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Bali Lombok

Bali Lombok

Titel: Bali Lombok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MairDumont
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mit heiligem Wasser übergossen und im Tiersarkophag untergebracht.Dann zündet man den Turm und den
Patulangan
an, und in wenigen Minuten werden diese Produkte monatelanger Arbeit ein Opfer der Flammen. Wenn alles heruntergebrannt ist, sammelt man sorgfältig die weiße Knochenasche auf, um sie anschließend in einer festlichen Prozession dem Meer oder einem Fluss zu übergeben. Nun erst ist die Seele endgültig vom Körper befreit.
    Um ihr den Aufstieg zur Götterwelt zu ermöglichen, ist allerdings noch eine ganze Reihe von abschließenden Riten erforderlich, die in der Nyekah -Zeremonie einige Wochen nach dem
Pengabenan
gipfeln. Dazu bastelt die Familie Figuren, die Körper und Seele des Verstorbenen symbolisieren. Die Figuren werden verbrannt – diesmal herrscht eine ruhigere, entspanntere Atmosphäre als bei der ersten und eigentlichen Kremation –, und es folgt eine Prozession mit einem Miniatur-
Wadah
zum Meer bzw. zu einem Fluss. Die Asche wird ins Wasser gestreut, und nun endlich ist die Seele auf dem Weg zu Gott.
    Für die nächsten Angehörigen des Toten sind die Aktivitäten aber noch nicht beendet: Begleitet von weiteren Zeremonien muss im Familientempel ein neuer Schrein für den jetzt vergöttlichten Ahnen errichtet werden. Wie kann aber die Seele gleichzeitig wiedergeboren werden und ein göttlicher Ahne sein? Die Idee der Reinkarnation ist hinduistisch, also indischen Ursprungs, der vergöttlichte Ahne entspricht dagegen altmalaiischer, animistischer Anschauung. Doch für den Balinesen gibt es solche Widersprüche nicht: Die Seele kann eben beides.
Manusia-Yadnya-Riten
    In die vierte Kategorie ordnet man jene Rituale ein, welche die einzelnen Lebensabschnitte eines heranwachsenden Balinesen von seiner Geburt bis zu seiner Heirat markieren (sogenannte Übergangsriten). Es sind meist kleinere Familienfeiern, die nach dem
Pawukon
-Kalender festgelegt werden. Fast immer sind Gäste willkommen, auch ausländische – vorausgesetzt, dass diese dem Anlass entsprechend gekleidet sind. Kleinere Geschenke werden gerne angenommen. Wer ein paar Fotos machen will, sollte vorher höflicherweise um Erlaubnis fragen und zurückhaltend vorgehen.
    Wird ein Kind geboren, kommen gleichzeitig auch seine vier mythischen Geschwister zur Welt, die
Kanda Empat
: persönliche Schutzgeister, die sich in Fruchtwasser, Blut, Plazenta und Nabelschnur verkörpern und einen Balinesen bis an sein Lebensende begleiten. Allerdings erfüllen sie ihre Schutzfunktion nur, wenn ihnen die nötigen Opfer gebracht werden, andernfalls können sie sich auch in Dämonen verwandeln und Schaden anrichten. Die Nachgeburt wird gleich nach der Entbindung neben dem Eingang zum Gehöft begraben. Zwölf Tage nach seiner Geburt erhält das Baby einen vorläufigen Namen. Am 42. Tag nach der Geburt unterziehen sich Mutter und Kind einer Reinigungszeremonie – beide gelten bis dahin als unrein –, die von einer Familienprozession zum Badeplatz gekrönt wird. Das erste größere Fest findet am 105. Tag statt (ein halber
Pawukon
-Zyklus), wenn das Baby das erste Mal den Boden berühren darf. Allerdings muss es weiterhin ständig von jemandem getragen werden, denn ein Kind darf niemals auf dem (unreinen) Boden herumkrabbeln „wie ein Tier“.
    Die nächste große Feier wird nach 210 Tagen abgehalten, was einem kompletten
Pawukon
-Zyklus entspricht und so etwas wie ein Geburtstag ist. Das Kind und die
Kanda Empat
erhalten einen neuen Namen, und ein Priester nimmt den ersten Haarschnitt vor. Eine festlich geschmückte, puppenähnliche Figur, quasi ein Abbild des Kindes, nimmt mit dem Kind an den Zeremonien teil, wird aber später als Ablenkungsmanöver für Übel verbreitende Dämonen auf die Straße geworfen.
    Nach dem Eintritt in die Pubertät und möglichst noch vor der Hochzeit soll sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen die Zahnfeilungs-Zeremonie ,
Masangih
bzw. bei höheren Kasten
Mapandes
, vorgenommen werden. Dabei werden die sechs Vorderzähne des Oberkiefers gerade gefeilt – häufig begnügt man sich auch mit ein paar symbolischen Strichen mit der Feile –, um die Jugendlichen von den folgenden sechs Übeln zu befreien: Wollust, Habgier, Zorn, Trunksucht, Dummheit und Eifersucht. Um die immensen Kosten für die Zahnfeilungs-Zeremonie zu reduzieren, wird diese oft mit anderen Feiern kombiniert, oder mehrere Familien tun sich zusammen.
    Die Hochzeit ist das letzte Ritual, das Eltern für ihre Kinder arrangieren müssen. In Bali kommt eine

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