Ball der Vampire
tanzen?«
Er warf mir einen kurzen Blick zu. »O ja.«
Ich lächelte. »Ich tanze gern.« Ich konnte sogar ziemlich gut tanzen, auch wenn ich nicht allzu oft Gelegenheit dazu hatte. »Singen kann ich überhaupt nicht«, gab ich zu, »aber tanzen macht mir wirklich sehr viel Spaß.«
»Klingt vielversprechend.«
Wir sollten wohl besser abwarten, wie dieser Abend verlief, ehe wir uns zum Tanzen verabredeten. Aber zumindest wussten wir jetzt schon mal, dass es etwas gab, das uns beiden gefiel. »Ich gehe auch gern ins Kino«, fuhr ich fort. »Aber bei Sportevents bin ich noch nie gewesen, abgesehen von den Wettkämpfen der Highschool. Da bin ich immer dabei: Football, Basketball, Baseball... das schaue ich mir gern an, wenn mein Job es erlaubt.«
»Hast du in der Schule Sport gemacht?«, fragte Quinn. Ich gab zu, dass ich bloß Softball gespielt hatte, und er erzählte, er habe an der Schule Basketball gespielt - was mich angesichts seiner Größe nicht weiter überraschte.
Es war einfach, sich mit Quinn zu unterhalten. Er hörte zu, wenn ich sprach, und fuhr auch gut Auto, zumindest fluchte er nicht dauernd wie manch anderer Fahrer, Jason zum Beispiel. Mein Bruder war nicht gerade der geduldige Typ beim Autofahren.
Ich wartete schon auf die Kehrseite, auf den einen ganz bestimmten Moment - ihr wisst schon, was ich meine. Den Moment, wenn der Mann, mit dem man verabredet ist, plötzlich etwas eingesteht, das einem total auf den Magen schlägt: dass er Rassist ist oder Homosexuelle hasst; nur eine Frau heiraten würde, die wie er selbst baptistisch (aus den Südstaaten, brünett, Marathonläuferin, was auch immer) ist; dass er von seinen ersten drei Frauen schon jede Menge Kinder hat, sich beim Sex gern schlagen lässt oder in der Jugend umfangreiche Erfahrungen im Fröscheaufblasen und Katzenquälen gesammelt hat. Nach diesem einen Moment weiß man dann - egal, wie viel Spaß man vorher hatte -, dass das Ganze nirgendwohin führen wird. Und ich musste nicht mal warten, bis ein Typ mir das selbst erzählte. Ich konnte es in seinen Gedanken lesen, noch ehe wir uns überhaupt miteinander verabredet hatten.
Tja, beliebt war ich bei normalen Männern nie gewesen. Ob sie es nun zugaben oder nicht, sie konnten die Vorstellung nicht ertragen, mit einer Frau auszugehen, die haargenau wusste, wie oft sie sich einen herunterholten, lüsternen Gedanken über andere Frauen nachhingen oder sich ihre Lehrerin nackt vorgestellt hatten.
Quinn ging um den Wagen herum, öffnete mir die Tür, nachdem er auf dem Parkplatz gegenüber vom »Strand« geparkt hatte, und nahm meine Hand, als wir die Straße überquerten. Ich freute mich über so viel galante Höflichkeit.
Eine Menge Leute strömten ins Theater, und alle schienen sie Quinn anzustarren. Sicher, ein kahlköpfiger Typ, der noch dazu so groß war, zog unweigerlich alle Blicke auf sich. Ich versuchte, nicht an seine Hand zu denken; sie war sehr groß und sehr warm und trocken.
»Alle sehen dich an«, sagte er und zog die Eintrittskarten aus der Tasche. Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht laut loszulachen.
»Oh, das glaube ich kaum«, erwiderte ich.
»Warum sonst sollten sie so schauen?«
»Auf dich natürlich«, sagte ich erstaunt.
Er lachte laut auf. Es war dieses tiefe Lachen, das mich innerlich vibrieren ließ.
Wir hatten sehr gute Plätze, im Parkett direkt in der Mitte. Quinn füllte seinen Sitz vollständig aus, und ich fragte mich, ob die Leute hinter ihm überhaupt noch etwas sahen. Neugierig schaute ich ins Programmheft, erkannte allerdings keinen der Schauspieler dem Namen nach und klappte es schließlich wieder zu, egal. Als ich hochblickte, merkte ich, dass Quinn mich ansah, und ich spürte, wie ich errötete. Ich hatte das Umschlagtuch zusammengefaltet auf meinen Schoß gelegt und hatte jetzt plötzlich das dringende Bedürfnis, mein Top höher zu ziehen, um jeden Zentimeter meines Ausschnitts zu bedecken.
»Sie sehen eindeutig dich an«, sagte Quinn und lächelte. Ich zog den Kopf ein, erfreut, aber befangen.
All den Leuten, die das Broadway-Musical › The Producers ‹ noch nicht kennen, will ich über die Handlung nichts verraten, nur so viel: Es geht um leichtgläubige Leute und liebenswerte Schurken, und es ist unglaublich witzig. Ich genoss jede Minute. Es war fantastisch, Schauspielern zuzusehen, die direkt vor mir auf der Bühne so professionell spielten, sangen und tanzten. Der Gaststar in der Hauptrolle, den die älteren Zuschauer im
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