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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Hand über die Augen. Und da war die Zahl verschwunden und der Beetle auch.

    Von Schweiß völlig durchnässt, das Hemd klebte und die Hose war durchweicht, fuhr Plotek mit der U-Bahn nach Hause. Zu seiner Überraschung war das Haus leer. Maike war nicht da. Sie war mit ihrem Beetle unterwegs, klar – mit oder ohne Sieglinde. Auf jeden Fall stand das Auto nicht vor dem Haus. Und Wenny war auch nicht da. Oder besser gesagt, noch nicht da. Vielleicht war er noch immer mit Rainer von Plorre unterwegs, dachte Plotek, Erotikartikel durchprobieren. Bei dem Gedanken musste er grinsen.
    »Wenny?«
    Nichts. Na ja, das stimmte auch nicht ganz. Als Plotek nämlich in die Küche kam, war da doch jemand. Der Papagei saß noch immer in seinem Käfig. »Fotze!«, krächzte er.
    Plotek schleuderte ihm einen Stinkefinger entgegen und zischte: »Wenn schon, dann Schwanz!«, und der Papagei gab ein Geräusch von sich, das sich anhörte wie abschätziges Lachen.
    Auf dem Küchentisch klebte ein gelber Zettel. »Du sollst ganz dringend Piotr anrufen. Tel 887-401. Maike«, stand da geschrieben.
    Was will der denn, dachte Plotek und sah sich die Zahlen ein wenig näher an. Acht plus acht plus sieben gleich 23. Vier plus eins gleich fünf. Scheiße. Das wurde Plotek jetzt doch ein wenig unheimlich.
    Mit einem mulmigen Gefühl wählte er die Nummer und noch ehe er etwas sagen konnte, hörte er Piotr schon sprechen. »Holen Sie mich hier raus, bitte.«
    Er klang verzweifelt und deprimiert, eher so wie der fette autistische Ami im Zapfhahn .
    »Heute Abend um zehn«, legte Piotr nach, als Plotek noch immer nichts sagte. »Bitte, Plotek, ich geh’ hier ein.«
    Plotek fiel noch immer nichts ein und er überlegte, wie und was das alles mit ihm zu tun haben könnte.
    »Plotek! Ich muss hier raus«, flehte Piotr jetzt eindringlich. »Wenigstens für eine Nacht die Sau rauslassen. Können Sie das verstehen?«
    Klar konnte er das verstehen. Er wusste nur nicht, welche Rolle er dabei zu spielen hatte.
    »Aber wie soll das denn ...«, fragte er zögernd und mit der Stimme eines Pennälers, der beim Abschreiben erwischt worden war.
    »Machen Sie sich keine Gedanken«, ging Piotr dazwischen, »ich hab’ alles organisiert.«
    Was organisiert, dachte Plotek, und noch ehe er etwas sagen konnte, war am anderen Ende schon wieder die knarzende, nach Osteuropa klingende Stimme Piotrs zu hören.
    »Bis um zehn dann, okay?«
    »Okay.«
    Dann nichts mehr. Also legte Plotek eben auch auf. Jetzt war es acht. Zwei Stunden noch, dachte er, ging zum Kühlschrank und holte sich ein Weißbier. Der Papagei krächzte wieder. »Schwule Sau!«, dieses Mal.
    Mit Schwung öffnete Plotek die Weißbierflasche, sodass der Kronkorken wie ein Känguru mit einem Satz unter den Tisch hüpfte und von dort unter die Eckbank kullerte. Der Papagei lachte schadenfreudig.
    Scheiß drauf, hätte Plotek jetzt denken können. Aber vergiss es. Da machte ihm seine krankhafte Detailversessenheit wieder mal einen Strich durch die Rechnung. Nach einem kräftigen Schluck aus dem Weißbierglas krabbelte er also unter den Tisch, stieß zweimal mit dem Kopf gegen das Tischbein, fluchte, während der Papagei lachte, und fischte unter der Eckbank nach dem Kronkorken. Aber aussichtslos. Den Kronkorken fand er nicht. Dafür aber etwas anderes.
    Was ist das denn?, dachte Plotek und wollte das klebrige Bonbon schon wieder zurück unter die Eckbank pfeffern. Er überlegte es sich aber noch einmal und betrachtete das Bonbon ein wenig genauer. Das kam ihm irgendwie bekannt vor. Irgendwo hatte er so ein rosafarbenes Bonbon schon einmal gesehen. Er wusste nur nicht mehr, wo. Jetzt erst fiel ihm auf, dass das Bonbon eine ungewöhnliche Form hatte. Ein Fünfeck. Komisch, dachte Plotek, wie das amerikanische Pentagon, und fragte sich, wie das Bonbon unter die Eckbank gekommen war. Er steckte es ein, überwand seine Detailversessenheit und ließ den Kronkorken einfach unter der Eckbank liegen.
    »Ficker!«, krächzte der Papagei. Plotek verlor für einen Moment die Contenance, sprang zum Käfig und schüttelte ihn, sodass der Papagei denken musste, er sei in einen Hurrikan geraten oder bei Sturm auf hoher See. Eigenartigerweise schrie er nicht, sondern hielt den Schnabel. Erst als sich Plotek wieder beruhig hatte und der Käfig nur noch ein wenig schaukelte, krächzte der Papagei wieder. »Arschloch!«, und dann: »Fick dich selber!«
    Plotek musste lachen. Auf dem Boden des Käfigs entdeckte er ein weiteres

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