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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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unterdrücken musste. Es war ja nicht so, dass ich Quinn wirklich gut kannte oder seinen Charakter aufgrund der mit ihm verbrachten Zeit einschätzen konnte... in den letzten Monaten hatte ich ja gerade gelernt, dass man einen anderen nicht so schnell kennen lernte und es Jahre dauern konnte, bis man seinen wahren Charakter erkannte. Das hatte mich tief erschüttert, da ich daran gewöhnt war, die Menschen sehr gut und sehr schnell zu durchschauen. Ich kannte sie besser, als sie es je vermuten würden. Doch bei der Einschätzung des Charakters einiger übernatürlicher Wesen waren mir Fehler unterlaufen, und das hatte mich ziemlich unvorbereitet getroffen. Gewöhnt an die schnelle Beurteilung, die mir meine telepathische Begabung ermöglichte, war ich naiv und sorglos gewesen.
    Und jetzt war ich nur von solchen Geschöpfen umgeben.
    Ich kuschelte mich in eine Ecke des breiten Sitzes und schloss die Augen. Eine Weile musste ich mich mal in meine eigene Welt zurückziehen, zu der niemand Zutritt hatte. Und schließlich schlief ich in dem dunklen Wagen ein, in dem mir ein Halbdämon und ein Vampir gegenüber saßen und der von einer Halbdämonin gefahren wurde.
    Als ich aufwachte, lag mein Kopf in Bills Schoß. Mit der Hand strich er mir sanft übers Haar, und die vertraute Berührung löste in mir ein friedliches und zugleich sinnliches Gefühl aus, das Bill schon immer in mir zu erregen vermochte.
    Es dauerte eine Sekunde, bis ich mich erinnerte, wo wir waren. Blinzelnd und zerzaust setzte ich mich auf. Mr Cataliades gegenüber war sehr still, und ich glaube, er schlief, aber sicher war ich mir nicht. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte ich es gewusst.
    »Wo sind wir?«, fragte ich.
    »Fast da«, sagte Bill. »Sookie...«
    »Hmm?« Ich streckte mich und gähnte und sehnte mich nach einer Zahnbürste.
    »Ich helfe dir mit Hadleys Wohnung, wenn du willst.«
    Ich hatte den Eindruck, dass er sich im letzten Augenblick anders überlegt hatte, was er sagen wollte.
    »Wenn ich Hilfe brauche, weiß ich, an wen ich mich wenden kann«, erwiderte ich. Das war hoffentlich vieldeutig genug. So langsam bekam ich ein richtig ungutes Gefühl, wenn ich an Hadleys Wohnung dachte. Vielleicht war Hadleys Erbe für mich eher Fluch als Segen. Doch sie hatte ausdrücklich Jason aus ihrem Testament ausgeschlossen, weil der ihr mal in einer dringenden Angelegenheit nicht geholfen hatte. Hadley hatte die Hinterlassenschaft daher vermutlich schon als Wohltat gemeint. Allerdings war Hadley eine Vampirin gewesen, kein Mensch mehr. Das hatte sie sicher verändert. Hm.
    Durchs Fenster konnte ich Straßenlaternen erkennen und Autos durch die Dunkelheit fahren sehen. Es regnete, und es war vier Uhr früh. Ich fragte mich, ob es irgendwo in der Nähe wohl ein IHOP-Restaurant gab. Ein Mal war ich in einem gewesen (das war richtig toll), und zwar auf der einzigen Reise nach New Orleans, die ich bislang gemacht hatte, einer Klassenfahrt. Wir hatten das Aquarium, das Sklavenmuseum und die Kirche am Jackson Square, die St.-Louis-Kathedrale, besucht. Es war wunderbar gewesen, das alles zu besichtigen und an all die Leute zu denken, die hier gelebt hatten, und daran, wie sie wohl aussahen in den Kleidern ihrer Zeit. Allerdings war es für mich als Telepathin, die noch keine Ahnung von Schutzbarrieren gegen fremde Gedanken hatte, nicht gerade lustig gewesen inmitten eines Haufens von Teenagern.
    Meine jetzigen Reisegefährten waren da viel erträglicher, aber dafür ein ganzes Stück gefährlicher.
    Wir fuhren eine ruhige Wohnstraße entlang, als die Limousine an den Bordstein fuhr und anhielt.
    »Die Wohnung Ihrer Cousine«, sagte Mr Cataliades, als Diantha die Tür öffnete. Ich war schon ausgestiegen und stand auf dem Gehweg, während Mr Cataliades seine Leibesfülle noch immer in der Limousine herummanövrierte, um hinauszukommen. Bill musste hinter ihm warten.
    Ich stand vor einer etwa zwei Meter hohen Mauer mit Einfahrt. Bei der trüben Straßenbeleuchtung war schwer zu sagen, was dahinter lag, aber es schien ein Innenhof mit einer schmalen kreisförmigen Auffahrt zu sein. In der Mitte dieser Auffahrt war eine Art Explosion in Grün zu sehen, die einzelnen Pflanzen konnte ich unmöglich ausmachen. Rechts in der Ecke war ein Geräteschuppen. Daneben standen zwei einzelne zweistöckige Häuser in L-Form. Um die Tiefe des Grundstücks zu nutzen, waren sie so ausgerichtet, dass sie wie ein auf dem Kopf stehendes U angeordnet waren. Hadley hatte in dem

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