Ballade der Liebe
mehr über King’s Theatre. Wie sieht es innen aus?“
Also berichtete Flynn über King’s Theatre, Drury Lane, Covent Garden und andere kleinere Theater, die er besucht hatte. Er erzählte von berühmten Sopranistinnen, die er gehört hatte: die Catalani, die Camporese und andere große Sängerinnen. Rose hörte aufmerksam zu. Ihre Augen glänzten vor Begeisterung, und er wünschte sich einen Opernbesuch mit ihr.
Nach dem Dessert aus Erdbeeren mit Schlagsahne räumte sie den Tisch ab. Augenzwinkernd sagte sie: „Wollen wir uns zu einem Tässchen Tee in den Salon begeben?“ und wies auf zwei abgewetzte Polstersessel vor dem Kamin.
Er setzte sich und sah ihr zu, wie sie den Tee aufbrühte. Während des Essens hatten sie sich gelöst unterhalten, nun aber trat ein verlegenes Schweigen ein, nur unterbrochen von ihrer Frage, wie er seinen Tee wünschte.
Sie nahm ihm gegenüber Platz, goss Tee ein und legte eine Praline auf die Untertasse.
„Rose …“, begann er.
Sie versuchte zu lächeln. „Ich weiß. Wir müssen reden.“
Flynn musste feststellen, dass ihn seine Redegewandtheit plötzlich im Stich ließ. „Lassen Sie mich ein Treffen mit Lord Tannerton vereinbaren, Rose, bevor Greythorne zudringlich wird.“
Sie furchte die Stirn. „Meinen Sie ein Treffen mit ihm oder etwas anderes?“
Er nahm die Praline zur Hand und legte sie wieder auf den Tellerrand. „Nur ein Treffen, zu weiteren Schritten sind Sie nicht verpflichtet.“ Der Gedanke an diese weiteren Schritte wurde ihm zur Qual, denn sie würden nach einem ersten Treffen zwangsläufig folgen.
Sie starrte in ihre Teetasse. „Und später?“
Er war unfähig, sie anzusehen. „Wenn Ihnen seine Gesellschaft … angenehm ist, wird sich alles Weitere finden.“
„Aha. Und was muss ich tun …?“ Ihre zaghafte Stimme verlor sich.
Flynn stutzte. Was sollte dieses Zögern? Sie hatte doch Erfahrung in derlei Dingen. Immerhin war sie mit Katy Green befreundet und wusste, welchem Gewerbe diese Dame nachging. Katy schien nichts Ungewöhnliches darin zu sehen, dass der Marquess sich für Rose interessierte. Und Rose selbst hatte Andeutungen über Männerbekanntschaften gemacht – Herren, mit denen sie Kutschfahrten in Hyde Park gemacht hatte. Eine Beziehung mit einem vermögenden Aristokraten müsste ihr doch höchst erstrebenswert erscheinen. Es sei denn …
Flynn straffte den Schultern. „Rose, gibt es einen anderen Mann …?“
„Der sich für mich interessiert, meinen Sie?“ Sie wies auf das Tablett neben seinen Handschuhen und seinem Hut, auf dem sich die Karten stapelten. „Diese Männer, vermute ich.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich meine einen Mann, der Sie interessiert.“
„Mich?“ Es dauerte einen Moment, ehe sie begriff. „Oh!“ Sie blinzelte heftig, und dann richtete sie ihre smaragdgrünen Augen auf ihn. „Nein, Flynn“, sagte sie leise. „Es gibt keinen anderen.“
Er vergaß zu atmen.
Schließlich wandte sie den Blick ab. „Warum stellen Sie mir eine solche Frage?“
Er hob seine Tasse. „Nun ja, Sie weigern sich hartnäckig, über den Marquess zu sprechen.“
„Deshalb denken Sie, es müsse einen anderen Mann geben.“ Sie betrachtete ihn mit leiser Ironie. „Es reicht Ihnen also nicht zu wissen, dass ich nicht den Wunsch habe, wie eine Handelsware verschachert zu werden.“
„Aber das stimmt doch nicht“, widersprach er, obgleich ein Körnchen Wahrheit in ihren Worten lag.
„Natürlich stimmt das“, entgegnete sie unbeirrt und stand auf. „Reden wir nicht mehr darüber. Ich werde mich mit Ihrem Marquess treffen.“ Sie durchquerte das Zimmer. „Nennen Sie mir nur einen Zeitpunkt.“
Er folgte ihr und zwang sie, ihn anzusehen. „Sind Sie sicher?“
Sie legte den Kopf schräg. „Natürlich bin ich sicher. Unter der Bedingung, dass mich dieses Treffen zu nichts verpflichtet. Und ich möchte nicht, dass mein Vater und Letty daran teilnehmen.“
Diese Bedingung wollte er ihr gerne erfüllen.
„Und keine Geschenke, wenn ich bitten darf.“
Auch diese Bitte war zu erfüllen.
„Und ich wünsche Ihre Anwesenheit.“
Er machte ein erstauntes Gesicht. „Meine?“
„Ja, und da es unschicklich wäre, wenn eine Dame mit zwei Herren ausgeht, wünsche ich Katy Greens Begleitung.“
Innerlich zuckte er zusammen. „Miss Green?“
Sie blickte durch den dichten Vorhang ihrer seidigen Wimpern zu ihm hoch. „Ja, ich will nicht allein sein.“
„Ich werde die entsprechenden Vorkehrungen treffen“,
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