Ball der Vampire
jetzt Schweigen ausbreitete.
»Was für eine Ehre, den legendären Quinn in meiner Bar zu haben«, sagte Amanda, und so erfuhr ich, dass ihr - neben all den anderen Jobs, die sie vielleicht haben mochte - das Hair of the Dog gehörte. »Seid ihr beide in der Stadt, um auszugehen, oder hat der Besuch hier einen besonderen Grund?«
Da ich keine Ahnung hatte, warum wir hier waren, musste ich die Beantwortung dieser Frage Quinn überlassen. Was mich nicht allzu gut dastehen ließ, wie ich fand.
»Wir sind aus einem ganz bestimmten Grund hier, auch wenn ich Ihre Bar schon längst einmal besuchen wollte«, erwiderte Quinn formvollendet höflich.
Amanda neigte den Kopf, was für Quinn das Zeichen zu sein schien, fortzufahren.
»Meine Begleiterin und ich wurden heute Abend in aller Öffentlichkeit angegriffen, mit lauter Menschen um uns herum.«
Niemand schien furchtbar traurig oder erstaunt über diese Tatsache. Miss Geschmacksverirrung zuckte sogar die mageren nackten Schultern.
»Wir wurden von Werwölfen angegriffen«, erklärte Quinn.
Jetzt reagierten alle. Köpfe drehten sich, Hände zuckten. Alcide sprang halb auf, setzte sich aber gleich wieder.
»Von Werwölfen des Reißzahn-Rudels?«, fragte Amanda in ungläubigem Tonfall.
Quinn zuckte die Achseln. »Der Angriff sollte uns töten, ich habe also nicht lange Fragen gestellt. Es waren zwei, fast noch Jungs, die durch Biss zum Werwolf geworden sind. Und ihrem Verhalten nach standen sie unter Drogen.«
Jetzt waren sie schockiert. Wir sorgten mit unserer Geschichte ziemlich für Furore.
»Bist du verletzt?«, fragte mich Alcide, als würde Quinn nicht direkt neben mir stehen.
Ich legte den Kopf ein wenig in den Nacken, so dass mein Hals besser zu sehen war. Ich lächelte nicht mehr. Inzwischen waren die Druckstellen, die der Junge mir verpasst hatte, sicher sehr schön dunkellila angelaufen. Und mir war ein Gedanke gekommen. »Als eine Freundin des Rudels habe ich erwartet, dass mir hier in Shreveport nichts passiert.«
Ich ging davon aus, dass ich meine Stellung als Freundin des Rudels auch unter dem neuen Leitwolf behalten hatte, zumindest hoffte ich das. Egal, es war meine Trumpfkarte, und ich hatte sie gespielt.
»Ja, Colonel Flood hat gesagt, Sookie sei eine Freundin des Rudels«, sagte Amanda unerwartet. Die Werwölfe sahen einander an, und die Situation schien in der Schwebe zu hängen.
»Was ist aus den beiden Wölflingen geworden?«, fragte der Motorradtyp hinter dem Tresen.
»Sie leben«, erwiderte Quinn, um ihnen das Wichtigste zuerst zu erzählen. Ich hatte den Eindruck, dass ein allgemeines Aufseufzen durch die Bar ging; ob vor Erleichterung oder Bedauern, konnte ich allerdings nicht sagen.
»Die Polizei hat sie festgenommen«, fuhr Quinn fort. »Da die Jungs uns vor Menschen angegriffen haben, führte kein Weg an der Polizei vorbei.« Auf dem Weg zur Bar hatten wir über Cal Myers geredet. Quinn hatte den jungen Polizisten nur flüchtig gesehen, aber natürlich gleich erkannt, was er war. Ich fragte mich, ob er jetzt wohl auf Cal Myers' Anwesenheit auf der Polizeiwache zu sprechen kommen würde, doch Quinn sagte nichts weiter. Aber um ehrlich zu sein, warum sollte er auch von etwas sprechen, das alle Werwölfe sicher längst wussten? Das Werwolfrudel würde gegen Außenseiter zusammenhalten, ganz gleich wie zerstritten sie untereinander auch sein mochten.
Das Eingreifen der Polizei in Angelegenheiten des Werwolfrudels war ganz offenkundig nicht erwünscht. Cal Myers' berufliche Stellung bei der Polizei war natürlich hilfreich, doch jede polizeiliche Untersuchung brachte die Gefahr mit sich, dass die Menschen von der Existenz der Geschöpfe erfahren könnten, die lieber unerkannt lebten. Keine Ahnung, wie sie es geschafft hatten, so lange unterhalb des Radars zu fliegen (oder zu kriechen, oder in großen Sätzen zu rennen). Ich hatte ja so eine Ahnung, dass dahinter ein beträchtlicher Verlust an Menschenleben stand.
»Sie sollten Sookie nach Hause bringen«, sagte Alcide. »Sie ist müde.«
Quinn legte den Arm um meine Schulter und zog mich an sich. »Wenn uns das Rudel versichert, dass es diesem Angriff auf den Grund gehen wird, werden wir gehen.«
Geschickt gemacht. Quinn schien ein Meister darin zu sein, sich einerseits diplomatisch, andererseits aber auch entschlossen zu äußern. Ziemlich überwältigend, um ehrlich zu sein. Ein beständiger Kraftfluss ging von ihm aus, und seine körperliche Präsenz war unleugbar.
»Wir werden
Weitere Kostenlose Bücher