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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Mandel-Abszess ist nicht schön und viel schlimmer. Oder Suppi-extra-plus. Oder Lothar Matthäus. Andy Brehme. Eine Reise im Flugzeug. Und ein schnarchender Superkicker im Zimmer. Während sich in Ploteks Kopf das Unangenehme und das Scheußliche die Türklinke in die Hand gaben, holte Sieglinde erneut die Flasche aus dem Schrank und schenkte den Becher ein weiteres Mal halb voll. Ohne abzusetzen, schüttete Plotek den Cognac die Kehle hinunter und spülte mit ihm alles Leidige dieser Welt bis auf Weiteres davon. Jetzt zitterte er gar nicht mehr. Er fühlte sich viel besser. Vom Gefühl her hatte er jetzt ein gutes Feeling, um einmal mehr Andreas Möller ins Spiel zu bringen. Er fühlte sich leicht und Dankbarkeit machte sich in ihm breit, die Schwester Sieglinde fast zu Mutter Teresa mutieren ließ. Zum ersten Mal fielen ihm die mädchenhaften Gesichtszüge der Schwester auf. Ihre enzianblauen Augen, der schmale Mund mit den leicht nach oben gezogenen Winkeln und die kleine Stupsnase. Und wieder blieb er an der kleinen Tätowierung im Ausschnitt hängen. Manchmal schiebt sich eben etwas in das Gesichtsfeld und bannt den Blick, sodass man nicht mehr wegsehen kann. Plotek war von der Tätowierung gebannt. Obwohl er noch immer nicht erkennen konnte, was sie eigentlich darstellte. Irgendetwas Rundes musste es sein.
    »Ein Ball«, sagte Sieglinde und schob die Kittelschürze ein wenig zur Seite. Auf der Haut war tatsächlich ein schmuckvoll tätowierter Fußball inmitten eines gleichschenkligen Dreiecks zu sehen.
    »Schön«, entfuhr es Plotek, den Blick noch immer auf die Stelle zwischen ihren Brüsten gerichtet.
    »Schön schmerzhaft«, entgegnete Sieglinde. »Eine Jugendsünde.« Dann lachte sie ein wenig. »Da macht man manchmal Dinge, die man später bereut.«
    Aber doch nicht den schönen Ball, dachte Plotek und seine eigenen Jugendsünden fielen ihm ein. Heintje, den er in seiner Jugend abgrundtief verehrt hatte, und die Stangelhuber Rosi, der Pfarrer Thanwälder, die ganze Kindheit. Seine Kindheit war eine einzige Jugendsünde, die er seither bereut hatte.
    »Damals war ich mit einem Fußballer zusammen. Sie wissen schon, die Liebe ist rund und muss ins Eckige«, sagte Sieglinde und lachte laut. Sie zog die Kittelschürze wieder zurecht, sodass der Ball verschwand.
    Schade, dachte Plotek und wandte den Blick ab. Er hob noch einmal seinen Becher und Sieglinde schenkte nach.
    »So, jetzt ist aber Schluss«, sagte sie in gespielt ernstem Tonfall, sodass Plotek den Eindruck nicht loswurde, dass das erst der Anfang sein könnte.
    »Was ist heute für ein Tag?«, fragte Plotek, nachdem der Cognac in seinen Körper gelangt war und die Knie fast schon schläfrig machte.
    »Was für eine Nacht?«, korrigierte Sieglinde. »Sonntag.«
    Also doch Tag, dachte Plotek, wollte aber nicht spitzfindig sein.
    »Sie waren einen Tag ohne Bewusstsein«, fügte Sieglinde hinzu, »aber ich denke mal, in drei, vier Tagen können Sie schon wieder entlassen werden.«
    Das waren viele Tage auf einmal, dachte Plotek und dann fiel ihm plötzlich ein, dass er gar nicht wusste, warum bin ich eigentlich hier? Und es gelang ihm sogar, seine Frage zu stellen.
    »Sie wurden auf der Tribüne bewusstlos, beim Pokalspiel«, antwortete Sieglinde. »Sie haben ein Schädel-Hirn-
    Trauma, eine Gehirnerschütterung und einen Rippenbruch.«
    Das ist jetzt auch wieder ziemlich viel auf einmal, kam es Plotek in den Sinn, aber immerhin besser als Hodenkrebs, Lungenkrebs, Herzinfarkt, Schlaganfall und alles.
    Er stand auf. Oder versuchte es zumindest. Musste sich aber sofort wieder hinsetzen. Entweder waren die Knie inzwischen in einen Tiefschlaf verfallen und mit ihnen die Beine oder der Cognac hatte den Motor ganz heruntergefahren oder das Valium. Oder was weiß ich, dachte Plotek und schickte einen Hilfe suchenden Blick zur Schwester. Die verstand sofort, packte ihn am Arm und zog ihn vom Stuhl hoch.
    »Herr Plotek! Darf ich Sie was fragen?«, sagte sie dann und blieb vor ihm stehen.
    Plotek nickte.
    »Sie wissen, dass Jo Hillebrand mich nicht ausstehen kann?«
    Wieder nickte Plotek.
    »Ich bitte Sie, verwenden Sie das nicht gegen ihn. Er ist noch ein Junge, ungezogen ist er, ja, aber ansonsten ist er schon in Ordnung.«
    Woher will sie das denn wissen, dachte Plotek und sah auf den Ball an ihrem Busen, der jetzt wieder ein wenig hervorschaute.
    »Irgendwann wird auch der vernünftig, nicht wahr?«
    Noch einmal nickte Plotek und dann torkelte er am Arm von

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