eines Mitgliedes nicht ihrer politischen Auffassung
entspricht. «Aber man muss nicht gleich demjenigen Sanktionen androhen, der
ein bestehendes Problem offen anspricht.» Hat Sigmar Gabriel den Genossen
Thilo demnach mit der Ausschlussdrohung dazu bringen wollen, sich sprachliche
Zurückhaltung aufzuerlegen? Dann müsste man dem SPD-Vorsitzenden eine Neigung
zum politischen Selbstmord attestieren. Es geht aber im Konflikt zwischen dem
Parteivorstand und dem langjährigen Parteimitglied nicht um einen Dissens in
einer Sachfrage, sondern um einen Unterschied in der Haltung, im Welt- und
Menschenbild, der nach Überzeugung der Parteiführung eine Trennung erzwingt.
Die moralische Position der Partei steht auf dem Spiel.
    Sarrazin propagiert einen aristokratischen
Sozialdarwinismus ohne altadligen Glanz und Schwung. Auch die Tüchtigsten
müssen sehen, wo sie bleiben. Dem Leistungsträger, der Hauptfigur der
Tugendlehren des neubürgerlichen Eigenlobs, wird eine kosmische Verantwortung
übertragen. Das Überleben der Gemeinschaft soll davon abhängen, dass die
Starken belohnt werden. Als ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Kreditanstalt
für moralischen Wiederaufbau der Eliten zahlt Sarrazin rhetorische Vorschüsse
auf die Ausschüttungen der strengen und gütigen Natur aus: Die Kräftigen sollen
zu noch mehr Kräften kommen, indem sie auf die Kraftlosen hinabsehen. Solange
das Bürgertum liberal sein wollte, ohne demokratisch zu werden, speiste sich
der Stolz des Bürgers aus der Verachtung für den Pöbel, die Canaille, den
Massenmenschen. Das Unglück der Armen galt als selbstgemacht, als Bestrafung
für Haltlosigkeit und Antriebsschwäche. Der Weg zur Entgiftung der bürgerlichen
Sozialphilosophie war lang. In Krisenzeiten, wenn Anwartschaften auf
Glücksdividenden plötzlich nicht mehr honoriert werden und die Abstiegsangst
umgeht, besteht Rückfallgefahr. Im

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