Ball der Versuchung
als sie von den Resten etwas für Myrnin herausholte, dann warf sie die Blutbeutel in seine Zelle. Sie wartete nicht ab, bis er sie aufriss.
Dabei wurde ihr immer übel.
Mit den anderen Vampiren war kaum eine Unterhaltung möglich - sie waren still und auf pure Überlebensinstinkte reduziert. Sie belud eine Karre und machte eine Runde, auf der sie den Rest des Blutes verteilte. Einige von ihnen hatten sich genügend unter Kontrolle, um ihr dankbar zuzunicken; andere starrten sie nur mit irren, leeren Augen an und sahen in ihr lediglich einen riesigen wandelnden Blutbeutel.
Dabei bekam sie immer eine Gänsehaut, aber sie konnte nicht zusehen, wie sie verhungerten. Jemand anderes war dafür verantwortlich sie zu füttern und die Zellen sauber zu halten - aber sie hatte Ihre Zweifel, ob dieser Jemand seine Arbeit gut machte.
Es war schon spät am Nachmittag, als sie damit fertig war. Claire ging zu der schimmernden Tür in der Wand des Gefängnisses, konzentrierte sich und stellte das Portal wieder her, das sie zurück in Myrnins Labor brachte. Es war leer. Sie war müde und beunruhigt darüber, was Myrnin über Bishop gesagt hatte, deshalb erwog sie, das Portal zurückzusetzen, damit es direkt ins Glass House führte... aber sie benutzte es nicht gern; es verlangte ihr zu viel ab. Darüber hinaus hatte sie keine Lust den anderen zu erklären, warum sie aus einer leeren Wand getreten war.
»Ich werde wohl zu Fuß gehen«, sagte sie zu dem leeren Labor. Sie kletterte die Stufen zu dem wackligen, schiefen Schuppen hinauf, der den Eingang tarnte, und trat hinaus in die Gasse hinter Gramma Days Gründerinnen-Haus. Es war ebenfalls ein Spiegelbild des Glass-House – die Verzierungen unterschieden sich ein wenig und es hingen andere Vorhänge in den Fenstern. Gramma Day hatte eine Schaukel auf ihrer Veranda und saß dort gern mit ihrer Limonade, um Leute zu beobachten, aber heute war sie nicht da. Die leere Schaukel knarrte im schwachen, kühlenden Wind.
Die Sonne brannte noch immer heftig, aber nach und nach sanken die Temperaturen, jeden Tag ein bisschen mehr. Claire schwitzte, als sie Morganvilles endlos gewundene Straßen hinter sich gelassen hatte und in die Lot Street einbog.
Trotz der Hitze wurde ihr mit einem Mal eiskalt, als sie sah, dass ein Polizeiauto vor dem Haus parkte. Claire fing an zu rennen, brach durch das weiße Lattentor und polterte die Treppe hinauf. Die Tür war geschlossen und verriegelt. Sie fummelte ihre Schlüssel heraus, schloss auf und folgte dem Geräusch von Stimmen durch den Flur.
Shane saß auf der Couch und machte dieses Gesicht, das Eve gern als sein »Arschloch-Gesicht« bezeichnete. Er starrte Richard Morrell an, der vor ihm stand. Der Kontrast hätte extremer nicht sein können - Shane sah aus, als hätte er vergessen, dass er eine Haarbürste besitzt; seine Kleider waren zerknittert, weil sie eine Woche lang in einem Wäschekorb gelegen hatten. und seine ganze Körperhaltung schien GAMMLER zu schreien.
Eine völlig andere Person als die, die zuvor um Eve so still besorgt gewesen war.
Richard Morrell hingegen war eine Morganviller Erfolgsstory: ordentlich und adrett in seiner Polizeiuniform, jede Falte am rechten Fleck, jedes einzelne Haar in der dienstlich vorgeschriebenen Länge. Selbst die Pistole an seiner Hüfte sah gut gepflegt aus.
Er und Shane wandten ihren starren Blick Claire zu. Sie fühlte sich verschwitzt, zerzaust und panisch. »Was ist passiert?«
Officer Dick ist hier hereingeschneit, um mich daran zu erinnern, dass ich ein paar Termine verpasst habe«, sagte Shane.
Sein Blick war leer und finster, so als stünde er kurz vor einem Kampf. »Ich habe ihm gerade gesagt, dass ich es schon noch erledigen würde.«
»Du bist um Monate mit deiner Spende im Verzug«, sagte Richard. »Du hast Glück, dass ich es bin, der hier steht, und nicht jemand, der sehr viel weniger verständnisvoll ist. Hör mal, ich weiß, dass dir das nicht gefällt, das muss es auch nicht. Was du musst, ist, deinen Hintern hinüber zum Spendenzentrum zu bewegen.«
Shane bewegte sich nicht. »Möchtest du mich dazu zwingen, Dick?«
»Ich verstehe das nicht«, sagte Claire. »Worum geht es eigentlich?«
Shane zahlt seine Steuern nicht.«
»Steuern...« Plötzlich fügte sich alles zusammen. Das Blut, das sie gerade in die Zellen der ausgehungerten, verrückten Vampire geworfen hatte. Oh. »Blutspenden.«
Shane hielt sein Handgelenk hoch. Er trug noch immer das Krankenhausarmband mit dem
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