Ball der Vampire
denkwürdiger Tag also, den ich mir nicht mit Trübsalblasen vermiesen wollte. Obwohl es eigentlich noch etwas kühl war für solchen Zeitvertreib, gab ich mich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen hin. Ich zog einen Bikini an, cremte mich ein und legte mich zum Sonnenbaden auf die verstellbare Liege, die ich vorigen Sommer bei Wal-Mart gekauft hatte. Mit Buch, Radio und Hut bewaffnet, sonnte ich mich auf dem Rasen vor dem Haus, wo nicht so viele Bäume und blühende Büsche standen, die von stechenden Insekten besucht wurden. Ich las, sang die Songs im Radio mit und lackierte mir Finger- und Zehennägel. Zwar hatte ich anfangs eine Gänsehaut, aber mit höher steigender Sonne wurde mir immer wärmer, und an diesem Tag wehte auch kein frischer Wind.
Ja, ich weiß, Sonnenbaden ist etwas ganz Schlimmes, und später werde ich dafür zahlen müssen und so weiter und so weiter. Aber es ist umsonst und daher nun mal eine der wenigen Freuden, die ich mir leisten kann.
Keiner kam mich besuchen, das Telefon klingelte nicht, und da die Sonne draußen war, blieben die Vampire drinnen. Ich war ganz für mich allein und hatte es wunderschön. Um ein Uhr herum beschloss ich, Lebensmittel und einen neuen BH kaufen zu fahren, und ich hielt kurz an der Hummingbird Road bei meinem Briefkasten an, um nachzusehen, ob der Briefträger schon da gewesen war. War er.
Die Rechnungen für Kabelfernsehen und Strom lagen im Briefkasten, ein echter Tiefpunkt. Doch hinter einer Werbebroschüre von Sears lugte eine Einladung zu Halleighs Junggesellinnenparty hervor. Du meine Güte. Ich war überrascht, aber positiv. Okay, es war nicht völlig abwegig, dass sie mich auf die Gästeliste setzte. Immerhin hatte ich, während mein Haus nach dem Brand renoviert wurde, in einem von Sams Doppelhäusern einige Wochen lang neben Halleigh gewohnt, und wir hatten uns praktisch jeden Tag mindestens einmal gesehen. Außerdem war sie sicher erleichtert, dass sich dank meiner Hilfe die Sache mit Cody so schnell geklärt hatte.
Ich bekam nicht viele Einladungen, und so trug diese Post sehr zu meinem allgemeinen Wohlgefühl bei. Drei andere Lehrerinnen richteten Halleighs Junggesellinnenparty aus, und auf der Einladung wurde um Küchenzubehör als Geschenk gebeten. Wie praktisch, dass ich sowieso gerade auf dem Weg zu Wal-Mart in Ciarice war.
Nach langem Nachdenken nahm ich eine Auflaufform aus Glaskeramik. Die konnte man immer gebrauchen. (Außerdem kaufte ich Fruchtsaft, Cheddar, Schinken, Geschenkpapier und einen richtig hübschen blauen BH mit passendem Höschen, aber das nur nebenbei.)
Als ich alle meine Einkäufe zu Hause aus dem Auto geladen und weggepackt hatte, wickelte ich die Auflaufform, die in einem Karton steckte, in silbriges Papier ein und klebte eine große weiße Schleife obendrauf. Ich schrieb das Datum und die Uhrzeit der Junggesellinnenparty in meinen Kalender und legte die Einladung zu dem Geschenk. Der absolute Party-Profi!
Und da ich schon auf einer Welle der Tugendhaftigkeit ritt, wischte ich auch gleich noch meinen neuen Kühlschrank von innen und außen aus, nachdem ich etwas gegessen hatte. Dann wusch ich einen Haufen Kleidung in meiner neuen Waschmaschine und wünschte mir zum bestimmt hundertsten Mal, dass die Küchenschränke endlich angebracht wären. Langsam ging es mir auf die Nerven, dass ich immer in dem Durcheinander auf dem Fußboden nach allem suchen musste.
Weil Quinn mich abholen würde, ging ich durchs Haus und sorgte dafür, dass auch alles hübsch aussah. Ich erlaubte mir gar nicht erst, darüber nachzudenken, sondern bezog einfach das Bett frisch und putzte das Badezimmer - nein, ich hatte nicht die Absicht, mit Quinn ins Bett zu fallen. Aber ist es nicht immer besser, auf alles vorbereitet zu sein? Außerdem gab es mir einfach ein gutes Gefühl, wenn ich wusste, dass alles sauber und ordentlich war. Frische Handtücher in beiden Badezimmern, kurzes Staubwischen im Wohn- und im Schlafzimmer, eine schnelle Runde mit dem Staubsauger. Ehe ich unter die Dusche ging, fegte ich sogar noch die Veranden, obwohl ich natürlich wusste, dass sie schon wieder von gelbem Pollenstaub bedeckt sein würden, wenn ich von meiner Verabredung zurückkam.
Ich ließ mein Haar draußen an der Luft trocknen - was mir vermutlich jede Menge Pollen eintrug - und schminkte mich sorgfältig. Ich benutzte nie viel Make-up, aber es machte Spaß, es mal für etwas Interessanteres als die Arbeit aufzutragen. Ein bisschen Lidschatten, viel
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