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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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bejahte er resigniert. Ihm graute davor, Zeuge zu sein, wenn Tanner sie mit seinem Charme umgarnte.
    Tapfer lächelte sie. „Gut. Das wäre erledigt. Kein Grund, länger darüber zu sprechen.“
    Sie trommelte mit den Fingern auf einen rechteckigen Holzkasten, der auf einem Tisch in der Ecke des Zimmers stand. „Ich will Ihnen etwas zeigen“, sagte sie plötzlich.
    Fragend zog er eine Braue hoch.
    „Sehen Sie mal!“ Mit einem verschmitzten Lächeln öffnete sie den Deckel, unter dem ein kleines Pianoforte zum Vorschein kam. „Ist das nicht ein Wunderwerk?“
    Er lachte. „Ja, was für eine Überraschung.“
    Spielerisch ließ sie die Finger über die Tasten gleiten. „Es gehörte meiner Mutter. Das Pianoforte begleitete sie auf all ihren Konzertreisen. Es ist sogar gestimmt und hat einen schönen Klang. Hören Sie.“
    Sie zog sich einen Hocker heran, legte die Finger auf die Tasten, schlug ein paar Akkorde an und spielte eine Melodie, die er kannte, aber seit Jahren nicht mehr gehört hatte: „Shule Agra“.
    His hair was black, his eye was blue
    His arm was stout, his word was true
    I wish in my heart, I was with you …
    Rose sang die Ballade von einem jungen irischen Soldaten, der im Kampf um die Sache der Jakobiter gefallen war. Flynn hatte das traurige Lied in seiner Jugend häufig im Kreis der Familie gesungen, von seiner Mutter auf dem Pianoforte begleitet. Als Rose den Refrain anstimmte, fiel Flynn ein. „Shule, shule agra …“
    Er schloss die Augen und ließ sich vom Klang ihrer verschmelzenden Stimmen forttragen nach Ballynahinch, zurück in die Heimat zu seiner Familie.
    „ Go thee, thu Mavourneen slaun“ , sangen sie im Duett und hielten die letzte Note lange an, bevor ihre Stimmen verklangen.
    Rose erhob sich, ihre Blicke trafen sich. „Wunderschön“, raunte er verzaubert.
    Ohne eigentlich zu wissen, was er tat, strich er ihr sanft über die Wange. Ihre Augen verdunkelten sich; sie neigte sich ihm zu. Er atmete ihren frischen Duft, der ihn an den blühenden Garten seiner Mutter erinnerte. Roses Gesicht war ihm so nahe, dass er ihren Atem an seiner Haut spürte.
    Langsam neigte er den Kopf, wollte nur einen kurzen Augenblick ihre Lippen berühren. Sie stand still, abwartend. Er näherte sich ihr noch mehr, bis ihr Atem sich vermischte. Im nächsten Moment würde er sie küssen …
    Im Treppenhaus wurden Schritte laut, eine Türe wurde geöffnet und zugeschlagen. Flynn riss sich aus seiner Träumerei.
    Er ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück.
    „Flynn?“, hauchte sie, und in ihren Augen spiegelte sich sein eigenes Verlangen.
    „Das ist verrückt“, keuchte er gequält. Ja, es war der reine Irrsinn, die Frau zu begehren, die sein einflussreicher und mächtiger Dienstherr für sich beanspruchte.
    Rose stellte sich auf Zehenspitzen, er aber hob abwehrend die Hand. „Ich muss gehen.“
    „Warum ist es verrückt, Flynn?“ Sie trat ihm in den Weg.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sie anzufassen und sie sanft beiseitezuschieben, um nach Hut und Handschuhen greifen zu können.
    „Warum ist das verrückt?“, wiederholte sie und griff nach dem Stapel Visitenkarten auf dem Tablett.„Tannerton und Greythorne und all diese anderen Herren wollen das doch von mir.“ Sie ließ die Karten durch ihre Finger zu Boden rieseln. „Warum darf es nicht zwischen uns sein?“
    „Weil das etwas anderes ist, Rose.“ Flynn streifte sich die Handschuhe über. „Tannerton ist mein Dienstherr. Eine Affäre zwischen uns würde den Ruin meiner Zukunft und der Ihren bedeuten. Begreifen Sie das nicht?“
    „Aber er muss es doch nicht wissen“, entgegnete sie ungerührt.
    „Ich würde es wissen. Nach allem, was er für mich getan hat, darf und will ich ihn nicht hintergehen.“ Glaubte sie tatsächlich, er würde mit ihr Zärtlichkeiten tauschen und hinterher Tanner unter die Augen treten und so tun, als sei nichts gewesen?
    In der offenen Wohnungstür drehte er sich noch einmal um. „Sie sind wie Ihre Freundin Katy. Versuchen Sie nicht, uns hinzuhalten mit ihrem Gerede, Sie brauchen Bedenkzeit. Ich glaube Ihnen nicht.“ Er war schon halb aus der Tür, als er noch einmal herumfuhr und ihr sein Gesicht näherte, beinahe wie vorhin, als sie gehofft hatte, er würde sie küssen. „Sie sind eine leichtfertige, kokette Person.“
    Rose blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen, während Flynn mit einem verächtlichen Laut die Treppe hinunterstürmte.
    Mit zitternden Knien lehnte

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