Ball der Vampire
Luftwaffenstützpunkt Barksdale mitzählt. Schon fünf Leute wären genug für eine Rebellion.
»Warum verjagen sie ihn nicht einfach von seinem Posten?«, fragte ich. Besonders taktisch denke ich nicht, aber das habt ihr wahrscheinlich schon gemerkt.
Mr Cataliades lächelte. Es war zwar dunkel im Wagen, aber ich spürte es. »So direkt, typisch amerikanisch«, sagte er. »Nun, Miss Stackhouse, so einfach ist es nicht. Werwölfe können zwar wild sein, o ja! Aber sie haben ihre Regeln. Auf Mord am Leitwolf steht die Todesstrafe, es sei denn, er wurde offen zum Kampf herausgefordert.«
»Aber wer würde die Todesstrafe anordnen, wenn das Rudel den Mord geheim hält?«
»Solange das Rudel nicht die ganze Furnan-Familie tötet, dürften die Furnans die hochrangigen Rudelmitglieder nur zu bereitwillig vom Mord an Patrick in Kenntnis setzen. Nun, Sie kennen das Shreveport-Rudel wohl besser als die meisten. Gibt es rücksichtslose Mörder unter ihnen, die nicht davor zurückschrecken würden, Furnans Frau und seine Kinder abzuschlachten?«
Ich dachte an Amanda, Alcide, Maria-Star. »Ja, das ist noch mal was ganz anderes. Ich verstehe, was Sie meinen.«
»Unter den Vampiren würden Sie sehr viel mehr finden, die zu dieser Art Verrat bereit wären«, sagte der Rechtsanwalt. »Meinen Sie nicht, Mr Compton?«
Ein merkwürdiges Schweigen trat ein. »Vampire zahlen einen hohen Preis, wenn sie einen anderen Vampir töten«, sagte Bill steif.
»Wenn sie einem Clan angehören«, erwiderte Mr Cataliades sanft.
»Ich wusste gar nicht, dass Vampire Clans haben«, warf ich ein. Man lernt doch nie aus.
»Ein ziemlich neues Konzept. Es ist der Versuch, die Welt der Vampire zu regulieren, damit sie annehmbarer auf die Menschen wirkt. Sollte sich das amerikanische Modell durchsetzen, wird die Welt der Vampire bald mehr wie ein riesiges multinationales Unternehmen aussehen als wie eine lose verbundene Ansammlung bösartiger Blutsauger.«
»Gib etwas Eigenart und Tradition auf und erhöhe den Gewinn«, murmelte ich. »Wie Wal-Mart gegen Tante Emma.«
Mr Cataliades lachte. »Da haben Sie recht, Miss Stackhouse. Genau. Es gibt beide Lager, und die Konferenz, die in einigen Wochen stattfindet, wird dieses Thema ganz oben auf der Tagesordnung haben.«
»Aber um noch mal auf das zurückzukommen, was nicht erst in einigen Wochen, sondern schon sehr bald stattfinden könnte: Warum sollte Patrick Furnan versuchen, mich zu töten? Er mag mich nicht, okay, und er weiß, dass ich zu Alcide halten würde, wenn ich mich zwischen ihnen entscheiden müsste - aber was soll's? Ich bin nicht wichtig. Warum sollte er all das planen - nach zwei Jungs suchen, sie beißen und sie mir und Quinn auf den Hals hetzen? Was hätte er davon?«
»Sie haben ein Talent, genau die richtigen Fragen zu stellen, Miss Stackhouse. Ich wünschte, meine Antworten wären genauso gut.«
Na, da konnte ich meine Gedanken ja auch gleich für mich behalten, wenn ich sowieso keine Informationen bekam.
Die Mitteilung, ich möge mich für die Reise nach New Orleans bereithalten, sollte mich zu spät erreichen: Das war der einzige Grund für den Mord an Gladiola, den ich ach so »direkte Amerikanerin« erkennen konnte. Und Gladiola wäre eine Art Prellbock zwischen mir und meinen Verfolgern gewesen, zumindest wäre sie viel stärker vor einem Überfall auf der Hut gewesen.
Aber so wie's gelaufen ist, lag sie tot in meinem Wald, als ich mit Quinn ausging. Gruselig. Woher wussten die jungen Werwölfe, wo sie mich finden konnten? Shreveport ist nicht allzu groß, aber man kann nicht alle Straßen im Auge behalten in der Hoffnung, ich würde da irgendwann mal aufkreuzen. Wenn allerdings irgendein Werwolf Quinn und mich ins Theater gehen sah, hatten sie gewusst, dass ich mindestens zwei Stunden dort sein würde. Zeit genug, um etwas vorzubereiten.
Wenn dieser kluge Planer das früher erfahren hätte, wäre es natürlich noch besser gewesen... wenn, sagen wir mal, jemand vorher gewusst hätte, dass Quinn mich ins Theater eingeladen hatte. Wer wusste von meiner Verabredung mit Quinn? Nun, Tara: Ich hatte ihr beim Kauf meines Outfits davon erzählt. Und ich hatte es wohl auch Jason gegenüber erwähnt, als ich ihn anrief, um mich nach Crystal zu erkundigen. Zu Pam hatte ich gesagt, dass ich verabredet war. Aber hatte ich ihr auch erzählt, wohin ich gehen würde? Das wusste ich nicht mehr.
Blieb noch Quinn selbst.
Dieser Gedanke bekümmerte mich so, dass ich die Tränen
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