Ball der Vampire
ist schon ziemlich aufregend.«
Er stieß Luft aus. »Stimmt«, gab er zu.
»Ich mag dich wirklich gern«, sagte ich. In diesem einen Moment konnte ich seine Gedanken recht deutlich erkennen. Er hatte mich auch gern; im Augenblick hatte er mich sogar verdammt gern, so gern, dass er mich am liebsten gegen eine Wand gepresst hätte.
Ich zog meine Schutzbarrieren wieder auf. »Aber ich habe so meine Erfahrungen gemacht, die mir eine Warnung waren, und lasse die Dinge lieber etwas langsam angehen. Und langsam ist das mit dir heute Abend nun wirklich nicht gegangen. Nicht mal, wenn man diese, äh, speziellen Umstände bedenkt.« Und auf einmal wollte ich mich nur noch ins Auto setzen. Mein Rücken schmerzte, und ich spürte einen leichten Krampf. Eine Sekunde lang war ich verwirrt, doch dann dachte ich an meine monatliche Regel. Das noch obendrauf auf einen aufregenden und sowieso schon schmerzhaften Abend reichte endgültig aus, um mich vollständig zu erledigen.
Quinn sah mich an. Ich spürte, dass er sich Sorgen um mich machte. Plötzlich fragte er: »Auf wen von uns hatten die beiden es bei diesem Angriff vor dem Theater abgesehen?«
Okay, immerhin dachte er nicht mehr an Sex. Gut. »Meinst du, sie hatten es nur auf einen von uns abgesehen?«
Er schwieg einen Moment. »Das hatte ich angenommen.«
»Wir müssen uns auch fragen, wer sie beauftragt hat. Vermutlich wurden sie bezahlt, so oder so - entweder mit Geld oder mit Drogen, oder mit beidem. Glaubst du, sie werden reden?«
»Ich glaube, sie werden die Nacht im Gefängnis nicht überleben.«
Kapitel 10
Sie brachten es nicht mal bis auf die Titelseite. Nur im Lokalteil der Tageszeitung von Shreveport wurde über sie berichtet, und dann auch noch unter dem Falz, MORDE IM GEFÄNGNIS lautete die Schlagzeile. Ich seufzte.
Zwei Jugendliche, die auf den Transport ins Jugendgefängnis warteten, wurden heute kurz nach Mitternacht in der Polizeizelle getötet.
Die Zeitung wurde jeden Morgen in einen speziellen Zeitungskasten gesteckt, der gleich neben dem Briefkasten bei meiner Auffahrt stand. Doch es wurde schon dunkel, als ich den Artikel las. Ich saß im Auto und wollte eigentlich auf die Hummingbird Road abbiegen und zur Arbeit fahren. Ich hatte es den ganzen Tag lang noch nicht bis zur Straße geschafft. Ausschlafen, Wäschewaschen und ein wenig Gartenarbeit hatten mich vollauf beschäftigt. Keiner hatte angerufen, keiner war zu Besuch gekommen. Ich hatte gedacht, Quinn würde sich vielleicht nach meinen kleinen Verletzungen erkundigen... aber Fehlanzeige.
Die beiden Jugendlichen waren wegen Tätlichkeiten und Körperverletzung auf die Polizeiwache gebracht und in eine Zelle gesperrt worden, wo sie auf den Transport ins Jugendgefängnis am nächsten Morgen warteten. Die Polizeizelle für jugendliche Straftäter liegt außer Sichtweite der Polizeizelle für erwachsene Straftäter, und die beiden waren die einzigen Inhaftierten dort in dieser Nacht. Irgendwann nach Mitternacht wurden die beiden Jugendlichen von einer oder mehreren unbekannten Personen erwürgt. Andere Gefängnisinsassen kamen nicht zu Schaden, und niemand bemerkte etwas Verdächtiges. Beide Jugendliche hatten ein langes Vorstrafenregister. Beide hatten bereits häufig mit der Polizei zu tun, wie aus Kreisen der Ermittler verlautete.
»Wir werden gründlich in dieser Mordsache ermitteln«, sagte Detective Dan Coughlin, der die Ermittlungen in dem Fall, der die beiden Jugendlichen ins Gefängnis brachte, leitete. »Sie wurden festgenommen, nachdem sie mutmaßlich einen seltsamen Überfall auf ein Paar begangen hatten. Ihr Tod ist genauso seltsam wie der ihnen zur Last gelegte Überfall.« Und Detective Coughlins Kollege Cal Myers fügte noch hinzu: »Der Gerechtigkeit wird Genüge getan.«
Diesen letzten Satz fand ich besonders unheilverkündend.
Ich warf die Zeitung auf den Beifahrersitz, zog meine Post aus dem Briefkasten und legte sie obendrauf. Die würde ich nach meiner Schicht im Merlotte's durchsehen.
Ich war sehr nachdenklich, als ich in der Bar ankam. In Gedanken ganz mit den beiden Angreifern von letzter Nacht beschäftigt, zuckte ich nicht mal zusammen, als ich sah, dass ich wieder mit Sams neuer Angestellter arbeiten würde. Tanya war genauso gut aufgelegt und tüchtig wie beim letzten Mal. Sam war ganz begeistert von ihr. Als er mir jedoch zum zweiten Mal erzählte, wie erfreut er sei, erklärte ich in etwas scharfem Tonfall, dass ich das schon wisse.
Ich war
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