Ball der Vampire
weißen Haus mit den dunkelgrünen Fensterläden gewohnt.
»Wie viele Wohnungen gibt es hier, und welche ist Hadleys?«, fragte ich, als Mr Cataliades ausgestiegen war und hinter mir herging.
»In der Wohnung im Erdgeschoss wohnt die Hausbesitzerin, und das Stockwerk darüber steht jetzt Ihnen zur Verfügung, solange Sie es wünschen. Die Königin hat die Miete gezahlt, seit der Besitz Ihrer Cousine in die Erbmasse eingegangen ist. Sie fand es nicht angemessen, dass das Erbe für diese Zahlungen herangezogen wird.« Das war sogar für Mr Cataliades' Verhältnisse eine höchst förmliche Rede gewesen.
Ich fühlte mich ganz schlapp vor Erschöpfung und konnte nur sagen: »Warum hat sie Hadleys Sachen nicht einfach einlagern lassen? Da hätte ich sie genauso gut durchsehen können.«
»Sie werden sich daran gewöhnen, wie die Königin die Dinge handhabt«, erwiderte er.
Nicht, wenn ich dabei irgendwas zu sagen hätte. »Würden Sie mir jetzt erst mal Hadleys Wohnung zeigen, damit ich auspacken und noch etwas schlafen kann?«
»Natürlich. Und außerdem wird es bald hell, Mr Compton muss in die Residenz der Königin, wo er sich an einen Tagesruheort zurückziehen kann.« Im Dunkeln konnte ich gerade noch erkennen, dass Diantha schon die Treppe hinaufgestiegen war, die sich an der hinten liegenden kurzen Querfront des Hauses hinaufschwang. »Ihre Schlüssel, Miss Stackhouse. Wenn Diantha wieder herunterkommt, werden wir abfahren. Die Besitzerin können Sie morgen kennen lernen.«
»Sicher.« Ich stieg die Stufen hinauf und hielt mich an dem schmiedeeisernen Geländer fest. So etwas hatte ich überhaupt nicht erwartet. Ich dachte, Hadleys Wohnung wäre so eine wie die im Kingfisher Arms, dem einzigen Apartmenthaus in Bon Temps. Das hier glich viel eher einem kleinen Herrenhaus.
Diantha hatte meine Reisetasche vor einer von zwei Türen im oberen Stockwerk abgestellt. Eine überdachte Außengalerie lief an den Fenstern und Türen des oberen Stockwerks entlang, die den Leuten, die im Erdgeschoss saßen, Schatten spendete. Und um all diese Türen und hohen Fenster waberte Magie. Jetzt erkannte ich den Geruch und das Gefühl. Das Apartment war versiegelt, nicht nur einfach abgeschlossen.
Ich zögerte, den Schlüssel in der Hand.
»Es wird Sie erkennen«, rief der Rechtsanwalt von unten. Also schloss ich die Tür mit ungeschickten Händen auf und öffnete sie. Warme Luft strömte mir entgegen. Das Apartment war seit Wochen abgeschlossen gewesen. Ich fragte mich, ob hier mal jemand zwischendurch gelüftet hatte. Die Luft roch nicht wirklich schlecht, nur abgestanden; vermutlich war die Klimaanlage nicht abgeschaltet worden. Ich tastete nach dem erstbesten Licht in meiner Nähe, einer Lampe auf einem Tischchen rechts von der Tür. Ein golden leuchtendes Licht fiel auf den glänzenden Parkettfußboden und einige nachgebildete Antiquitäten (vielleicht waren es auch echte). Ich ging weiter in die Wohnung hinein und versuchte mir Hadley darin vorzustellen. Hadley, die auf dem Abschlussfoto der Highschool schwarzen Lippenstift getragen und ihre Schuhe immer beim Discounter gekauft hatte.
»Sookie«, sagte Bill hinter mir, damit ich merkte, dass er vor der Türschwelle stand. Ich erlaubte ihm nicht, hereinzukommen.
»Ich muss jetzt ins Bett, Bill. Wir sehen uns morgen. Habe ich die Telefonnummer der Königin?«
»Cataliades hat eine Karte in deine Handtasche gesteckt, als du geschlafen hast.«
»Gut. Na dann, gute Nacht.«
Und damit schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu. Das war unhöflich, okay, aber er hatte da so herumgestanden, und ich wollte einfach nicht mit ihm reden. Es hatte mich ziemlich erschüttert, dass ich mit dem Kopf auf seinem Schoß aufgewacht war; als wären wir noch immer ein Paar.
Eine Minute später hörte ich, wie sich seine Schritte die Treppe hinunter entfernten. Selten in meinem Leben war ich so erleichtert gewesen, allein zu sein. Wegen der langen Fahrt und des kurzen Schlafs fühlte ich mich verwirrt, zerknittert und spürte das dringende Verlangen, mir die Zähne zu putzen. Zeit, die Wohnung zu erkunden, mit besonderem Augenmerk auf das Badezimmer.
Ich sah mich aufmerksam um. Im kürzeren Querteil der Wohnung befand sich das Wohnzimmer, in dem ich jetzt stand. An der rechten Wand des großen offenen Raums befand sich eine integrierte Küche. Zu meiner Linken, der längeren Längsseite des Hauses, öffnete sich ein Flur, gesäumt von französischen Fenstern, die alle auf die Balkongalerie
Weitere Kostenlose Bücher