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Balkan Blues

Balkan Blues

Titel: Balkan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Dienst hatte.«
    Seine kurze Abwesenheit nutze ich dazu, um Vlassopoulos anzurufen. Mich interessiert, ob man einen verdächtigen Wagen ausfindig machen konnte.
    »Wir haben einen Hinweis auf einen Toyota Yaris erhalten, Herr Kommissar. Das jeweilige Datum paßt. Er ist einem Nachbarn, der aufgrund seiner Schlaflosigkeit die ganze Nacht auf dem Balkon zubringt, aufgefallen. Er nahm an, es ginge um Drogenhandel, da der Wagen immer gegen zwei Uhr morgens auftauchte. Gegen drei ging er dann schlafen, und da war der Yaris noch da. Am anderen Morgen war er weg.«
    »Farbe?«
    »Silbergrau, aber aufgrund der Dunkelheit kann der Zeuge das nicht beschwören.«
    Stavropoulos ist zurück und setzt sich an seinen Schreibtisch. An seiner Miene kann ich ablesen, daß auch er meine Theorie nach und nach bestätigen wird.
    »Pavlos Orkopoulos, ein temporärer Angestellter. Er war alle drei Nächte hier.«
    »War das seine normale Schicht?«
    »Am ersten Abend ja, an den beiden anderen nicht. Er hat mit einem Kollegen getauscht. Er ist Student an der Fachhochschule und sagte, er wolle lieber nachts, wenn es ruhig ist, arbeiten, da er sich dabei auf die Prüfungen im September vorbereiten könne.« Er hält inne und blickt mich an. »Was tun wir jetzt?«
    »Nichts. Wenn ich ihn zur Befragung vorlade, wird er alles abstreiten, und wir können schwer nachweisen, daß er die Leichen entwendet hat. Aber jemand muß die Leiche ins Olympiastadion geschafft haben. Also muß es einen Mittäter geben.«
    Ich rufe Ingenieur Kalavrytis im Olympiastadion an und kündige meinen Besuch an, in einer Viertelstunde am Eingang der Baustelle.
    »Schalte die Sirene ein, und drück auf die Tube«, sage ich zu Vlassopoulos, der mich mit dem Streifenwagen abholt. Ich will rechtzeitig dasein, bevor irgendein Schlaumeier Parker benachrichtigt, der dann nur im Weg steht.
    Kalavrytis geht nervös am Eingang auf und ab.
    »Gibt es Neuigkeiten?« fragt er, und sein Blick sagt mir, es wäre ihm lieber, es gäbe keine.
    »Ich möchte die Liste der akkreditierten Fahrzeuge der Baustelle sehen.«
    Seine Unruhe wächst. »Wenn irgendein Skandal droht, dann muß ich die Firmenleitung verständigen. Ich kann die Verantwortung dafür nicht übernehmen.«
    »Das, wonach wir suchen, hat weder etwas mit der Firma noch unmittelbar etwas mit der Baustelle zu tun«, beruhige ich ihn.
    Er führt mich wieder in den Bürocontainer und läßt mich warten. Ich sitze auf glühenden Kohlen, doch glücklicherweise erleide ich keine Verbrennungen ersten Grades, da Kalavrytis nach fünf Minuten mit der Liste zurückkehrt. Irgendwo in der Mitte finde ich den Yaris. Ich lese den Namen des Halters: Sotiris Koumerkas. Ich lasse Vlassopoulos den Yaris überprüfen, und dann rufe ich diesen Sotiris zu mir. Es ist der Bauführer, der Albanischkenntnisse in seinem Lebenslauf aufführt.
    »Werden wieder Albaner befragt?« meint er lächelnd.
    »Nein, mit den Befragungen der Albaner sind wir fertig. Ich möchte Ihnen nur eine Frage stellen. Ich möchte wissen, wie ihr die Toten transportiert habt.«
    »Wen?«
    »Die Toten aus der Pathologie. Eingewickelt in ein Bettlaken?«
    Seiner Antwort geht eine kleine Pause voran.
    »Sie haben es also herausgekriegt!« sagt er ungerührt und mit einem Lächeln auf den Lippen.
    »Ja, und wir kennen auch Ihren Mittäter. Orkopoulos.«
    Nach wie vor lächelt er mir locker zu. »Auf dem Rücksitz des Wagens. Wir haben sie auf den Rücksitz gesetzt und nach einigen Metern das Laken bis zum Bauch heruntergeschoben.« Er lacht auf. »Sie haben wie Mitfahrer ausgesehen, die gerade den Fahrer vor uns mit der Moutsa beschimpfen.«
    »Ich begreife nicht, warum Sie das getan haben.«
    »Auf die Idee hat mich Orkopoulos gebracht. Eines Nachmittags haben wir zusammen im Auto gesessen, und ich sah, wie er alle naselang die Geste der Moutsa gemacht hat. Als ich ihn fragte, wem er sie denn zeige, meinte er, den Kameras, die für die Olympiade überall aufgestellt worden waren. ›Ich zeige den Bullen hinter den Kameras die Moutsa ‹, sagte er. Da kam mir die Idee, wie wir die Sicherheitssysteme der Olympischen Spiele lächerlich machen konnten.«
    »Warum denn lächerlich machen? Was haben Sie sich davon versprochen?«
    »Na hören Sie mal, Herr Kommissar!« ruft er ärgerlich. »Siebzigtausend Polizeibeamte auf den Straßen plus Kameras plus Zeppelin! Wir wollten die Austragung der Olympischen Spiele und sind in die Zeit der Junta zurückverfallen. Und alles nur, weil die

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