Ballade der Liebe
zurück und betrachtete ihr Werk.
Gewiss nichts Großartiges. Nicht zu vergleichen mit der festlich gedeckten Tafel eines Marquess mit feinem Porzellan, Silberbesteck und Kristallgläsern; aber es musste genügen.
Den ganzen Tag war sie aufgeregt gewesen, nicht weil sie Heimlichkeiten hatte vor ihrem Vater, sondern in banger Erwartung, Flynn zu sehen.
Am Abend zuvor hatte ihr Lord Tannertons unerwartetes Auftauchen das Zusammensein mit ihm gründlich vereitelt. Dabei hatte sie sich in romantischer Schwärmerei darauf gefreut, mit ihm den schummrigen Parkweg zur Klause zu spazieren.
Den heutigen Abend hingegen wollte sie sich durch nichts verderben lassen, obwohl Flynn gewiss über den Marquess reden wollte. Sie freute sich einfach darauf, ein paar Stunden mit ihm allein zu sein. In der Schule war ihr zwar eingeschärft worden, es sei unschicklich, einen Herrn ohne Aufsichtsperson in der Wohnung zu empfangen, aber im Londoner Theaterviertel Covent Garden nahm man es mit der Schicklichkeit nicht so genau.
Während sie prüfte, ob genügend Wasser im Kessel war, um später Tee aufzubrühen, klopfte es an der Tür. Rose fuhr herum, presste die Hand an den Busen, um ihr klopfendes Herz zu beruhigen, eilte zur Tür und öffnete.
Flynn stand draußen und hielt ihr ein Päckchen entgegen. „Für Sie, Miss O’Keefe.“
Sie zögerte. Wieder ein Geschenk von Tannerton. Letty hatte den Ring entdeckt und trug ihn bereits am Finger. Rose nahm das Päckchen entgegen und trat beiseite, um Flynn einzulassen.
Er legte Hut und Handschuhe auf den kleinen Tisch neben der Tür und wies auf das Päckchen. „Ein Mitbringsel“, sagte er. „Von mir.“
Von ihm? Eifrig löste sie die Schleife und öffnete die Schachtel, in der ein Sortiment feiner Pralinen in gefalteten Papierkörbchen lag.
Sie lächelte zu ihm auf. „Vielen Dank. Wir werden später zum Tee davon naschen.“ Oder sie unberührt lassen und wie einen Schatz hüten. „Bitte setzen wir uns.“
Sie schenkte ein Glas Madeira ein. „Es ist zwar üblich, vor dem Dinner ein wenig Konversation zu machen, aber ich halte es für besser, wenn wir gleich essen.“
„Wie Sie wünschen, Rose“, entgegnete er, immer noch stehend.
Er wartete, bis sie die Fleischpasteten vom Kamin geholt und auf die Teller verteilt hatte, und rückte ihr den Stuhl zurecht.
„Es ist nur ein schlichter Imbiss“, entschuldigte sie sich.
„Der köstlich duftet.“ Er setzte sich und nahm einen Bissen davon. „Ich weiß nicht, wie lange ich keine Fleischpastete mehr gegessen habe.“
Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. „Tut mir leid, Ihnen Hausmannskost vorzusetzen.“
„Aber nein“, widersprach er. „Ich will damit nur sagen, wie gut es mir schmeckt.“
Rose warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Das sagen Sie nur aus Höflichkeit.“
„Nein, ich meine es ehrlich, Rose.“ Er sah sie so treuherzig an, dass sie versucht war, ihm zu glauben.
Gedankenverloren senkte sie den Blick auf ihren Teller. „Im Haus meiner Großeltern wäre das wirklich ein Festessen gewesen. Wir bekamen in der ganzen Woche weniger Fleisch als in diesen Pasteten ist.“
Auf Flynns Stirn bildete sich eine steile Falte. „Ihre Großeltern hatten wohl ein schweres Leben.“
„Wie man’s nimmt. Sie starben kurz nach meiner Mutter. Danach schickte Papa mich in die Schule nach Killyleagh.“
„Aber Sie hatten gewiss noch andere Verwandte.“
„Nicht mütterlicherseits. Aber ein paar O’Keefes leben sicher noch.“ Sie trank einen Schluck Wein. „Papas Familie hat ihm nie verziehen, dass er Musiker wurde. Deshalb kenne ich diese Verwandtschaft nur flüchtig.“
Während Flynn die Pastete mit großem Appetit aß, dachte er an die bittere Armut in Irland, von der auch ihre Familie betroffen war. Tanners Großzügigkeit könnte Rose ein sorgenfreies, angenehmes Leben bieten. Diese günstige Gelegenheit, ihr die Vorteile von Tanners Angebot schmackhaft zu machen, durfte Flynn nicht verstreichen lassen. Sie musste den Marquess kennenlernen, um ihre Ablehnung gegen ihn zu überwinden.
„Wir müssen über Ihr Treffen mit Lord Tannerton reden, Rose“, begann er.
Sie hielt den Blick auf ihren Teller gesenkt. „Ja. Das habe ich versprochen.“ Sie sah ihn an. „Also reden Sie. Ich höre zu.“
Ihr eindringlicher Blick verschlug ihm die Sprache. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte. „Nach dem Essen, vielleicht“, meinte er ausweichend.
Sie lächelte. „Dann erzählen Sie mir
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