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Balkan Blues

Balkan Blues

Titel: Balkan Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Behandlung.«
    »Sag dort telefonisch Bescheid, daß ich den Leiter der Dialysestation sprechen möchte.«
    Der Leiter heißt Meskos und ist an die Vierzig. Er erwartet uns in seinem Büro, vor ihm liegt bereits das geöffnete Krankenblatt des Afrikaners. Er greift danach und blättert darin herum.
    »Sein Name war Abdallah Abu Sahin, und er stammte aus dem Sudan«, sagt er. »Geburtsjahr 1960. Er war seit März 2002 bei uns in Behandlung.«
    »Die Autopsie hat ergeben, daß er nur eine Niere hatte. Stimmt das oder ist sie posthum entnommen worden?«
    »Nein, er hatte nur eine. Er hatte angegeben, die zweite sei ihm entfernt worden, was auch das wahrscheinlichste ist. Daß er sie in seinem Gesundheitszustand verkauft hat, will ich fast ausschließen. Aber wenn es um Transplantationen geht, kann man nie sicher sein.«
    »Ist er im Krankenhaus verstorben?«
    »Nein. Soweit ich sehe, hatte er einen Behandlungstermin, zu dem er nicht erschienen ist.«
    Der Leiter blickt auf seine Uhr, um mir zu verstehen zu geben, daß er mir alles gesagt und Besseres zu tun hat. Ich verstehe ihn vollauf, doch ich habe noch eine letzte Frage.
    »Wenn er im Krankenhaus verstorben wäre und keiner nach ihm gefragt hätte, wo wäre er gelandet?«
    »In der Pathologie«, entgegnet er prompt. »Wenn er in seine Heimat überführt werden soll, muß eine Adresse vorhanden sein, damit seine Angehörigen verständigt werden können, und jemand muß die Kosten übernehmen.« Er macht eine kleine Pause und fügt dann hinzu: »Aber üblicherweise ist beides nicht der Fall, und der Tote endet zu Forschungs- oder Lehrzwecken in einem Labor oder an der medizinischen Fakultät.«
    Ich beauftrage Vlassopoulus und Dermitsakis zu recherchieren, ob jemand an dem Tag, als der jeweilige Tote auftauchte, oder am Vortag einen verdächtigen Wagen in der Nähe der Pathologie bemerkt hat. Dann trennen sich unsere Wege, denn ich begebe mich in die gerichtsmedizinische Abteilung.
    Stavropoulos sitzt an seinem Schreibtisch und füllt Formulare aus. Er hebt den Kopf und blickt mich überrascht an.
    »Welch seltener Besuch! Sie schauen hier doch sonst nie vorbei.«
    »Ich wollte Ihnen eine Frage stellen, aber nehmen Sie sich ruhig Zeit mit der Antwort. Könnte es sein, daß Sie einen der drei Toten schon einmal gesehen haben, bevor wir Sie zur Autopsie bestellt haben?«
    »Wo sollte ich sie denn schon mal gesehen haben? In der U-Bahn?« fragt er spöttisch.
    »Nein, hier. In der Pathologie.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    Ich breite meine Theorie vor ihm aus. Die drei Toten müssen entweder aus der Totenkammer eines Krankenhauses oder aus der Pathologie entwendet worden sein. Der zweite und der dritte waren nicht im Krankenhaus verstorben. Wenn man das auch für den ersten annimmt, den mit dem Herzschlag, dann müssen alle Leichen aus der Pathologie gestohlen worden sein.
    Meine Theorie gefällt ihm gar nicht. Er springt auf und meint empört:
    »Sind Sie noch bei Trost, Kommissar? Wofür halten Sie die Pathologie? Für einen Selbstbedienungsladen?«
    »Wie groß war denn die Gefahr für den Leichendieb, entdeckt zu werden? Die Rede ist von drei Arabern, nach denen kein Hahn krähte. Er konnte sicher sein, daß niemand nach ihnen fragen würde.«
    »Wissen Sie, auch wir sind eine öffentliche Behörde. Auch wir legen Archive an und schreiben Protokolle.«
    »Ist schon klar. Aber sehen wir doch mal, wo sich unsere Ansichten decken. Die Geste der Moutsa , das Markenzeichen aller drei Toten, muß vor Eintritt der Totenstarre geformt worden sein, richtig?«
    »Richtig.«
    »Folglich muß der Leichendieb direkten Zugang zu den Toten gehabt haben.«
    »Auch richtig.«
    »Und jetzt kommt meine Frage: Wenn um drei Uhr morgens eine Leiche gebracht wird, archiviert ihr die sofort oder erst am nächsten Morgen?«
    Er fühlt sich in die Enge getrieben und läßt sich die Antwort aus der Nase ziehen:
    »Normalerweise erst am nächsten Morgen.«
    »Folglich hätte derjenige, der Schicht hatte, den Toten entsprechend formen und nach draußen schaffen können, ohne daß jemand etwas bemerkt hätte. Der Eingang der Leiche war nirgendwo verzeichnet, und somit existierte sie für euch gar nicht.«
    Er stößt einen tiefen Seufzer aus. »Wer sollte denn auf so etwas kommen …«, flüstert er.
    »Niemand. Ich anfangs auch nicht. Tun Sie mir einen Gefallen: Fragen Sie ganz diskret nach, ob in den drei Nächten, als die Toten abhanden kamen, zufällig immer derselbe Mitarbeiter

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