Bali Lombok
Verehrung der Ahnen dienen. Das mit Abstand spektakulärste Ritual dieser Art ist die Leichenverbrennung, Pengabenan oder Ngaben .
So manches religiöse Ritual verlangt ein Tieropfer, wie hier in der Nähe von Suter in Nord-Bali.
Nach hinduistischer Vorstellung ist der Körper nur eine vergängliche und unreine Hülle für die zwar unsterbliche, aber ebenfalls unreine Seele. Nach dem Tod eines Menschen hält sich seine Seele noch so lange beim Körper auf, bis sich dieser in seine fünf Grundelemente aufgelöst hat: Erde, Luft, Feuer, Wasser und Atmosphäre. Je nach ihrem Karma , der Anhäufung guter und schlechter Taten auf Erden, wird die Seele im Himmel belohnt oder in der Hölle bestraft und anschließend zur Wiedergeburt entlassen. Bei überwiegend gutem
Karma
geschieht dies in einer besseren oder höheren Form, nach balinesischem Glauben meist sogar in derselben Familie wie im vergangenen Leben, bei schlechtem
Karma
in einer niedrigeren Form, im ungünstigsten Fall sogar als Tier. Der Kreislauf von Tod und Wiedergeburt wiederholt sich so lange, bis die Seele rein genug ist,
Moksa
zu erlangen, die Vereinigung mit Gott, um von nun an im ewigen Frieden des Nirwanas zu leben.
Aufgabe der Angehörigen eines Toten ist es, der Seele die Gelegenheit zu verschaffen, sich so schnell wie möglich vom Körper zu befreien, d. h. den Körper den fünf Elementen zu übergeben. Dies erreicht man am besten durch die Verbrennung der Leiche, was für die meisten Balinesen allerdings ein großes Problem darstellt: Die begleitenden Rituale und Festlichkeiten sind für gewöhnlich so aufwendig und kostspielig, dass sich nur sehr reiche Leute eine Verbrennungsfeier kurz nach dem Ableben eines Familienangehörigen leisten können. Auch hohe Priester werden gleich nach ihrem Tode verbrannt.
Die Mehrzahl der Familien ist gezwungen, ihre Toten erst zu begraben und mit der Kremation so lange zu warten, oft jahrelang, bis sie entweder genug Geld gespart haben, sich einige Familien zu einer gemeinschaftlichen Verbrennungsfeier für mehrere Leichen zusammengetan haben oder bis sich die Gelegenheit bietet, an der Zeremonie einer reichen Person teilzunehmen. Die eigentliche Verbrennung ist nur der Höhepunkt einer ganzen Serie komplexer Zeremonien, die schon Monate vorher beginnen und erst Wochen nach der Kremation beendet sind. Oft sind Hunderte von Menschen wochen- und monatelang mit den Vorbereitungen für den großen Tag beschäftigt, den ein Priester anhand des balinesischen Kalenders festlegt.
Der Leichnam eines Verstorbenen oder, wenn dieser lange beerdigt war, nur noch ein paar Knochen bzw. eine Ersatzfigur wird in einem Turm zum Verbrennungsplatz getragen. Der Turm
(Wadah)
ist eine aufwendig geschmückte, mit Stoffen und buntem Papier verkleidete Bambuskonstruktion, die wie ein Tempelschrein von einem mehrstufigen Dach gekrönt ist. Die Höhe des Turms richtet sich nach dem Stand bzw. der Kaste des Verstorbenen, nach den finanziellen Mitteln der Angehörigen und nach der Höhe der Strom- und Telefonleitungen, die den Weg zum Verbrennungsplatz überspannen. Oft baut man die Kabel auch einfach für diesen Tag ab.
Der
Wadah
wird mithilfe eines Bambusgerüsts von einer Gruppe junger Männer unter lautem Geschrei, ausgelassenem Gelächter und mit viel Hin- und Herzerren, begleitet von einer fröhlichen Menge, im Zickzack durchs Dorf getragen – zum einen um die Seele des Verstorbenen zu verwirren, sodass sie nicht mehr den Weg zurück nach Hause findet, zum anderen, um auch die bösen Geister davon abzuhalten, störend in das Geschehen einzugreifen. Die fröhliche Stimmung der Menge und der Angehörigen des Toten entspricht dem erfreulichen Ereignis, eine Seele endlich auf den Weg zu den Göttern zu schicken.
Mit dem
Wadah
wird auch der leere Kremations-Sarkophag
(Patulangan)
auf einem Bambusgerüst durchs Dorf getragen. Der Patulangan ist meist ein ausgehöhltes Stück Baumstamm, welches mit Stoffen und buntem Papier so verkleidet wird, dass es einen überdimensionalen Tierkörper darstellt. Je nach Kaste des Verstorbenen repräsentiert der Sarkophag eine weiße Kuh oder einen schwarzen Bullen für Angehörige höherer Kasten – oder einen geflügelten Löwen, einen Hirsch oder den Elefantenfisch für die niedere Kaste.
Auf dem Verbrennungsplatz
(Pamuhunan)
, der meist in der Nähe des
Pura Dalem
(Unterweltstempel) liegt, also in der
Kelod
-Richtung (meerwärts), wird die Leiche bzw. die Ersatzfigur aus dem
Wadah
herausgeholt,
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