Ball der Vampire
will mit dir reden«, sagte sie, ohne die Stimme auch nur im Geringsten zu senken, und einige Köpfe drehten sich neugierig nach uns um. Tja, Arlene hält sich nicht lange mit Feinheiten auf - oder mit Takt, wenn wir schon mal dabei sind.
Nachdem all meine eigenen Gäste versorgt waren, ging ich an den Tisch der Vampirin. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte ich so leise wie möglich. Ich wusste, dass die Vampirin mich trotzdem verstehen konnte. Das Hörvermögen von Vampiren ist phänomenal, und ihre Sehschärfe steht dem kaum nach.
»Sind Sie Sookie Stackhouse?«, fragte die Vampirin. Sie war recht groß und entstammte einem Völkergemisch, das bei ihr zu einem blendenden Aussehen geführt hatte. Ihre Haut leuchtete golden, ihr Haar war dick und fest und dunkel, und sie trug es in Cornrows (ihr wisst schon, diese kleinen festen Zöpfe, die an der Kopfhaut entlang geflochten werden). Ihre Arme waren schwer beladen mit Schmuck, ihre Kleider dagegen schlicht. Sie trug eine strenge, taillierte weiße Bluse mit langen Ärmeln und dazu schmale schwarze Hosen und schwarze Sandalen.
»Ja«, sagte ich. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« Sie sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nur zweifelnd nennen kann.
»Pam hat mich hergeschickt«, erklärte sie. »Ich heiße Felicia.« Sie sprach in einem singenden, exotischen Tonfall, der sehr gut zu ihrer Erscheinung passte. Er erinnerte unweigerlich an Rumcocktails und Strände.
»Freut mich, Felicia«, sagte ich höflich. »Ich hoffe, Pam geht's gut.«
Da Vampire nicht unter schwankender Gesundheit litten, verwirrte diese Bemerkung Felicia etwas. »Scheint ihr ganz gut zu gehen«, erwiderte die Vampirin unsicher. »Sie hat mich hergeschickt, damit ich mich Ihnen vorstelle.«
»Okay, jetzt kenne ich Sie ja«, sagte ich, inzwischen genauso verwirrt wie Felicia.
»Pam sagte, Sie hätten mal die Angewohnheit gehabt, die Barkeeper des Fangtasia zu töten«, erzählte Felicia, die staunend die schönen Rehaugen aufgerissen hatte. »Sie sagte, ich müsste zu Ihnen gehen und um Ihre Gnade bitten. Aber Sie kommen mir eigentlich wie ein ganz normaler Mensch vor.«
Diese Pam. »Da hat sie Ihnen einen Streich gespielt«, sagte ich so freundlich wie möglich. Felicia schien mir nicht das schärfste Werkzeug im Schuppen zu sein. Super Gehör und super Sehvermögen gehen nicht automatisch mit super Intelligenz einher. »Pam und ich sind befreundet, ein bisschen jedenfalls, und es macht ihr Spaß, mich in peinliche Situationen zu bringen. Ich schätze, das Gleiche hat sie mit Ihnen auch gerade gemacht, Felicia. Ich habe nicht die Absicht, irgendjemandem zu schaden.« Felicia sah mich skeptisch an. »Stimmt schon, was die Barkeeper des Fangtasia angeht, da gab es ein paar unschöne Vorkommnisse, aber das waren alles bloß, äh, dumme Zufälle«, sprudelte ich hervor. »Und ich bin wirklich nur ein Mensch, ganz ehrlich.«
Nachdem sie sich das einen Moment hatte durch den Kopf gehen lassen, wirkte Felicia erleichtert, und sie sah beinahe noch schöner aus als vorher. Pam hatte oft vielfältige Gründe, etwas zu tun, und ich fragte mich, ob sie Felicia hierher geschickt hatte, damit ich bemerkte, wie unglaublich attraktiv sie war - was für Eric natürlich offensichtlich war. Pam wollte vielleicht ein bisschen zündeln. Nichts hasste sie mehr als Langeweile.
»Fahren Sie nach Shreveport zurück und amüsieren Sie sich mit Ihrem Boss«, sagte ich möglichst freundlich, wie ich hoffte.
»Eric?«, fragte die schöne Vampirin. Sie schien überrascht. »Er ist ein guter Boss, aber in der Liebe will ich keine Männer.«
Ich warf einen Blick über meine Tische, nicht nur um zu prüfen, wer noch einen Drink brauchte, sondern auch um zu sehen, wer diesen Teil unseres Gesprächs mitbekommen hatte. Hoyt hing die Zunge quasi aus dem Hals, und Catfish wirkte wie von einem grellen Scheinwerferlicht eingefangen. Dago war einfach bloß schockiert. »Was führt Sie denn eigentlich nach Shreveport, Felicia, wenn ich fragen darf?« Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder ganz der Vampirin zu.
»Oh, meine Freundin Indira sagte, ich solle kommen. Sie meinte, Eric zu dienen sei nicht so schlimm.« Felicia zuckte die Achseln, um anzudeuten, was »nicht so schlimm« hieß. »Er verlangt keine sexuellen Dienste, wenn die Frau abgeneigt ist, und man muss nur einige Stunden in seiner Bar arbeiten und hin und wieder ein paar Spezialaufgaben übernehmen.«
»Dann hat er also einen guten Ruf als
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