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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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himmlisch? Sie ist ein wahrer Engel.“
    „Pah!“, schnaubte sein Freund. „Ich halte sie für berechnend und durchtrieben. Wie man sieht, frisst du ihr jetzt schon aus der Hand, bevor du überhaupt ein Wort mit ihr gewechselt hast. Ich fürchte, sie wird dich gegen Greythorne ausspielen wie bei einer Pferdeauktion in Tattersall.“
    „Wobei ich gestehe, das Spielchen macht mir irgendwie Spaß“, meinte Tanner schmunzelnd, doch dann wurde er ernst. „Was hast du über Greythorne herausgefunden?“
    „Vor einem Jahr machte er Amanda Reynolds den Hof, der schönsten Debütantin der letzten Saison. Es kursierten bereits Gerüchte über eine Heirat. Doch dann gab sie ihm völlig unerwartet den Laufpass.“
    „Wegen eines anderen?“, fragte Tanner.
    „Er ist Offizier, glaube ich“, meinte Pomroy achselzuckend.
    „Sie hat sich von einem Militär den Kopf verdrehen lassen? Na ja, das soll vorkommen“, überlegte Tanner.
    „Ja richtig, aber an der Sache war mehr, dessen bin ich mir sicher“, meinte Pomroy nachdenklich. „Sie hätte jeden haben können. Erinnerst du dich nicht an sie? Eine atemberaubende Schönheit.“
    Tanner erinnerte sich vage an eine kühle Blondine, jene Sorte kultivierter junger Damen, die man bei Abendgesellschaften, Bällen und öden Hauskonzerten antraf. Er nahm einen ordentlichen Schluck Arrak. „Ich konnte diesen Greythorne nie leiden. Sieht ständig aus wie aus dem Ei gepellt.“
    Pomroy wurde von seiner Tischdame in Beschlag genommen, einer vollbusigen, geschminkten Dame zweifelhaften Rufes, die er im Vergnügungspark aufgegabelt hatte und mit der er vermutlich die Nacht verbringen würde. Solche Frauen interessierten Tanner nicht im Geringsten. Während sein Freund mit dem hübschen Flittchen flirtete, lehnte er sich zurück und balancierte seinen Stuhl auf zwei Beinen. Er hob das Glas und ließ den Blick über die Menge schweifen.
    Mit etwas Glück würde er seinen Sekretär unter all den Menschen entdecken. Er wollte ihn drängen, endlich ein Stelldichein mit Miss Rose O’Keefe zu vereinbaren. Aber selbst wenn er an diesem Abend noch kein Glück hätte, war er froh, Lady Rawleys tödlich langweiligem Hauskonzert entronnen zu sein. Nach einer halben Stunde hatte er die spitzen Töne der Sopranistin nicht mehr ertragen und sich heimlich aus dem Staub gemacht. Er wünschte, die vornehme Welt würde sich endlich auf ihre Landgüter zurückziehen und ihn mit lästigen Einladungen verschonen.
    Er jedenfalls fand keinen Geschmack daran, in der Langeweile des Landlebens dahinzudämmern. Er bezahlte seine Gutsverwalter fürstlich und hatte es nicht nötig, beschwerliche Reisen zu unternehmen, um auf seinen Besitzungen nach dem Rechten zu sehen. Erst zu Beginn der Jagdsaison im Herbst zog es ihn aufs Land.
    Tanner schwenkte den Arrak in seinem Glas. Für gewöhnlich verbrachte er die Sommermonate in Brighton, aber in diesem Jahr hielt ihn die zaudernde Rose O’Keefe in der Stadt.
    In diesem Moment näherte sich ein makellos gekleideter Herr.
    „Sieh an, sieh an, wenn das nicht Tannerton ist.“ Lord Greythorne tippte den Silbergriff seines Ebenholzstöckchens gegen seine Hutkrempe und machte sich mit einem ironischen Lächeln über Tanners jungenhaften Balanceakt lustig.
    Tanner verengte die Augen und unterstrich seine Lümmelhaftigkeit noch, indem er die Hände hinter dem Kopf verschränkte. „Greythorne.“
    Pomroy lachte, und seine Begleiterin quiekte schrill. Greythorne musterte die Gesellschaft mit unverhohlener Geringschätzung, bevor er sich wieder an Tanner wandte. „Wie ich höre, sind wir in gewisser Weise Rivalen.“
    „Rivalen?“ Tanner lachte trocken. „Das bezweifle ich.“
    Der Earl tat so, als bemerke er den Seitenhieb nicht. „Um die Gunst der bezaubernden Rose O’Keefe. Das Mädchen gefällt mir, müssen Sie wissen.“
    „Ach, tatsächlich?“, meinte Tanner gedehnt.
    Greythorne klopfte mit dem Stöckchen gegen die Holzbalustrade des Separees. „Von Ihrem Sekretär erfuhr ich, dass Sie Anspruch auf die Dame erheben, wobei ich keinerlei Anzeichen für einen Erfolg erkennen kann.“
    „Machen Ihnen Ihre Augen zu schaffen?“, erkundigte Tanner sich mitfühlend.
    Gelassen strich Greythorne sich ein imaginäres Stäubchen vom Ärmel. „Wie amüsant, Tannerton.“ Er warf einen Blick zur Rotunde hinüber. „Vielleicht werde auch ich Sie amüsieren, wenn die entzückende Verführerin erst mir gehört.“
    „Machen Sie sich nur keine falschen Hoffnungen.“

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