Bali Lombok
Heirat auf zwei verschiedene Arten zustande: Wenn die Heirat schon vorher zwischen Brauteltern und Eltern des Bräutigams verabredet worden ist, findet eine relativ aufwendige Feier statt, deren Kosten sich die beiden Elternpaare teilen. Ansonsten wird ein „Brautraub“ simuliert, natürlich mit beiderseitigem Einverständnis. Dann hält man die Hochzeitsfeier in kleinem Rahmen ab, und die in diesem Fall wesentlich geringeren Kosten trägt allein der Vater des Bräutigams.
Das zentrale Ereignis der Hochzeitsfeier neben den Opferzeremonien im Familientempel ist ein von einem Priester durchgeführtes Ritual, mit dem das junge, festlich gekleidete Paar rituell gereinigt wird. Die Braut zieht immer zu ihrem Ehemann, ist also von nun an ein Mitglied seiner Familie und verehrt in Zukunft seine Familiengötter und seine Ahnen.
Das nächste große Fest für das Ehepaar ist dann wieder die Geburt seines ersten Kindes. Es ist Pflicht eines jeden Balinesen, Kinder zu haben, vor allem Söhne, damit die Verehrung der Ahnen auch in späteren Generationen nicht abreißt. Außerdem hofft man, dass die Ahnen in den eigenen Kindern wiedergeboren werden. Weiterhin kann ein Mann oft nur dann Mitglied des
Banjar
, des Dorfrates, werden, wenn er Vater geworden ist.
Bhuta-Yadnya-Riten
So wie die Balinesen in ständigem Kontakt mit ihren Göttern stehen, sind sie auch unablässig von böswilligen Dämonen umgeben. Das ist aber ganz in Ordnung, denn das Gute kann nur zusammen mit dem Bösen existieren, beide Kräfte müssen nur im Gleichgewicht stehen. Um zu verhindern, dass die Dämonen die Oberhand gewinnen, sind besondere Opferzeremonien notwendig. Dies können einfache Speiseopfer sein, die man täglich in jedem Haushalt in Körbchen aus Bananenblättern auf den Boden legt, wo sich Dämonen mit Vorliebe aufhalten. Gleichzeitig gibt es ebenso einfache Opfer für die Götter, die man auf Altären platziert, welche sich meist in Kopfhöhe oder darüber befinden. Größere Opferzeremonien findet man in Form von spektakulären exorzistischen Ritualen, die inselweit zelebriert werden. Auch das bei Hahnenkämpfen vergossene Blut vermag die Dämonen zu besänftigen.
Die zwei in Bali gebräuchlichen Kalender weisen in regelmäßiger Folge bestimmte Tage auf, an denen die dunklen Mächte besonders aktiv sind, Tage, die folglich besondere Rituale zur Besänftigung der Dämonen erfordern. Ein solcher Tag ist vor allem Kajeng Kliwon , der nach dem
Pawukon
-Kalender bestimmt wird und sich alle 15 Tage wiederholt. Alle Familien stellen Opfergaben vor die Eingangspforte ihres Anwesens, um dieses zu schützen. Die magisch geladenen
Barong
- und
Rangda
-Masken, die man im Tempel aufbewahrt, werden meist an diesem Tag hervorgeholt und durchs Dorf getragen. Besonders Straßenkreuzungen und Friedhöfe sind von Dämonen bevölkert.
Barong ist ein Sammelbegriff für verschiedene Arten mythischer Wesen, die meist in Tierform auftreten, aber auch als menschenähnliche Riesen
(Barong Landung)
. Es gibt z. B. den
Barong Macan
(Tiger-
Barong
), den
Barong Bangkal
(Eber-
Barong
) und den am häufigsten anzutreffenden
Barong Ket
, ein löwenähnliches Fabelwesen. Unter dem Kostüm des
Barong
verbergen sich zwei Männer, der eine stellt die Hinterbeine, der andere die Vorderbeine dar. Der Vordermann trägt die riesige Maske und lässt deren Unterkiefer klappern. Ein
Barong
verfügt über gewaltige magische Kräfte, die er für gewöhnlich zugunsten der Menschen einsetzt. Aber es ist äußerste Sorgfalt geboten: Wird eine
Barong
-Maske falsch behandelt, kann sie ihre Kraft gegen den Menschen richten.
Von ähnlich großer Macht sind die
Rangda
-Masken. Rangda ist die Königin der Hexen, und ihre schwarze Magie wird gefürchtet. Ihr Aussehen ist schrecklich: Eine lange Zunge schaut zwischen spitzen Fangzähnen hervor. Sie hat lange Fingernägel, monströse, hin- und herpendelnde Brüste und eine dichte, verfilzte Mähne, die den ganzen Körper einhüllt. Obwohl
Rangda
die Personifikation äußerst übler Kräfte ist, kann auch sie wie der
Barong
in den Dienst der Menschen gestellt werden und das Dorf vor dämonischen Übergriffen schützen.
Häufig treten
Barong
und
Rangda
gemeinsam auf, namentlich im exorzistischen Calonarang -Ritual,der Aufführung eines Dramas um eine Witwe
(Rangda)
aus Ost-Java, deren Tochter niemand heiraten will. Von der Todesgöttin
Durga
mit magischer Kraft ausgestattet, richtet
Rangda
in ihrer Wut eine Menge Unheil im Lande an. Das
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