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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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den Kampf mit ihrem Büstenhalter endlich gewonnen und schüttelte ihre eindrucksvolle Oberweite wie einen Pflaumenbaum, wozu manche der Gäste euphorisiert und rhythmisch klatschten. Als sie am Ende ihrer Nummer ihr Höschen abstreifte, ging ein Raunen durch das Bella . Plotek schaute zur Bühne. Und dort, wo eigentlich nichts hätte sein dürfen, war etwas. Oder anders ausgedrückt: Da, wo man nichts erwartete, war etwas. Da war sogar ziemlich viel. Ein dicker, schwarzer Schwanz machte aus der durchschnittlichen Frau einen beeindruckenden Transsexuellen.
    »Wie immer?«, fragte ein junger schwuler Kellner mit durchsichtigem Trägerhemd und gepiercten Brustwarzen und blinzelte Piotr zu.
    Piotr nickte. »Und für meinen Freund dasselbe«, sagte er und klopfte Plotek freundschaftlich auf die Schulter. Kurze Zeit später standen vor Piotr und Plotek zwei halb volle Gläser Wodka.
    »Prost!«
    »Prost!«
    Sie tranken.
    »Und danke noch mal«, sagte Piotr, »dass Sie gekommen sind, dass Sie mich hierher gebracht haben.«
    Keine Ursache, wollte Plotek sagen, aber irgendwie weigerten sich die Worte mal wieder, aus seinem Mund herauszukommen. Sagte er eben nichts und stellte das Glas in einer Linie mit Bierdeckel und Zigarettenschachtel auf dem Tresen ab.
    »Für ein paar Stunden richtig Gas geben, die Sau rauslassen, solange es noch möglich ist«, sagte Piotr wehmütig. »Das war mein letzter Wunsch und dann ciao Bella . Bella ciao!«
    Was hat das denn jetzt zu bedeuten, dachte Plotek. Er kippte die Streichhölzer auf den Tresen und legte sie einzeln zurück in die Schachtel.
    »Prostata«, sagte Piotr. »Endstadium!«
    Plotek sah ihn entgeistert an.
    »Krebs!«, fügte er breit grinsend hinzu, als Plotek noch immer nicht kapieren wollte.
    Jetzt hielt Plotek inne, rührte kein Streichholz mehr an, vergaß, wie es schien, seine pathologische Detailversessenheit und starrte Piotr sichtlich betroffen an, so als spürte auch er einen tödlichen Schmerz im Unterleib.
    »Prost!«, sagte Piotr.
    »Prost!«, sagte Plotek.
    »Tata!«, wieder Piotr.
    Der dickliche Transsexuelle auf der Bühne hatte seinen Auftritt beendet, sammelte BH und Höschen ein und wurde mit viel Beifall und einigen beherzten Bravo-Rufen freundlich verabschiedet. Jetzt kam eine leicht bekleidete Sängerin, die offenbar auch schon bessere Tage gesehen hatte, auf die Bühne. Sie hatte nichts weiter als ein durchsichtiges Top, ein knappes Höschen, Nylonstrümpfe und hochhackige Schuhe an und sang eine alte Schnulze, die Plotek von früher her noch kannte und die ihn unweigerlich an Lauterbach erinnerte, an die Ostalb, Härzfeld, Kindheit.
    »Sag, hast du schon mal unterm Regenschirm geküsst, das tut so gut, Luise ...«, hing wie eine wehmütige Prophezeiung im Bella , während sich die Frau auf der Bühne langsam und genießerisch auszog.
    Irgendwie kam Plotek ihr voller, fleischiger Mund bekannt vor. Auch die Stimme – ein wenig scheppernd und verzerrt – hatte er irgendwie schon mal gehört.
    »Rosella!«, sagte Piotr und zeigte auf die Bühne. »Der heimliche Star hier.« Er schnalzte genüsslich mit der Zunge. »Manche behaupten sogar, ihr gehört der Schuppen.«
    Als Rosella ihr Höschen in die Luft warf und selbstbewusst ein schwarzes, buschiges Haargeflecht über ihrem Geschlecht präsentierte, glaubte Plotek plötzlich, auch das schon irgendwann und irgendwo einmal gesehen zu haben.
    Tosender Beifall. Rosella schleuderte auch ihr Top in die Menge, das von einem älteren kahlköpfigen Gast in der ersten Reihe mit dem Kopf ergattert wurde. Zuletzt befreite sie sich von ihren Strümpfen und den hochhackigen Lackschuhen. Komisch, dachte Plotek, die macht alles umgekehrt, fängt mit dem Höschen an und hört mit den Strümpfen auf. Unter lautem Beifall, Pfiffen und Bravo-Rufen verließ Rosella die Bühne. Während sie die Stufen herunterkam, winkte sie Piotr auffällig zu. In einen roten Satinmantel gehüllt, fiel sie ihm um den Hals und küsste ihn lange auf den Mund. Plotek stieg ein seltsamer Geruch in die Nase, der ihm ebenfalls irgendwie und von irgendwo und von irgendwann bekannt vorkam.
    »Darf ich vorstellen«, sagte Piotr, der jetzt einen roten Lippenstiftabdruck auf seinem Mund hatte, »ein guter Freund!«
    Rosella drehte sich zu Plotek um, erstarrte und schien nach Luft zu ringen. Dann fiel sie Plotek um den Hals. »Nein, nein, das gibt es doch nicht!«, schrie sie, fast schon hysterisch.
    Gab es schon. Plotek roch jetzt eindeutig den Geruch

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