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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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plötzlich eine Stimme. »Du kannst mich mal am Arsch lecken!«, sagte sie. Ob auch das im wahrsten Sinn zu verstehen war? Keine Ahnung.
    Auf jeden Fall schlug Plotek die Augen auf. Die Stimme kommt eindeutig von der Kabine nebenan, dachte er. Aber dann war es auch schon wieder vorbei damit. Eine Tür knallte. Ruhe.
    Plotek rieb sich die Augen und entdeckte neben »Benny ist schwul« eine Pyramide, ebenfalls mit dickem Filzstift gemalt. Selbst beim Scheißen schauen sie dir zu, die Illuminaten, dachte Plotek und musste grinsen. Schwerfällig erhob er sich von der Kloschüssel, zog sich die Hose hoch und ging, schwankend und auf Fersen und Zehenspitzen tänzelnd, zurück an den Tresen.
    »Und, alles klar?«, fragte Wolle, sich wieder über den Bart streichend. Er schien sich gar nicht zu wundern, dass Plotek so lange weggeblieben war.
    »Klar«, sagte Plotek und bestellte noch ein Weißbier und dachte, irgendwoher kenne ich den doch.
    Aber irgendwie kam er nicht drauf, während der fette amerikanische Autis ›Love not dead‹ sang und Plotek voller Überzeugung dazu nickte.

14

    Plotek war betrunken und noch immer ziemlich angeturnt, als er ein paar Stunden später den Zapfhahn verließ. Draußen schien die Sonne. Er schwitzte und dachte an Agnes. Immer wenn er betrunken war, dachte er an Agnes. Manchmal dachte er auch an sie, wenn er nicht betrunken war. Meistens waren es schöne Gedanken. Jetzt nicht. Jetzt dachte er, irgendwie hat sie sich verändert. In der letzten Zeit. Das hatte schon angefangen, bevor sie nach Hamburg aufgebrochen waren. Sie war reizbarer, oft schlecht gelaunt und zunehmend rechthaberisch. Das war während der Tage in Hamburg nicht anders. Dann das Telefonat. Irgendetwas stimmte nicht. Ob Arno etwas damit zu tun hatte? Er selbst? Auch er hatte sich verändert. Nicht sehr, aber immerhin. Maike hatte ihm den Kopf verdreht. Er war nicht mehr er selbst, zumindest nicht in ihrer Gegenwart. Da schienen sich in seinem Hirn Vorgänge abzuspielen, die für ihn weder durchschaubar noch nachvollziehbar waren. Dieses junge Luder mit ihren körperlichen Reizen und ihrer atemberaubenden Jugendlichkeit raubte ihm nahezu den Verstand. Bestimmt spielte sie nur mit ihm und er deutete Zeichen und Gesten anders, als sie gemeint waren. Wenn sie ihn liebevoll an die Schulter boxte, war das eben noch lange keine Aufforderung, sie zu küssen. Wenn sie sich bei ihm einhakte, bedeutet das nicht, dass sie jetzt mit ihm bis ans Ende der Welt gehen wollte. Und wenn sie ihn auf die
    Wange küsste, hieß das auch nicht, dass sie mit ihm schlafen wollte. Oder?
    Plotek war so in Gedanken versunken, dass er Arno beinahe übersehen hätte, der auf der anderen Straßenseite geschäftig und picobello herausgeputzt aus einem Taxi stieg. Plotek wollte diesem Altöttinger Weiberhelden unter keinen Umständen begegnen und duckte sich hinter einem geparkten Wagen. Arno sah sich unbeholfen um, überquerte die Straße und kam genau auf das geparkte Auto zu, hinter dem Plotek kauerte. Mist! Gebückt, als wäre er auf der Flucht, und den Kopf eingezogen schlich Plotek an den geparkten Autos entlang bis zum nächsten Hauseingang. Er schoss hinein.
    »Sieben Euro«, sagte eine Stimme hinter dem Schalter routiniert.
    Plotek kramte in seinen Taschen, zog einen Zehner heraus. »Stimmt so«, sagte er, öffnete die Tür und verschwand in einem dunklen, muffigen Saal. Das ist ein Kino, dachte er, nicht schlecht als Tarnung. Er musste lächeln. Das Lächeln verging ihm allerdings, als er merkte, dass er nicht in irgendein Kino geraten war. Hier wurden vielmehr Pornos der Hardcore-Variante gezeigt, mit Perversitäten, von denen der Kleinbürger gar nicht weiß, dass es sie gibt. Auf der Leinwand waren ineinander verschlungene, nackte Leiber zu sehen und der Dolby-Surround-Ton ließ das Stöhnen so echt klingen, dass es Plotek noch im Dunkeln die Schamesröte ins Gesicht trieb. Das Kino war nur schlecht besucht. Kein Wunder, am hellen Nachmittag. Ein paar Männer saßen in den Reihen verstreut und ließen sich von der atemberaubenden Akustik rote Ohren zaubern. Neben einigen der Besucher saßen auch Frauen, nur mit knappen BHs und eng sitzenden Stringtangas bekleidet, die mehr zeigten, als sie verdecken konnten. Leise redeten sie auf die Männer ein und streichelten dabei ab und zu mit ihren langen Fingern und den lackierten Nägeln über deren Oberschenkel. Gelegentlich stand einer der Männer auf und ging der Frau wie ein Hund nach, verschwand

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