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Bahners, Patrick

Bahners, Patrick

Titel: Bahners, Patrick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik-Macher
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Fernsehgespräch mit Peter Voß wurde erst nach der
Entscheidung der Friedrich-Naumann-Jury aufgezeichnet. Aber schon am 6. April 2008 hatte Neda Kelek im Schweizer Fernsehen die
Frage, ob sie eine Muslimin sei, nicht mit Ja beantwortet. «Das stand so in meinem
türkischen Pass», erzählte sie als Gast der «Sternstunde Philosophie» bei
Roger de Weck, «in meinem deutschen Pass steht religionsfrei.» Sie sei
muslimisch erzogen worden, bezeichne sich aber nicht mehr als Muslimin,
sondern als säkulare Muslimin. Das Muslim-Sein dieser säkularen Muslimin
bezeichnet, so meint sie, nicht ihren herrschenden Gedanken, sondern das Joch,
dem sie entronnen ist. Die Selbstbeschreibung ist ein Synonym für das Wort
«Ex-Muslimin» ohne die Kaltschnäuzigkeit dieser Analogiebildung zu Ex-Freund
und Ex-Kanzler. Obwohl die These des Göttinger Islamwissenschaftlers Tilman
Nagel, der Islam sei zur Säkularisierung unfähig, große Beachtung gefunden
hat, wird selten gesehen, wie paradox der zur Eindämmung der Islamverbände
eingesetzte Begriff des säkularen Muslims ist. Neda Kelek ist das nicht
anzulasten. Da sie den Lobbyisten der nicht-säkularen Muslime die
systematische Verschleierung der Konsequenzen einer wortgläubigen Koranexegese
unterstellt, ist ihr nach dem Voß-Interview zwar der Vorwurf nicht erspart
geblieben, sie praktiziere ihrerseits die nach islamkritischer Lehre den
Muslimen erlaubte Verstellung, wenn sie vor anderem Publikum beteuere, sie
brauche ihren Glauben. Aber im öffentlichen Privatissimum mit Roger de Weck hat
sie in aller Deutlichkeit auseinandergelegt, woran sie alles nicht glaubt.
    Glaubt eine säkulare Muslimin an Allah? «Eine säkulare
Muslimin darf Allah infrage stellen.» Ist die Voraussetzung, um Allah infrage
zu stellen, an ihn zu glauben? «Nein: an den Verstand zu glauben, an die
Vernunft zu glauben, an Rationalität zu glauben, erst einmal an den Menschen zu
glauben, der die Fähigkeit zu denken hat.» Durch de Wecks kluge Nachfragen
entstand Keleks kleiner Katechismus. Soll der Sohn der säkularen Muslimin in
die Moschee gehen? Er «soll diese Häuser, die von Menschen geschaffen sind,
gerne anschauen», soll wissen, «dass Menschen an Götter glauben». Die Menschen
seien auf Rituale angewiesen, «das darf aber nicht dazu führen, dass sich daraus
Sektierertum, eine bestimmte Art von Abgrenzung entwickelt».
    Religiöse Pluralität ist sektiererisch: Hier wird hinter
dem Homogenitätsideal tatsächlich das Religionsverständnis des islamischen
Kulturkreises erkennbar - die natürliche Religion, der alle Menschen von Geburt
an angehören. Die Republik findet ihre Identität in der Wiederherstellung
dieser ursprünglichen Einigkeit: «Ich erwarte von den Nationen, dass sie
endlich die Religion von der Politik trennen und zu Nationen werden.» Die
säkulare Muslimin verdankt ihre Existenz den säkularen Verhältnissen: «Die
Religion, die ich im Kopf habe, ist eine spirituelle, die ich selbst definiere,
und das sagt mir kein Imam, kein Hodscha, sondern ich. Ich bin ein Ich geworden
in einer Zivilgesellschaft.»
    Als de Weck erzählte, dass er auch in islamischen Ländern
viele Menschen getroffen habe, die so dächten wie sein Gast, nahm das Gespräch
eine Wendung vom Metaphysischen ins Apokalyptische. Neda Kelek bestritt
rundheraus, dass das stimmen könne. Sie glaube nicht, dass diese ihr unbekannten,
namenlosen Muslime «wirklich innerlich säkular» seien, und sie wisse auch
nicht, welche Fragen de Weck «ihnen gestellt» habe. Indem sie aussprach, dass
sie in der islamischen Welt nicht einmal auf Verbündete im Geiste zu hoffen
hat, hatte sie die Frontlinie eines Weltbürgerkriegs gezogen. Angesichts der
«diktatorischen Herausforderung» konnte sie nur noch höhnisch vom Anspruch der
Muslime auf Religionsfreiheit sprechen. «Ohne dass sie in diesem Land
angekommen sind, ohne dass sie ein Stück der europäischen Werte angenommen
haben, suchen sie hier diktatorisch ihre Männerhäuser aufzubauen.» Die
Herausforderung müsse angenommen werden, «sonst ist Europa bald verloren». De
Wecks zunehmend skeptische Einwürfe - seien europäische Werte nicht auch das
Differenzierungsvermögen und der Zweifel? - führten nur dazu, dass sie sich
noch mehr hineinsteigerte ins Warnen vor dem Untergang. «Europa zweifelt
ständig an sich; das ist das, worüber ich mir immer mehr Gedanken mache: dass
es Europa auch zum Verhängnis werden kann.»
    Immer fanatischer wurde ihr Ton, und als sie

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