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Balkan Blues

Balkan Blues

Titel: Balkan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Botschaft. It’s a message. «
    »Was für eine Botschaft?« wundert sich Gikas.
    »Das Gefängnis von Abu Ghraib«, entgegnet Parker triumphierend. »Die wüstesten Aufnahmen aus Abu Ghraib zeigen alle nackte Iraker. Daran will man uns erinnern.«
    »Interessante Idee«, meint Gikas befriedigt. In seiner Verzweiflung greift er nach jedem Strohhalm.
    »Da gibt es aber etwas, was aus dem Rahmen fällt.«
    Parker wendet sich mir zu und blickt mich an.
    »Was fällt aus dem Rahmen?«
    »Die Moutsa. This. « Und da ich nicht weiß, wie man Moutsa auf englisch sagt, recke ich den ausgestreckten Arm mit der geöffneten Handfläche in die Höhe, damit er begreift. »Die Moutsa ist eine rein griechische Handbewegung. Ausgeschlossen, daß Araber sie kennen.«
    Parker hat wieder eine Antwort parat:
    »Das machen sie, um uns in die Irre zu führen. They are trying to mislead us. Und das zeigt, daß die Täter in Griechenland leben und diese Geste kennen. Wir müssen nachforschen, wer von den hier lebenden Irakern Angehörige in Abu Ghraib hat.«
    Zu Hause erwarten mich Katerina und Fanis, die noch ganz begeistert sind von Lissabon.
    »Das bißchen, was wir von der Stadt sehen konnten, hat uns wahnsinnig gefallen!« erzählt Katerina. »Und wie freundlich die Leute waren! Denk dir, Mama, obwohl sie enttäuscht waren, daß sie verloren hatten, haben sie uns lächelnd die Hand gedrückt.«
    »Wir hätten das doch genauso gemacht!« bemerkt Adriani kurzerhand.
    Meine Gedanken wandern zu den jungen Männern, die im Kallimarmaro-Stadion Albaner beschimpften. Fanis will schon den Mund aufmachen, doch ich kriege mit, wie Katerina ihm bedeutet, still zu sein.
    »Mir war so, als hätte ich dich jubelnd und springend auf dem Bildschirm gesehen«, sage ich.
    »Keine Ahnung, was ich in meiner Begeisterung gemacht habe. Nicht ausgeschlossen, daß ich jubelnd herumgesprungen bin.«
    »Alle sind herumgesprungen. Ist doch pervers, nicht zu jubeln!« fügt Fanis hinzu.
    Das Gespräch wird vom Klingeln meines Handys unterbrochen.
    »Todesursache war Nierenversagen«, höre ich Stavropoulos’ Stimme sagen. »Als Opfer kann man ihn daher gar nicht bezeichnen. Die eine Niere fehlte. Vielleicht hat man sie entfernt, vielleicht hat er sie verkauft. Kann ich Ihnen nicht mit Gewißheit sagen.«
    »Todeszeitpunkt?«
    »Vor etwa vierundzwanzig Stunden.«
    Urplötzlich weiß ich, was mich an Parkers Theorie stört. Die Toten waren nicht nackt, weil sie auf das Gefängnis von Abu Ghraib verweisen sollten. Sie waren nackt, weil man sie aus der Pathologie oder aus der Totenkammer eines Krankenhauses entführt hatte.
     
    Epilog: Zurück zum Alltag
     
    Katerina kehrt mit dem Acht-Uhr-Zug nach Thessaloniki und zu ihrer Doktorarbeit zurück. Ich fahre sie zum Bahnhof, weil Fanis Frühdienst im Krankenhaus hat. Katerina rechnet damit, daß sie ihre Doktorarbeit in einem Semester einreichen und dann nach Athen zurückkehren kann – zur großen Freude aller Beteiligten, vorwiegend meiner, da mir dadurch ihre Aufenthaltskosten in Thessaloniki erspart bleiben.
    Der Alltag hat uns wieder mit seinen Schlaglöchern, den aufgegrabenen Straßen, der Schienenlegung für die Straßenbahn, den Arbeiten an der Vorortbahn und den aufgerissenen Gehsteigen. Bis ich den Mirafiori heil durch all diese Fallen gelotst und unversehrt vor dem Haus abgestellt habe, bin ich ganz durchgeschwitzt.
    »Immerhin haben die neuen Gehsteige auch eine Blindenspur«, informiert mich Adriani.
    »Vielleicht hat man Blinde mit Blindgängern verwechselt.«
    »Wieso?«
    »Blindgänger haben wir in Griechenland genug, aber so viele Blinde, daß sich eine eigene Spur auszahlt, gibt’s hier doch gar nicht!«
    Sie wirft mir einen ungehaltenen Blick zu und packt den Einkaufskorb, um auf den Wochenmarkt zu gehen. Sie will nämlich Auberginen kaufen und Fanis heute abend sein Lieblingsessen zubereiten: Auberginen Imam.
    Ich beschließe, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Dienststelle zu fahren. Streifen für Blinde gibt es schon, aber eigene Fahrstreifen für Klapperkisten noch nicht. Und wenn der Mirafiori in einem Schlagloch versinkt, dann holt man ihn bestimmt auf einer der Rolltreppen heraus, die in der letzten Zeit wie Pilze aus dem Boden schießen.
    Ich steige zweimal um, und nach einer halben Stunde bin ich am Alexandras-Boulevard angelangt. Vlassopoulos erkennt mich schon von weitem und läuft mir entgegen.
    »Wir haben ihn gefunden!« meldet er zufrieden. »Er war im Tsannio-Krankenhaus in

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