Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
ganz junger Halbwerwolf, so jung noch, dass er erst in den letzten Wochen gebissen worden sein konnte. Er war unglaublich aufgeregt und hatte angriffen, bevor er seine Teilverwandlung vollzogen hatte. Sein Gesicht verlängerte sich immer noch zu einer Schnauze, während er versuchte, mir die Luft abzudrücken. Er würde nie die schöne Gestalt eines vollblütigen Werwolfs haben, denn er war »durch Biss, nicht von Geburt« zum Werwolf geworden, wie die Gestaltwandler es ausdrückten. Er hatte noch Arme und Beine eines Menschen, aber sein Körper war mit Fell bedeckt, und er hatte den Kopf eines Wolfes. Doch er war genauso wild wie ein Vollblüter.
    Ich zerrte an seinen Händen, mit denen er brutal meinen Hals umklammerte. Heute Abend trug ich meine Silberkette leider nicht. Ich hatte überlegt, dass das ziemlich geschmacklos wäre, da ich ja schließlich mit einem Gestaltwandler verabredet war. Eine Geschmacklosigkeit, die mir das Leben hätte retten können, schoss es mir durch den Kopf. Es war der letzte schlüssige Gedanke, den ich einige Minuten lang fassen konnte.
    Der Werwolf kniete mit gespreizten Beinen über mir, also hob ich ruckartig die Knie und versuchte, ihm einen so schmerzhaften Stoß zu versetzen, dass er mich losließ. Ich hörte entsetzte Schreie von ein paar versprengten Passanten, und auch der Werwolf, der Quinn angegriffen hatte, schrie jetzt gellend. Ich sah ihn wie eine Kanonenkugel durch die Luft fliegen. Dann packte eine große Hand den Angreifer über mir am Nacken und hob ihn hoch. Unglücklicherweise ließ das Mischwesen meinen Hals nicht los. Ich wurde ebenfalls hochgezogen, und der Klammergriff schnürte mir immer stärker die Luft ab.
    Quinn hatte meine verzweifelte Lage wohl erkannt, denn er versetzte dem Werwolf mit der freien Hand einen so harten Schlag, dass dessen Kopf zurückgerissen wurde und er meinen Hals losließ.
    Dann packte ihn Quinn bei den Schultern und schleuderte ihn zur Seite. Der Junge schlug auf dem Asphalt auf und rührte sich nicht mehr.
    »Sookie«, sagte Quinn, der kaum außer Atem war. Wenn hier jemand außer Atem war, dann ich. Ich rang verzweifelt nach Luft und versuchte, Kehle und Luftröhre wieder zu öffnen, damit ich nicht ersticken musste. Ich konnte Polizeisirenen hören und war zutiefst dankbar dafür. Quinn schob einen Arm unter meine Schultern und hob mich leicht an. Schließlich gelang es mir, einzuatmen; der Sauerstoff war eine einzige Wohltat, wundervoll. »Bekommst du genug Luft?«, fragte er. Ich hatte mich so weit gesammelt, dass ich nicken konnte. »Irgendwas gequetscht in deiner Kehle?« Ich versuchte die Hand zu heben, aber sie wollte mir in diesem Moment einfach nicht gehorchen.
    Sein Gesicht füllte mein ganzes Blickfeld, und im dämmrigen Licht der Ecklaterne sah ich, dass er doch ziemlich ausgepumpt war. »Ich bring die Kerle um, wenn sie dich verletzt haben«, knurrte er, und das tat mir zu dem Zeitpunkt einfach nur gut.
    »Biss«, keuchte ich, und entsetzt suchte er mit Händen und Blicken nach einer Bisswunde an meinem Körper. »Nicht ich«, erklärte ich. »Die. Keine Werwölfe von Geburt.« Ich holte Atem und sog die Luft tief ein. »Wahrscheinlich auf Drogen«, fügte ich noch hinzu.
    Das war die einzige Erklärung für solch ein irrsinniges Verhalten.
    Ein korpulenter schwarzer Streifenpolizist eilte auf mich zu. »Wir brauchen einen Krankenwagen beim › Strand ‹ «, sagte er zu jemandem auf seiner Schulter. Nein, es war ein kleines Funkgerät. Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie brauchen einen Krankenwagen, Ma'am«, wiederholte er. »Ein Mädchen da drüben sagt, ein Mann hat Sie zu Boden geworfen und versucht, Sie zu erwürgen?«
    »Alles okay«, sagte ich mit heiserer Stimme und unbestreitbar schmerzender Kehle.
    »Gehören Sie zu dieser Lady, Sir?«, fragte der Streifenpolizist Quinn. Im Licht der Ecklaterne blitzte sein Namensschild auf: Boling stand darauf.
    »Ja, ich gehöre zu ihr.«
    »Sie... äh, Sie haben sie von diesen Kerlen befreit?«
    »Ja.«
    Dann kam Bolings Kollege, eine weiße Ausgabe von Boling, zu uns herüber. Etwas reserviert sah er Quinn an. Er hatte unsere Angreifer in Augenschein genommen, die sich bereits in Menschen zurückverwandelt hatten, ehe die Polizei eingetroffen war. Sie waren natürlich nackt.
    »Der eine hat ein gebrochenes Bein«, berichtete er. »Und der andere behauptet, seine Schulter ist ausgekugelt.«
    Boling zuckte die Achseln. »Haben gekriegt, was sie verdienen.« Vielleicht bildete

Weitere Kostenlose Bücher