Bali Lombok
Fest zu ihren Ehren ist das Erntedankfest
(Ngusaba Nini)
.
Eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie die
Subak
spielen in der balinesischen Gesellschaft die Banjar , deren Mitglieder nicht nur Reisbauern, sondern Angehörige aller Berufsgruppen sind. Der Begriff
Banjar
ist schwer zu übersetzen, die Holländer haben dafür den Ausdruck „Dorf-Republik“ geprägt. Das
Banjar
ist eine Organisation, der alle erwachsenen Bewohner eines Dorfes angehören, normalerweise erst nach der Heirat oder nach der Geburt des ersten Kindes. Da die Aufgaben eines
Banjar
auch Frauenarbeit mit einschließen, gehört nach der Aufnahme eines männlichen Mitglieds in die Gemeinschaft automatisch auch seine Ehefrau dazu.
Die Mitgliedschaft im
Banjar
ist Pflicht für jede Familie, ebenso die Teilnahme an den regelmäßigen Versammlungen im
Bale Banjar
(der Versammlungshalle). Selten sind mehr als 60 oder 70 Familien in einem
Banjar
zusammengeschlossen, größere Dörfer sind entsprechend in mehrere voneinander unabhängige
Banjar
unterteilt. Sogar die Hauptstadt Denpasar besteht aus Dutzenden von
Banjar
. Alle Entscheidungen innerhalb der Gemeinschaft bedürfen wie bei den
Subak
der Zustimmung sämtlicher Mitglieder. Lange Beratungen sind notwendig, bevor neue Ideen in die Tat umgesetzt werden können. Vielfältig sind die Aufgaben des
Banjar
, jedes Mitglied ist verpflichtet, einen Teil an Arbeit beizutragen. Die Organisation kümmert sich um den Bau und die Instandhaltung von öffentlichen Gebäuden, Märkten, Straßen und Badeplätzen und, falls notwendig, auch um die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung. Darüber hinaus ist das
Banjar
verantwortlich für die Vorbereitung und die Durchführung sämtlicher Tempelfeste und Zeremonien. Sogar wichtige Familienfeiern wie der erste Geburtstag eines Kindes, Zahnfeilungszeremonien, Hochzeiten und Verbrennungen werden oft von sämtlichen Mitgliedern eines
Banjar
gemeinsam veranstaltet. Projekte, die von den Mitgliedern eines
Banjar
umgesetzt werden sollen, werden durch eine Komplementärwährung, nämlich die Zeitwährung , bezahlt. Der Zeitwert, den jedes Mitglied für ein Projekt aufbringen muss, kann in Rupiah umgerechnet und bezahlt werden oder durch Dienstleistungen und den entsprechenden Zeitaufwand abgearbeitet werden. Das Bezahlen der Zeit in Rupiah ist nicht besonders hoch angesehen und wird schnell geächtet.
Lontar-Schriften
Lontar
-Schriften sind alte balinesische Bücher. Sie werden nur noch in Tenganan in Ost-Bali hergestellt. Dabei wird mit einem Metallgriffel in die Blätter der Lontar-Palme geritzt. Mit Hilfe von Rußöl wird das Geschriebene sichtbar gemacht.
In den
Lontar
-Schriften sind Texte und Abbildungen zur Mythologie, Religion und Geschichte von Bali zu finden. Viele Balinesen verstehen die alten Schriften als eine Art Bibel, Regelwerk und Wegweiser.
Außer dem
Bale Banjar
, zu dem immer eine Küche und der Turm mit der
Kul-Kul
-Trommel gehören, mit der die Mitglieder zu den Versammlungen gerufen werden, besitzt jedes
Banjar
meist ein komplettes Set von Gamelan-Instrumenten und diversen Tanzrequisiten sowie Kostüme, Schmuckstücke und Masken, darunter vor allem eine
Rangda
(eine Maske, die das Böse darstellt) und einen
Barong
(Maske des Guten). Auch wenn keine Versammlungen stattfinden oder Vorbereitungen zu einem Fest getroffen werden müssen, sind fast immer einige Männer im
Bale Banjar
anzutreffen – um sich zu unterhalten, um ihre Kampfhähne zu vergleichen oder einfach nur um herumzusitzen. Manche Männer ziehen sogar das
Bale Banjar
dem häuslichen Bett vor und verbringen dort die Nacht.
Neben den
Subak
und
Banjar
gibt es noch andere Gemeinschaften, deren Mitgliedschaft aber meist freiwillig ist. Da sind z. B. die sogenannten Pemaksan , Vereinigungen oder Gemeinden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, einen bestimmten Tempel, für den sonst niemand zuständig ist, instand zu halten und dafür zu sorgen, dass regelmäßig die Odalan , die Jahresfeiern dieses Tempels, zelebriert werden.
Kastenwesen
Im Gegensatz zum egalitären und demokratischen Charakter der dörflichen Gemeinschaften steht das Kastenwesen, das die Angehörigen des ostjavanischen Majapahit-Hofes bei ihrer Übersiedlung nach Bali und ihrer Machtergreifung mitbrachten und den Balinesen aufbürdeten.
In Anlehnung an das indische Kastensystem, mit dem sich vor einigen Tausend Jahren die nach Indien eingefallenen Arier über die unterjochten Urvölker Indiens stellten, haben auch die
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