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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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einem Schluck leer.
    „In King’s Theatre, Papa“, antwortete Rose.
    Ihr Vater lächelte. „Deine Mutter sang in King’s Theatre. Wusstest du das, Mary Rose?“
    „Ja, Papa.“
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern. „Du wünschst dir doch so sehr, in King’s Theatre zu singen. Damit bekommst du eine Chance!“
    Rose lachte. „Aber Papa, ich besuche eine Opernvorstellung. Der Marquess wird mich nicht bitten, auf die Bühne zu gehen und eine Arie zu singen.“
    „Lass mich versuchen, es dir noch einmal zu erklären.“ Er zwang sie sanft, sich zu setzen, nahm ihr gegenüber Platz und hielt ihre Hand. „Eine Theaterkünstlerin hat dann Erfolg, wenn die richtigen Leute Gefallen an ihr finden, falls du weißt, was ich meine. Du selbst hast dir dieses Leben ausgesucht.“ Er griff nach seinem Glas. „Lord Tannerton ist ein immens reicher Aristokrat, von dem es heißt, er behandle seine Freundinnen zuvorkommend und großzügig.“
    „Papa“, warf sie beschwörend ein. „Ich glaube an meinen Erfolg als Sängerin und werde bald viel Geld verdienen. Ich wurde bereits lobend in der Zeitung erwähnt, und nach der Saison in Vauxhall bekomme ich ein Angebot an einem anderen Theater, davon bin ich überzeugt.“
    Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Du bekommst nur dann ein Engagement, wenn du einen Fürsprecher hast. So wie ich Gelegenheit hatte, Mr. Hook zu bitten, dich vorsingen zu lassen, weil ich in seinem Orchester spiele. Um an ein richtiges Theater zu kommen, brauchst du einen Gönner, Kind. Und wenn der Marquess den Wunsch hat, dich singen zu hören, wird er dich fördern.“ Er zwang sie, ihn anzusehen. „Wenn du aber einen so einflussreichen Mann wie ihn erzürnst und vor den Kopf stößt, genügt ein Wort von ihm, und du wirst nie wieder auf einer Bühne stehen.“
    Rose wandte den Blick ab. So ähnlich hatte auch Flynn sich ausgedrückt. Der Marquess besaß die Macht, all ihre Träume platzen zu lassen.
    Ihr Vater drückte ihr die Hand, bis sie ihn wieder ansah. „Hör zu, deine liebe Mutter hatte das Talent zur großen Sängerin. Sie hatte eine wunderbare Stimme, und sie war schön – du bist ihr in vieler Hinsicht ähnlich, Mary Rose.“ Er lächelte wehmütig. „Sie erregte die Aufmerksamkeit eines bedeutenden Mannes. Ein Earl, wenn ich mich recht erinnere. Aber sie entschied sich für mich.“ Er schüttelte den Kopf, als könne er ihre Wahl immer noch nicht begreifen. „Wie du dir denken kannst, war der Earl sehr erzürnt, dass sie mir den Vorzug gab. Und danach fanden wir beide an keinem Theater in London mehr Arbeit. Zu der Zeit warst du schon unterwegs, und wir sahen uns gezwungen, zurück nach Irland zu gehen. Es dauerte viele Jahre, bevor der Earl seinen Groll gegen uns vergaß. Ich konnte nach England zurückkehren, um Geld zu verdienen. Bald darauf wurde deine Mutter krank …“ Die Stimme versagte ihm.
    Innerlich aufgewühlt, ließ Rose den Kopf sinken. Ihre schöne Mutter hatte auf die Stimme ihres Herzens gehört, auf eine Karriere verzichtet und der Liebe den Vorzug gegeben. Hatte sie denn nicht richtig gehandelt?
    Die Augen ihres Vaters füllten sich mit Tränen. „Sie wurde krank, aber ich war in London, um Geld zu verdienen. Ich habe sie nie wiedergesehen …“ Er schloss die Augen, seine Schultern wurden von trockenem Schluchzen geschüttelt.
    Rose liefen die Tränen über die Wangen. Wäre sie nicht geboren worden, wäre ihre Mutter wahrscheinlich auf die Bühne zurückgekehrt und hätte in London eine Karriere als gefeierte Sängerin gemacht. Sie aber hatte eine Liebesheirat, ein Kind und ein Leben in Armut vorgezogen. Hätte sie den Earl als ihren Gönner gewählt, wäre sie vielleicht noch am Leben.
    Rose schloss ihren Vater in die Arme. „Ich treffe mich mit dem Marquess. Mach dir keine Sorgen.“
    Er hob den Kopf und schenkte ihr ein wässriges Lächeln.
    In diesem Moment fasste Rose einen Entschluss. Sie wollte singen, nicht nur für sich, sondern auch für ihre Mutter. Ihre Mutter sollte durch sie weiterleben.
    „Was redest du denn da, Alroy?“, mischte Letty sich nun lauthals ein. „Sag deiner Tochter, sie soll ihren Hintern bewegen und das nehmen, was dieser Marquess uns bietet.“
    „Ich habe sie davon überzeugt, denke ich.“ Ihr Vater schniefte und tätschelte Roses Hand.
    „Ja, ich treffe mich mit dem Marquess“, wiederholte sie.
    Er nickte und trank einen Schluck. Rose stand auf, ging in ihre Kammer, legte sich den Schal um die Schultern, setzte den

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