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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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erschrak. Bin ich das?, fragte sich Plotek und erkannte sich tatsächlich nicht mehr wieder. Er war ganz grün im Gesicht, die Lippen waren blutleer und die Augen sahen aus wie zwei schwarze Löcher, in die er jetzt zu versinken drohte. »Ich denke, dass ich auch jemand bin, den man sehr gut anfassen kann«, flüsterten sie und sahen ihn verführerisch an. Plotek dachte, das hat doch der Andy Möller gesagt.
    »Na, Alter, alles klar?!«
    Nichts ist klar, gar nichts, dachte Plotek, wo bin ich? Er drehte sich um und stand Andy Möller gegenüber. Das war
    Andy Möller, der wo auch mal Weltmeister war, der da jetzt hinter ihm am Waschbecken stand, zumindest sah der so aus.
    »He, das ist kein Wartesaal, das ist ein Scheißhaus!«, sagte Andy Möller, der kurze Hosen trug und ziemlich dick war. »Darf ich auch mal ans Waschbecken?«
    Klar, dachte Plotek, mach doch.
    »Dann musst du aber ein wenig zur Seite, Alter.«
    Hä? Erst jetzt fiel Plotek auf, dass er noch immer am Waschbecken stand und mit dem Spiegel kommunizierte, als wär’s sein bester Freund, und dabei dachte, das sieht hier aus wie ein Umkleideraum, ein Umkleideraum, in dem sich verschwitzte Fußballer nach dem Match die Anstrengung und Erschöpfung abwaschen. Aber der dickliche Mann neben ihm kann unmöglich ein Kicker sein, trotz der kurzen Hosen und der frappierenden Ähnlichkeit mit Andy Möller, oder? Gibt es auch dicke Fußballer? In der Bundesliga selten. In der Regionalliga ab und an. In der Kreisliga zuhauf. Uwe Seeler war auch nicht dünn. Ailton. Gerd Müller – und unterklassig hat jeder dritte Gewichtsprobleme. Und jeder zweite Probleme mit dem Alkohol. Plotek schaute an sich herunter – Gott sei Dank keine kurze Hose. Plotek hasste kurze Hosen. Und Sandalen. An sich selbst. Und an allen anderen auch. Männer in kurzen Hosen fand er einfach lächerlich. Deshalb fiel es ihm auch immer schwer, den Fußball ernst zu nehmen. Für Plotek hatte Fußball immer den Beigeschmack einer Komödie. Manchmal einer Tragikomödie. Im Fall von Ivo und Jo nur einer Tragödie. Wie komme ich jetzt auf die beiden, dachte Plotek und sah sich an den Klokabinen vorbeilaufen. Wenn ich schon mal da bin, setze ich mich einfach mal auf eine der Schüsseln, dachte er. Das Grummeln im Bauch stimmte zu. Und schon spürte er einen zunehmenden inneren Druck. Der Körper ist einfach darauf konditioniert. Pawlow eben. Sieht er ein Glas Wasser, muss er trinken, auch wenn er keinen Durst hat. Sieht er eine nackte Frau, und so weiter. Jetzt also Klo.
    Apropos: Plotek hasste nicht nur kurze Hosen und Sandalen. Er hasste auch öffentliche Toiletten. Vor allem die in Zügen. In Zügen konnte er nie aufs Klo gehen. Ihn machten auch die ewig nach unten gebogenen Mundwinkel der Kanzlerin aggressiv. Und die Talkshow nach dem ›Tatort‹ Sonntagabend. Manchmal auch der›Tatort‹ selbst. Und der Sommerschlussverkauf. Einkaufen generell. Egal, was. Und Weihnachten. Schnee. Und Ostern und alle Feiertage zusammen. Man könnte fragen, ob es auch etwas gab, was Plotek nicht aggressiv macht. Klar. Zum Beispiel auf dem Klo sitzen und vor sich hin sinnieren. Das machte nicht aggressiv, das machte müde.
    Plotek wurde schlagartig müde und fühlte sich ebenso schlagartig ganz allein. Die Augen drohten ihm zuzufallen. Gleich würde er, mit der Hose an den Knien, einschlafen. Da sah er mit dickem Filzstift an der Tür geschrieben: »Benny ist schwul.« Plotek musste lachen. Benny ist der Stecher von Maike, dachte er, das ist unmöglich. Wer angesichts einer solchen Frau schwul wird, ist in Wirklichkeit nicht schwul, sondern einfach nur blöd. Dann schon eher lesbisch. Plotek dachte an Maike. Was ihn aber nicht daran hindern konnte, auf dem Klo sitzend einzuschlafen. Ob es die verbotene Substanz in den Adern oder die Sentimentalität im Kopf war – keine Ahnung. Auf jeden Fall saß Plotek auf dem Klo und träumte. Er träumte von einem Fußballspiel. Alle Spieler hatten rosa Trikots an. Wenny stand im Tor und Plotek selbst mit einem hässlichen Ausschlag am Mund stand davor und sah die Superkicker auf ihn zustürmen. Da waren Ivo, Jo, Benny und Ritschi im Rollstuhl. Ihm wurde schwindelig und seine Beine verknoteten sich.
    Im wahrsten Sinn. Plotek lag mit verknoteten Beinen auf dem Rasen und schrie um Hilfe. Und die kam auch. Zuerst kam der Notarzt und dann die Feuerwehr. Die versuchte, mit einer großen Blechschere den Knoten in seinen Beinen durchzuschneiden.
    »Nein!«, schrie Plotek und hörte

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