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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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rechter Fuß schob sich einen Zentimeter vor.
    »Na, komm«, sagte er und hob mich hoch, bis er mich auf den Armen trug wie Rhett Butler einst Scarlett O'Hara. Als seine Aura sich um mich schloss, ließ der unangenehme Druck des Zauberbanns nach. Erleichtert atmete ich auf. Jetzt erkannte die Magie mich nicht länger als Menschen, jedenfalls nicht eindeutig. Und auch wenn die Bar noch immer wenig einladend, ja fast ein wenig abstoßend wirkte, konnte ich sie jetzt doch betreten, ohne dass ich mich am liebsten übergeben hätte.
    Vielleicht waren es die Nachwirkungen des Zauberbanns, doch als wir drin waren, wirkte die Bar noch immer wenig einladend, ja ein wenig abstoßend. Ich würde nicht sagen, dass alle Gespräche erstarben, als wir eintraten, aber der Lärmpegel in der Bar ging deutlich herunter. Eine Jukebox spielte › Bad Moon Rising ‹ , den Song, der so etwas wie die Nationalhymne aller Wergeschöpfe war, und durch den bunt gemischten Haufen von Werwölfen und Gestaltwandlern schien ein Ruck zu gehen.
    »Menschen werden hier nicht geduldet!« Eine sehr junge Frau sprang in einem sportlichen Satz über den Tresen und eilte mit großen Schritten auf uns zu. Sie trug Netzstrümpfe und hochhackige Stiefel, ein rotes Lederbustier - okay, eher ein Bustier, das gern aus rotem Leder gewesen wäre; es war vermutlich irgendein Vinylzeug - und einen schwarzen Streifen Stoff, den sie wahrscheinlich Rock nannte. Es wirkte, als hätte sie sich in ein Schlauchoberteil gezwängt und es dann heruntergerollt. Der Rock war so eng, dass ich fürchtete, er könnte sich jeden Augenblick wieder aufrollen, wie ein Fensterrollo.
    Mein Lächeln gefiel ihr gar nicht. Sie fasste es ganz richtig als Kommentar zu ihrer Aufmachung auf.
    »Schwing deinen Menschenarsch raus hier«, sagte sie und knurrte. Bedauerlicherweise klang es nicht allzu furchterregend. Sie schien noch kaum Übung darin zu haben, dem Ganzen einen drohenden Unterton zu verleihen, und so wurde mein Lächeln nur noch breiter. Dieser geschmacksverirrte Teenager hatte seine Gefühle genauso wenig unter Kontrolle wie der sehr junge Werwolf, und sie holte mit der Hand aus, um mich zu schlagen.
    Da knurrte Quinn.
    Der Ton kam von ganz tief unten und klang grollend, die dunklen Vibrationen dieses Lautes erreichten jede Ecke der Bar. Der Barkeeper, ein Motorradtyp mit ziemlich langem Haar und Bart und jeder Menge Tätowierungen auf den nackten Armen, griff hinter dem Tresen nach unten. Ich wusste, dass er ein Gewehr hervorziehen würde.
    Nicht zum ersten Mal überlegte ich mir, ob ich nicht doch lieber bewaffnet herumlaufen sollte. Während meines ganzen gesetzestreuen Lebens hatte ich nie die Notwendigkeit gesehen, erst in den letzten Monaten. Die Jukebox hörte genau da auf zu spielen, und die plötzliche Stille in der Bar war fast so ohrenbetäubend wie der Lärm vorher.
    »Lassen Sie bitte das Gewehr, wo es ist«, sagte ich und warf dem Barkeeper ein strahlendes Lächeln zu. Ich spürte, wie meine Lippen sich in dem zu strahlenden, zu breiten Grinsen verzogen, das mich immer leicht verrückt aussehen ließ. »Wir kommen in friedlicher Absicht«, fügte ich aus irgendeinem albernen Impuls hinzu und präsentierte ihnen meine leeren Handflächen.
    Ein Gestaltwandler, der am Tresen stand, lachte, ein hartes bellendes Lachen, überrascht und amüsiert. Die allgemeine Anspannung ließ ein wenig nach. Die junge Frau ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück. Ihr Blick flackerte von Quinn zu mir und zurück. Jetzt waren auch wieder beide Hände des Barkeepers zu sehen.
    »Hallo, Sookie«, sagte eine vertraute Stimme. Amanda, die rothaarige Werwölfin, die Dr. Ludwig am Tag zuvor gefahren hatte, saß in einer dunklen Ecke an einem Tisch. (Irgendwie schien die ganze Bar überhaupt nur aus dunklen Ecken zu bestehen.)
    Bei Amanda saß ein kräftiger Mann Ende dreißig. Vor beiden standen Drinks und eine Schale mit Knabberzeug. Und es war noch ein Paar an ihrem Tisch, das mit dem Rücken zu uns saß und sich jetzt umdrehte. Es waren Alcide und Maria-Star. Sie wandten sich so vorsichtig um, als könnte eine zu rasche Bewegung Gewalt heraufbeschwören. In Maria-Stars Hirn herrschte ein kunterbuntes Durcheinander von Besorgnis, Stolz und Anspannung. Alcide lag mit sich selbst im Widerstreit. Er wusste einfach nicht, was er fühlte.
    Da waren wir ja schon mal zwei.
    »Hey, Amanda.« Mein Tonfall war genauso fröhlich wie mein Lächeln. Es würde gar nichts bringen, wenn sich

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