Bali Lombok
brechen ihre Ausbildung schon frühzeitig ab, um bei der Hausoder Landwirtschaft helfen zu können. Vor allem Mädchen und Kinder in ländlichen Regionen haben oft keinen Schulabschluss. Hinzu kommt, dass die Kosten der Schulausbildung für die Familien oftmals untragbar sind. Die Schulgebühren werden bei ärmeren Familien zwar vom Staat oder von religiösen Einrichtungen übernommen, die Zusatzkosten für Schuluniform, Transport und Aufnahmegebühren sind aber oft schlichtweg zu hoch. Die Alphabetisierungsrate in Indonesien liegt dennoch bei erfreulichen 98 %.
Das indonesische Schulsystem ist dreistufig: Zunächst besuchen die Kinder sechs Jahre lang die Grundschule (1. bis 6. Klasse), danach drei Jahre lang die Mittelstufe (7. bis 9. Klasse) und weitere drei Jahre die Oberstufe (10. bis 12. Klasse). Nach der Oberstufe und einem Eignungstest steht der Weg zu einer Hochschule offen, sofern man die Studiengebühren zahlen kann. Die Auswahl an Schulen und Hochschulen ist in Indonesien recht groß. Schon beim Kindergarten kann man auf private Institutionen zurückgreifen, die aber oft an eine Religion gebunden sind. Die allgemeine Qualität der Schulen lässt jedoch zu wünschen übrig. Die Ausstattung mit Büchern und Technik erinnert eher an die 1960er-Jahre als an das 21. Jh. Den staatlichen Schulen wird immer wieder vorgeworfen, dass die Lehrer und auch die Lehrinhalte miserabel wären. Die indonesische Regierung hat jedoch erkannt, dass ein solches Bildungssystem dem Druck der Globalisierung nicht standhalten kann und den gewünschten Übergang von einem Agrar- zu einem Industriestaat nicht gerade fördert. Die staatlichen Ausgaben für Bildung wurden daher in den letzten Jahren drastisch erhöht, und das Bildungssystem wird kontinuierlich verbessert.
Die balinesische Gesellschaft
Balinesen leben in einer Welt des Teilhabens und Teilnehmens. Die Bindung an eine oder mehrere Gruppen und die damit einhergehenden Pflichten haben Vorrang gegenüber den Bedürfnissen des Individuums, wobei häufig die individuellen Bedürfnisse nur durch die Gruppe befriedigt werden können. Das ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl hat sich schon vor 2000 bis 3000 Jahren entwickelt und ist eine direkte Folge der Nassreiskultur. Diese Form der Landwirtschaft erfordert nämlich weitverzweigte, komplexe Bewässerungssysteme, die durch die gebirgige Beschaffenheit der Insel und den Wechsel von regenarmen und regenreichen Jahreszeiten noch zusätzlich kompliziert werden. Es leuchtet daher ein, dass nicht jeder Bauer für sich alleine sein eigenes Bewässerungssystem konstruieren konnte.
Schon die ältesten schriftlichen Dokumente auf Bali erwähnen die Subak , die Reisbauern-Kooperativen, in denen jeweils alle Bauern zusammengeschlossen sind, deren Reisfelder von ein und demselben Bewässerungssystem gespeist werden. Auf ganz Bali gibt es rund 1200
Subak
, jede mit durchschnittlich 200 Mitgliedern und einer Feldfläche von 50 bis 100 ha. Jeder Bauer, der Felder im Bereich eines
Subak
besitzt, ist zur Mitgliedschaft verpflichtet. Ebenso ist es obligatorisch, an den
Subak
-Versammlungen teilzunehmen, die regelmäßig alle 35 Tage und außerdem zu besonderen Anlässen abgehalten werden. Ein Nichterscheinen ohne triftigen Grund kann bestraft werden.
Auch bei bedeutenden Zeremonien darf gelächelt und gesimst werden.
Alle Entscheidungen , die bei den Versammlungen getroffen werden, bedürfen der Zustimmung ausnahmslos aller Mitglieder. Periodisch wird ein
Subak
-Vorstand gewählt, dessen Dienste nicht gesondert belohnt werden. Aufgabe des Vorstandes ist es, den Vorsitz bei Versammlungen zu führen, darauf zu achten, dass alle Arbeiten gemäß der traditionellen Regeln ausgeführt werden, wie sie in den alten Lontar-Schriften niedergelegt sind, und die Teilnahme der Mitglieder an den
Subak
-Treffen zu kontrollieren und gegebenenfalls Strafen zu verhängen.
Bei den
Subak
-Treffen wird entschieden, wann mit dem Setzen der Pflanzen oder der Ernte begonnen wird, welche Düngemittel und Insektizide wann und in welchem Maße eingesetzt werden, zu welchem Zeitpunkt die nötigen religiösen Zeremonien durchgeführt werden und inwieweit Arbeiten an den Dämmen und Kanälen der Bewässerungsanlagen notwendig sind.
Jedes
Subak
hat einen eigenen
Subak
-Tempel, welcher der Reisgöttin Dewi Sri geweiht ist. Hier halten die
Subak
-Mitglieder ihre Versammlungen ab, und hier finden die wichtigsten Zeremonien zu Ehren der Reisgöttin statt. Das bedeutendste
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