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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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mit ihr hinter einer plüschigen Tür. Plotek setzte sich ganz nach hinten, in die vorletzte Reihe und zwei Sitze schräg hinter einen Mann, der ihm im schummrigen Licht der Filmprojektion bekannt vorkam. Die Brille, die kurzen, stoppeligen Haare und der im Profil ungewöhnlich aussehende Bart waren ihm irgendwie vertraut. Während Plotek noch darüber nachdachte, wo er diesen Typ schon einmal gesehen hatte, ging die Tür auf und Arno kam herein. Er sah sich alles andere als unauffällig um. Verdammt! Der Mann zwei Sitze schräg vor Plotek hob die Hand und winkte Arno dezent zu sich. Plotek versteckte sich unwillkürlich hinter den Stuhllehnen, wo es ziemlich eindeutig nach menschlichen Ausscheidungen roch. Ganz in seiner Nähe lagen zusammengeknüllte, weiß schimmernde Papiertaschentücher. Arno setzte sich neben den Mann, während Plotek sich langsam wieder aufrichtete. Er sah, wie sich die beiden Männer leise, aber doch sehr engagiert unterhielten. Plotek musste genau hinhören und sich sogar ein wenig nach vorne beugen, um etwas zu verstehen.
    »Wie viel?«, fragte Arno in frostigem Tonfall. Der Mann mit dem komischen Bart gab ihm flüsternd eine Antwort, die Plotek trotz größter Anstrengung nicht verstand. Dennoch glaubte er, die Stimme erkannt zu haben. Diese Stimme hörte sich an wie die eines bekannten öffentlich-rechtlichen Starreporters. Das ist Rainer von Plorre, dachte Plotek. »Das geht nicht, das ist ja Wahnsinn«, sagte Arno jetzt ein wenig lauter und noch frostiger, fast schon aggressiv.
    »Schnauze!«, schrie ein Mann ähnlich frostig mehrere Stuhlreihen weiter vorne. »Wenn ihr quatschen wollt, dann geht raus«, schloss sich kurz darauf ein anderer an.
    Rainer von Plorre lachte leise.
    »Okay«, sagte Arno wieder etwas leiser. Aber Plotek war nicht ganz klar, ob er das Quatschen und das Rausgehen oder doch was ganz anderes meinte.
    Und während Plotek noch überlegte, was das sein könnte, brüllte vorne wieder einer der Männer: »Hier wird gevögelt und nicht gequatscht!« Allgemeines Gelächter.
    Justament in dieser Sekunde sah Plotek jetzt eine der Frauen mit Beinen bis zum Hals und einer Oberweite wie Kartoffelsäcke auf Arno und Rainer von Plorre zukommen.
    »Aber nicht zu lange«, flüsterte Arno, »sonst ist es zu spät, klar?«
    Arno stand auf und ging, ohne von Plorre noch einmal anzusehen, den Gang entlang, stieß dabei beinahe mit der großen Frau und ihren großen Brüsten zusammen und verschwand hinter dem Vorhang am Ausgang. Rainer von Plorre blieb ein wenig konsterniert sitzen und starrte noch immer auf die Leinwand. Dort war mittlerweile Rudelbums oder, neudeutsch, Gang-Bang angesagt. Und das bedeutete, dass vor lauter Fleisch und primären Geschlechtsteilen kein Mensch mehr zu sehen war.
    Die Frau war jetzt bei Rainer von Plorre angekommen, setzte sich anzüglich neben ihn und legte vertraut ihren Arm auf seine Schulter.
    Plotek hörte, wie sie charmant und fast unwiderstehlich »Na, wie wär’s mit uns zwei Hübschen?« flüsterte.
    »Vergiss es«, zischte von Plorre angesäuert. »Ich bin schwul!« Und mit einer heftigen Bewegung schob er ihren Arm von seiner Schulter.
    Die Frau lachte bitter und auch ein wenig überrascht, während von Plorre aufstand, sich unter erheblichen Schwierigkeiten und mit eingezogenem Bauch an der Oberweite vorbeidrängte, ohne sich umzusehen zum Ausgang schlurfte, den Vorhang zur Seite schob und das Porno-Kino verließ.
    Als auch Plotek aufstehen und gehen wollte, versperrte ihm die Frau mit ihren Riesen-Brüsten, die aus der Nähe betrachtet noch bedrohlicher aussahen, den Weg, hielt ihn am Arm fest.
    »Vergiss es«, sagte Plotek wenig überzeugend. »Ich bin schwul.« Und schon stürmte er Rainer von Plorre hinterher. Die Frau schleuderte ihm ein hasserfülltes »Wichser!« nach, was Plotek an den Papagei von Wenny erinnerte.
    Draußen schien die Sonne. St. Pauli sah aus wie Sankt Tropez. Es war warm und Plotek fing in seiner Cordjacke an zu schwitzen. Plotek schwitzte fast immer. Unabhängig von der Temperatur. Manchmal sogar im Winter. Während andere froren, lief ihm der Schweiß über den Rücken. Woher das kam? Keine Ahnung. Doktor Hohenthaler wusste es auch nicht.
    »Irgendeine Störung der Schweißdrüsen«, sagte er lachend. »Nicht weiter schlimm. Das überleben Sie schon, Plotek!«
    Na ja, das vielleicht schon. Man überlebt heutzutage ziemlich viel. Manchmal sogar Krebs und alles. Manchmal aber auch nicht. Und dann ist man tot.
    Die

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