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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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gaben, ließ Plotek beinahe das Blut in den Adern stocken.
    »Weißt du, was ich spannend finde?«, fragte der eine. »Was hier über die Geheimzahl der Illuminaten steht. Die 23.«
    »Und die Fünf«, antwortete der andere.
    »Wieso die Fünf?«
    »Die Fünf ist die Quersumme von der 23. Das Verteidigungsministerium der USA sitzt im Pentagon, das ist ein Fünfeck. Ziemlich ungewöhnlicher Bau, findest du nicht?«
    Kurze Pause und dann: »Und du denkst, dort sitzen die Illuminaten?«
    Wieder kurze Pause.
    »Wer weiß?«
    Ich werd’ verrückt, dachte Plotek, was reden die denn da? Sofort fiel ihm der Dicke mit den rosaroten Plüschpantoffeln aus dem Krankenhaus ein. Der vermeintliche BKA-Undercoveragent und ausgewiesene Verschwörungstheoretiker. Das hier klang, als käme es direkt aus seinem Mund, dachte Plotek, oder umgekehrt, und starrte gebannt auf die Leinwand.
    Beinahe hätte er verpasst, wie sich ein Mann neben Rainer von Plorre setzte. An den Haaren erkannte er ihn sofort: Wenny!
    Das gibt es doch nicht, dachte Plotek, der lag doch gestern Abend noch sterbenskrank und schwer verletzt auf der Couch im Wohnzimmer und jetzt war er hier. Rudi Carells ›Lass dich überraschen!‹ kam Plotek in den Sinn und er fühlte sich an seine Kindheit erinnert. Offenbar war das Kino also tatsächlich ein Ort für konspirative Treffen. Plotek blickte sich vorsichtig um, ob nicht irgendwo im Hintergrund eine versteckte Kamera ebenso versteckte Bilder schoss. Aber es war nichts zu sehen. Obwohl das Treffen zwischen Wenny und von Plorre durchaus konspirativ zu sein schien. Was haben die beiden da in dem dunklen Kino zu verhandeln?, überlegte Plotek. Warum treffen die sich nicht an einem Kneipentisch bei einem frisch gezapften Bier? Und was hat das mit dem Film zu tun? Vielleicht sogar mit dem Dicken aus dem Krankenhaus? Oder mit von Plorres und Arnos Treffen? Fragen über Fragen, aber er konnte nur unverständliches Gezischei hören.
    Hin und her gerissen zwischen dem spannenden Film auf der Leinwand und dem Gespräch zwischen Rainer von Plorre und Wenny wanderte Ploteks Blick wie auf dem Centre-Court hin und her. Als nach ein paar Minuten von Plorre und Wenny schließlich kurz hintereinander den Kinosaal verließen, entschied sich Plotek für den Film. Da war er eben eigen. Jeder andere wäre auf und davon und den beiden hinterher. Nicht so Plotek. Plotek konnte sich von dem Film nicht losreißen und starrte noch immer wie benommen und gleichzeitig ernüchtert auf die Leinwand.
    »Was siehst du da?«, fragte einer der jungen Männer an einem Küchentisch eine ebenso junge Frau.
    »Einen Dollar.«
    »Und darauf siehst du das Symbol der Illuminaten – auf dem wichtigsten Zahlungsmittel der Welt.«
    »Und was siehst du jetzt?«, hakte er nach und drehte den Dollarschein um.
    »George Washington.«
    Der junge Mann schlug ein Buch auf und zeigte auf das Bild eines Mannes, der dem auf dem Dollarschein zum Verwechseln ähnlich sah.
    »Dann ist das hier aber auch George Washington«, sagte er und zeigte auf das Bild im Buch.
    »Ist er ja auch, sieht man doch.«
    »Das ist Adam Weishaupt.«
    »Und der ist Gründer der Illuminaten 1776 in Ingolstadt«, mischte sich jetzt ein anderer junger Mann ein.
    »Ach, das gibt’s doch nicht«, versuchte die Frau zu widersprechen.
    »Als die Illuminaten verboten wurden, ging Adam Weishaupt nach Amerika, ließ George Washington beseitigen und wurde an dessen Stelle Präsident. Und deswegen ist auch die Freimaurer-Pyramide auf dem Dollar.«
    »So ein Quatsch.«
    Vielleicht, dachte Plotek, vielleicht aber auch nicht, und tauchte immer weiter in den Film ein.
    Als der Protagonist mit seinem Auto am Ende des Films auf Nimmerwiedersehen verschwand und kurz vor Schluß als verkohlte Leiche wieder auftauchte, dachte Plotek, was für ein großartiger Film, und fing langsam an, der Verschwörungstheorie des Dicken etwas abzugewinnen. Vielleicht hatte er doch recht. Irgendwie.

    Draußen roch es bereits nach Abend und die Sonne hatte sich mittlerweile hinter der Großen Freiheit verdrückt, als Plotek benommen aus dem Kino torkelte, so als hätte er zu viel Wodka getrunken oder wieder mal an der verbotenen Substanz von Wolle genascht. Auf dem Gehsteig stieß er fast mit einer Frau zusammen, die ein enges T-Shirt mit dem Aufdruck »Levi’s« trug und der Frau im Porno-Kino frappierend ähnlich war.
    »Na, na, na, du bist aber stürmisch, Süßer«, sagte die Frau und sah aus, als wollte sie Plotek mit Haut

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