Bahners, Patrick
Zahl der in Deutschland lebenden Muslime werde von Islamisten
kontrolliert. Die Muslime, die sich an die deutschen Gesetze halten wollten,
hätten der islamistischen Forderung, dass das islamische Recht, die Scharia, an
die Stelle der demokratischen Gesetzgebung treten solle, nichts
entgegenzusetzen. Tatsächlich erlaube die Scharia dem rechtgläubigen Muslim
nicht, das rechtsstaatliche Gewaltmonopol westlicher Ausprägung anzuerkennen.
Hinter provokativem und asozialem Alltagsverhalten von Einwanderern stehe
dieser nicht zu schlichtende Konflikt zweier Rechtsordnungen. Der «Wetzlar
Kurier» referierte: «Wenn beispielsweise, wie geschehen (und leider kein Einzelfall),
ein jugendlicher oder fast erwachsener Schüler moslemischen Glaubens eine deutsche
Lehrerin in übelster Weise beschimpft und beleidigt, dann ist dies laut Raddatz
eine Folge solch religiös begründeter Rechtsauffassung.» Ein Hauptthema des
Vortrags war die Kritik an der «Leitkultur des Dialogs». In den von Kirchen,
Parteien und Medien einberufenen Dialogrunden werde «stets zugunsten der muslimischen
Vorstellungen entschieden». Diesen erschwindelten Konsens erklärte Raddatz
nicht mit der professionellen Deformation von Dialogbeauftragten, sondern mit
ausdrücklichen Absprachen bis auf die höchste Ebene hinauf. Prominente
Islamisten gingen bei Ministern und sogar beim Bundespräsidenten ein und aus.
Dank solcher Rückendeckung seien sie so frech, deutschen Orientalisten Geld
anzubieten, um sie dazu zu bewegen, im Sinne des Islam zu reden und zu
schreiben. Jeder deutsche Vertreter des Fachs könne von solchen Bestechungsversuchen
berichten. «Unglaubliche Vorgänge spielen sich mitten in unserem Land ab»,
enthüllte Raddatz seinen Zuhörern im Stadthaus am Dom.
Der Referent forderte eine Abkehr von der
«minderheitenbezogenen Politik» in Deutschland, nannte aber Gründe, die
Entwicklung schon für unumkehrbar zu halten: «Es ist heute bereits demographisch
zu spät, die eigene biologische Grundlage wieder in eine Wachstumstendenz zu
bringen.» Eine «ernüchternde Bilanz» nannte der Berichterstatter den
sarkastischen Schlussappell ans Publikum: «Wir müssen uns fragen lassen, ob wir
als Deutsche noch alle Tassen im Schrank haben.» Ein Lichtblick: Seinen
Gastgeber Irmer konnte Raddatz als einsamen Frühwarner loben. Bis heute sei es
aber gefährlich, den Islam öffentlich als Gefahrenpotential darzustellen.
Der Unterschied zwischen Gott und Allah
Im Oktober 2006 resümierte der «Wetzlar Kurier» die
Proteste der muslimischen Welt gegen die Rede Papst Benedikts XVI. in der Universität
Regensburg. Extremisten hätten den Tod des Papstes gefordert, «moderate
Islam-Repräsentanten» seinen Rücktritt. Die politische Lektion der Affäre: Sie
verschaffe eine Ahnung davon, was bei einem EU-Beitritt der Türkei «auf
Christen zukommen könnte», zumal die Türkei sehr bald das bevölkerungsstärkste
Mitgliedsland sein würde. Benedikt XVI. hatte das Schicksal jedes
Islamkritikers erleiden müssen: Man spricht das Wahre nicht ungestraft aus.
Sogar der Papst erwies sich gegenüber dem globalen Islam als «machtlos». Der
«Kurier» äußerte Verständnis dafür, dass Benedikt in dieser Bedrängnis den
«Rückzug» angetreten habe und von einem Missverständnis seiner Rede spreche.
Trotzdem hatte der Donnerer des Lahn-Dill-Kreises Grund, nun seinerseits
förmlich Protest zu erheben: Benedikt habe «eine verhängnisvolle Irrlehre
seines Vorgängers» wiederholt. Er hatte nämlich gesagt: «Ich habe tiefen
Respekt für die Muslime, mit denen wir einen einzigen Gott anbeten.» Der
«Kurier» hielt dem Papst das Wort Jesu aus dem Johannesevangelium entgegen,
niemand komme zum Vater außer durch ihn, um rhetorisch zu fragen: «Wie aber können
Christen und Moslems an einen Gott glauben, wenn alles, was Christus
auszeichnet (Kreuzigung, Auferstehung, Gottessohnschaft), von Moslems geleugnet
wird?» Der dogmatische Eifer im Wortsinn beweist, dass für Irmers Blatt
wirklich kein Problem zu groß ist. Ein CDU-Kreisvorsitzender als Richter über
die Rechtgläubigkeit des Papstes, als neuer Kaiser Heinrich IV. - der Widerstand
gegen den Islam stiftet nicht nur merkwürdige Bündnisse, sondern auch kuriose
Gegnerschaften.
Aber in der Islamkritik ist die Kuriosität von gestern die
diskussionswürdige Wahrheit von heute und die unbequeme Wahrheit von morgen.
Als die niedersächsische Sozialministerin Özkan den Amtseid mit religiöser
Beteuerung
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