Ball der Vampire
Publikum wiederzuerkennen schienen, fegte mit einer unglaublichen Selbstsicherheit über die Bühne. Auch Quinn lachte, und nach der Pause ergriff er wieder meine Hand. Meine Finger schlossen sich ganz selbstverständlich um die seinen, und diese Berührung machte mich überhaupt nicht befangen.
Plötzlich war eine weitere Stunde vergangen, und das Musical war zu Ende. Wie alle anderen standen auch wir auf, obwohl es eine ganze Weile dauern würde, bis wir aus dem Theater herauskommen würden. Quinn nahm mein Umhangtuch, hielt es mir hin, und ich legte es mir um die Schultern. Ihm tat es leid, dass ich mich so bedeckte - das erfuhr ich direkt aus seinen Gedanken.
»Vielen Dank«, sagte ich und zupfte ihn am Ärmel, damit er mich auch wirklich ansah. Ich wollte, dass er merkte, wie ernst ich es meinte. »Das war einfach großartig.«
»Mir hat's auch gefallen. Gehen wir noch etwas essen?«
»Okay«, erwiderte ich nach einem kurzen Augenblick.
»Musstest du erst darüber nachdenken?«
Mir waren tatsächlich einige Gedanken zu verschiedenen Dingen durch den Kopf geschossen. Hätte ich sie aufgezählt, wäre wohl das hier herausgekommen: Der Abend muss ihm wirklich gefallen, sonst hätte er nicht vorgeschlagen, ihn auszudehnen. Ich muss morgen früh aufstehen und arbeiten, aber die Gelegenheit will ich mir nicht entgehen lassen. Wenn wir essen gehen, muss ich aufpassen, dass ich meine neuen Sachen nicht bekleckere. Ist das okay, wenn er noch mehr Geld für mich ausgibt? Die Karten waren doch schon so teuer.
»Oh, ich habe nur im Geiste Kalorien gezählt«, sagte ich und klopfte mir auf den Hintern.
»Da ist nichts zu viel, weder vorn noch hinten«, entgegnete Quinn, und die Wärme seines Blicks ließ in mir ein wonniges Wohlgefühl entstehen. Ich weiß, dass meine Figur viel zu kurvig ist, um ideal zu sein. Ich habe Holly mal zu Danielle sagen hören, dass alles über Größe 36 einfach abstoßend sei. Und da ein Tag, an dem ich mal in Größe 36 hineinpasse, immer noch ein höchst seltenes Glück ist, fühlte ich mich etwa drei Minuten lang ziemlich bedrückt. Das hätte ich Quinn gern erzählt, wenn es nicht so geklungen hätte, als ob ich es unbedingt auf ein Kompliment anlegte.
»Das Essen übernehme aber ich«, sagte ich.
»Bei allem gebotenen Respekt vor deinem Stolz, nein, das lasse ich nicht zu.« Quinn sah mir ernst in die Augen.
Zu dem Zeitpunkt standen wir bereits wieder draußen vorm Theater. Seine Heftigkeit hatte mich überrascht, und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Einerseits war ich erleichtert, weil ich aufs Geld achten musste. Andererseits fand ich mein Angebot absolut richtig, und ich hätte mich gut gefühlt, wenn er es angenommen hätte.
»Das habe ich nicht gesagt, um dich zu kränken«, erklärte ich.
»Ich weiß. Aber du bist mir auch ohne das nicht verpflichtet.«
Zweifelnd sah ich zu ihm auf, doch er meinte es ernst.
»Ich habe dich eingeladen, und daher bezahle ich auch.«
»Und wenn ich dich einlade?«
Er sah mich streng an. »Dann muss ich mich zurückhalten und dir diese Dinge überlassen.« Er hatte es widerwillig gesagt, aber er hatte es gesagt. Ich sah weg und lächelte.
Die Autos waren nach und nach alle vom Parkplatz gefahren. Da wir uns beim Verlassen des Theaters Zeit gelassen hatten, stand Quinns Wagen ganz allein und verlassen in der zweiten Reihe. Plötzlich schlugen meine Gedanken Alarm. Irgendwo in unserer Nähe ballten sich Feindseligkeit und böse Absicht zusammen. Wir hatten schon den Bürgersteig verlassen, um die Straße zu überqueren. Ich ergriff Quinns Arm und ließ ihn gleich wieder los, damit wir reagieren konnten.
»Irgendetwas stimmt nicht«, sagte ich.
Ohne zu antworten, begann Quinn die Umgebung abzusuchen. Mit der linken Hand knöpfte er sich den eleganten Mantel auf, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Da er ein Mann mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt war, war er vor mich getreten und ging vor mir her.
Aber wir wurden natürlich von hinten angegriffen.
Kapitel 8
In einem Durcheinander, das ich nicht in einzelne Bewegungen auflösen konnte, nahm ich sehr deutlich wahr, dass ein Tier mich gegen Quinn stieß, der vorwärts stolperte. Ich lag schon auf dem Asphalt unter einem knurrenden Wesen, das halb Mensch, halb Wolf war, als Quinn herumfuhr. Und in dem Moment tauchte, scheinbar aus dem Nichts, noch ein Werwolf auf und sprang Quinn auf den Rücken.
Das Wesen über mir war ein
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