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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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flog eine Mehlschwalbe unter den Dachvorsprung. Mehlschwalben! Wie in Roses Haus in Quimperlé! Er konnte sich vorstellen, wie sie in diesem Cottage wohnte. Zusammen mit ihm. Sie wären nicht mittellos, denn der Herzog bezahlte ihn gut. Und doch – da Ben die ganze Zeit hatte vorgeben müssen, nur ein fahrender Sänger und Günstling des Herzogs zu sein, wäre er trotz des Geldes außerstande gewesen, ein passendes Zuhause für Rose zu beschaffen.
    Aber wenn sich jetzt herumsprach, dass ihr Bruder für sie sorgte …
    Von tiefen Gefühlen erfasst, konnte er kaum sprechen. Gerührt drückte er die Hand seines Wohltäters. „Danke, Adam – du bist die Antwort auf meine Gebete.“
    Adam grinste. „Immerhin bist du mein bester Freund – und außerdem nicht der Einzige, der die bretonischen Interessen in England unterstützen möchte.“
    „Nachdem Cecily mich auf eine Idee gebracht hat, muss ich dich um noch einen Gefallen bitten.“
    „Was, um noch einen?“
    Ben lachte. „Genauer gesagt, um zwei …“
    „Und die wären?“
    „Erstens, leih mir Flame …“
    „ Flame! Großer Gott, Mann, was denn noch? Vielleicht meine Zähne, meinen rechten Arm?“
    „Nein, dergleichen darfst du behalten. Ich brauche dein Kettenhemd und deinen Helm.“
    „Das sind drei Dinge.“
    „Stimmt. Nun, was sagst du?“

18. KAPITEL
    W ährend Rose ein paar Schritte hinter Harolds und Carls Heuwagen dahinschlenderte, hörte sie die Vesperglocke läuten. Diesen Tag hatte sie damit verbracht, das Dorf zu erkunden und ihre Entscheidung zu überdenken. Schließlich war sie zu dem wehmütigen Schluss gelangt, dass sie in Fulford ein neues Zuhause hätte finden können.
    Zu ihrem blauen Kleid trug sie die Glacélederschuhe, die Cecily ihr geschenkt hatte. Die dünnen Sohlen boten kaum Schutz vor den hart getrockneten Straßenfurchen. Doch sie freute sich über die Schuhe, denn es war viel zu heiß für ihre hohen Reisestiefel. Vorhin, während sie Harold und Carl beim Heumachen zugesehen hatte, hatte sie ihren Schleier abgenommen und zusammen mit dem Stirnband in ihren Gürtel gesteckt. Während sie sich der Kirche näherten, flatterte das weiße Tuch an ihrer Seite wie der Wimpel eines Ritters.
    Die Jungen und ihr ratternder Karren, das Maultier, das frisch gemähte Heu – all das war in goldenen Sonnenglanz getaucht. Nun hielt der Wagen vor der Kirche. Rose schaute westwärts und bewunderte den atemberaubenden Sonnenuntergang.
    Könnte sie diese Farben doch in einem Wandteppich einfangen – das klare Blau über der dunklen Baumreihe auf dem Hügel, das einen wunderbaren Kontrast zu den aprikosengelben Streifen und den Bronzetönen an den Rändern bildete … Obwohl die Sonne ihre Kraft fast verloren hatte und die Dämmerung bald hereinbrechen würde, leuchtete der Himmel immer noch so hell, dass es fast in den Augen schmerzte.
    Eine Mehlschwalbe flog über den Rasen auf dem Dorfplatz hinweg, unter den Dachvorsprung eines Cottages neben der Kirche. Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen. Ein Wolfshund bellte – einmal, zweimal. Irgendwo nahe der Burg klirrte ein Kettenhemd, und Rose hörte ein leises Wiehern. Perfekt. Fulford war einfach vollkommen.
    Nur etwas ganz Bestimmtes würde ihr hier fehlen …
    Immer mehr Farben leuchteten am Himmel. Während sich Hufschläge aus dem Stall näherten, verschmolzen Rosa und Aprikosengelb mit dunkleren Farben, mit Blutrot. Unheimlich – und trotzdem herzzerreißend schön … Sie prägte sich die Nuancen ein und beschloss, sie eines Tages auf Leinen festzuhalten.
    Hinter ihr begann das Pferd zu traben. Rose wurde aufmerksam. Die Hufschläge klangen immer lauter, das Pferd musste sie fast erreicht haben. Sie runzelte die Stirn, war aber nicht übermäßig besorgt. Die Straße war breit genug. Und kein Mann aus Adams Burg würde die Schwester seines Herrn niederreiten …
    Langsam drehte sie sich um – und erstarrte. Ein Schlachtross sprengte direkt auf sie zu, der Helm verbarg das Gesicht des Ritters. Irgendetwas stimmte nicht, doch sie fand keine Zeit, darüber nachzudenken. Ihr Herz schlug ebenso schnell wie die donnernden Hufe, als sie zur Seite sprang. Da wurde das Streitross herumgeschwenkt, näherte sich ihr erneut, die Nüstern gebläht, und wirbelte eine Staubwolke auf.
    Wie aus weiter Ferne hörte Rose Schreie vom Stall her und glaubte Adams Stimme zu erkennen. Doch sie konnte nicht nachsehen, denn sie musste das Pferd im Auge behalten, das mit wehender Mähne

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